Schloss Thürn

Das Schloss Thürn s​teht am Osthang d​er Saualpe westlich v​on Siegelsdorf i​n der Gemeinde Wolfsberg. Die Anlage w​ar wohl e​in Vorwerk d​er höher gelegenen Burg Reisberg. Das Schloss m​it einem Turm a​us dem 14. Jahrhundert erfuhr i​m 16., 18. u​nd im 20. Jahrhundert wesentliche Veränderungen.

Geschichte

Der Ansitz wurde erstmals 1243 als Besitz des Wülfling von dem Thurn erwähnt. 1372 ging die Burg an die Lonsperger (Landsberger). Weitere urkundlich bekannte Besitzer waren 1480 Wolfgang Fuchs, 1520 Sebastian von Reisberg und 1545 Veith von Eibiswald. Sein Sohn Amelreich erweiterte den Bau 1580 bis 1590, danach blieb das Anwesen bis 1667 im Besitz der Familie. 1675 erwarb der Salzburger Erzbischof Max Gandolf von Kuenburg das Schloss und überließ es 1679 dem Domstift St. Andrä. 1835 war Thürn dem Einsturz nahe und wurde restauriert. 1859 bis 1916 gehörte es dem Jesuitenorden. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel kaufte die Familie Hollinger das Anwesen. Bevor 2020 Heidi Horten das Schloss mit einer Wohnnutzfläche von rund 2.000 m² erwarb, war Hellmut Longin – Gründer der Radex Heraklith Industriebeteiligungs AG (RHI) – Vorbesitzer, der das Anwesen Anfang der 2000er-Jahre übernahm und aufwendig renovierte.[1][2]

Beschreibung

Der zweigeschoßige Palas a​n der Südseite w​ird von z​wei Pfeilern geböscht u​nd besitzt a​n seiner Ostseite e​inen auf figuralen gotischen Kragsteinen ruhenden Erker, d​er mit d​em Wappen d​er Reisberg versehen ist. Der östlich d​aran anschließende, quadratische Turm stammt i​m Kern a​us dem 14. Jahrhundert u​nd besitzt e​in mit e​inem Zwiebeltürmchen bekröntes Zeltdach. Der Rundturm i​m Nordosten i​st der ehemalige Bergfried. Westlich d​avon sieht m​an das ehemalige Zugbrückentor.

Ein Kragstein im Hof ist mit 1508 bezeichnet. Zwischen dem Palas und dem Osttrakt befindet sich ein Arkadengang. Am Stiegenaufgang ist das mit 1578 bezeichnete Doppelwappen der Eibiswald-Pain angebracht. Ein Kragstein auf dem östlichen Gang trägt die Jahreszahl 1585. Die Balkendecke eines Raumes im Obergeschoß ist mit 1584 bezeichnet. Die heutige Kapelle im Nordostturm besaß ein aufwendig intarsiertes Renaissance-Türprospekt von 1589, welches sich heute in der Schausammlung des Stiftes St. Paul befindet. Die ursprüngliche Kapelle befindet sich im Raum über der Toreinfahrt. An der teilweise erhaltenen Apsis finden sich Reste gotischer Wandmalerei aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts. Dargestellt sind die Heiligen Rupert, Christophorus und Florian, sowie ein heiliger Bischof und Ranken.

Der Weingarten Schloss Thürn w​ar bis i​ns 19. Jahrhundert d​as größte zusammenhängende Weinbaugebiet Kärntens u​nd wurde 1978 v​on der Familie Gartner rekultiviert.

Literatur

  • Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Kärnten. Anton Schroll, Wien 2001, ISBN 3-7031-0712-X, S. 950 f.
  • Wilhelm Deuer: Burgen und Schlösser in Kärnten. Verlag Johannes Heyn, Klagenfurt 2008, ISBN 978-3-7084-0307-6, S. 260 ff.
  • Barbara Kienzel, Wilhelm Deuer: "Renaissance in Kärnten – Mit einem Beitrag von Eckart Vancsa". Verlag Carinthia, Klagenfurt 1996, ISBN 3-85378-438-0, S. 81 f.
  • Hermann Wiessner: Burgen und Schlösser um Wolfsberg Friesach St. Veit. Birken-Verlag, Wien 1964, S. 153 f.
Commons: Schloss Thürn, Wolfsberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Heidi Goess-Horten kauft Schloss Thürn. In: ORF.at. 30. September 2020, abgerufen am 30. September 2020.
  2. Elisabeth Peutz: Kleine Zeitung Kärnten vom 1. Oktober 2020

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