Schloss Rhede
Das Herrenhaus Haus Rhede, volkstümlich auch Schloss Rhede genannt, in der gleichnamigen Stadt in Nordrhein-Westfalen kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Das zweiflügelige Herrenhaus wurde nahezu in seiner heutigen Form 1564 von Lubbert von Rhemen erbaut, geht aber auf eine Burg aus dem 13. Jahrhundert zurück.
Beschreibung
Das Herrenhaus erhebt sich zweigeschossig über einem Keller. Es besitzt zwei Gebäudeflügel aus Backstein, die rechtwinkelig aneinander stoßen. Der Nordostflügel ist mit seinem geschweiften Staffelgiebel noch original aus dem Jahr 1564 erhalten und besitzt an seinen Giebelseiten Rautenbänder aus blau gebrannten Backsteinen.[1]
Der schmalere Südwestflügel wurde 1845/46 auf alten Grundmauern seines Vorgängerbaus erweitert neu errichtet. Die ursprüngliche Form seiner Schweifgiebel ist hier nur vereinfacht nachgeahmt, und sein Satteldach wird von einem kleinen Dachreiter bekrönt. Eine zwölfstufige Freitreppe aus der Zeit um 1740 führt zum dortigen Portal.
Im Winkel der beiden Flügel steht ein achteckiger Treppenturm mit drei Geschossen. Er besitzt eine zwiebelförmige Haube mit Schieferdeckung und trägt das Allianzwappen seiner Erbauer Lubbert von Rhemen und dessen Frau Hillegunde von Diepenbrock zu Kortenhorn. Die Gesamtanlage ist von einem viereckigen Wassergraben umgeben, die Hauptburginsel umschließt eine eigene, ovale Gräfte.
Das Herrenhaus befindet sich in Privatbesitz und wird bewohnt; der Park ist nicht öffentlich zugänglich.
Geschichte
Für etwa die Mitte des 13. Jahrhunderts ist bereits eine Burganlage der Herren von Rhede auf der anderen Seite des Rheder Baches verbürgt. Da sich jedoch der damalige Burgherr Werner von Rhede während einer Fehde gegen den Münsteraner Bischof Ludwig II. von Hessen auf die Seite der Grafen von Geldern stellte, wurde die Burg 1324 von bischöflichen Truppen zerstört. Nachfolgend wurde sie zwar von den neuen Besitzern, den Herren von Rhemen, wieder aufgebaut, jedoch blieb auch dieser Neubau nicht lange von kriegerischen Handlungen verschont. Everhard von Rhemen machte sich die Stadt Bocholt zum Feind, und so zerstörten Bocholter Truppen den Burgsitz mit Ausnahme des Bergfrieds ein weiteres Mal.
1426 gab der Bischof von Münster den Herren von Rhemen die Erlaubnis, das Haus „mit Bergfried und Beihaus“ an seinem jetzigen Standort neu zu errichten. Ein Nachfahr Everhards, Lubbert von Rhemen, ließ 1546 den Bergfried niederreißen und an jener Stelle gemeinsam mit seiner Frau Hillegunde von Diepenbrock zu Kortenhorn ein zweiflügeliges Herrenhaus, umgeben von einer doppelten Gräfte, im Stil der Renaissance erbauen. Nachdem die männliche Linie des Hauses Rhemen 1695 ausstarb, wechselte das Schloss Rhede mehrfach den Besitzer. 1843 verkaufte Graf Alexander von Wartensleben das Anwesen mit den Gütern Borg und Dorfbröcking für 65.000 Taler an Laurenz Friedrich Lancelle, einen Notar aus Emmerich.[2] Er ließ den alten Südwestflügel niederlegen und auf alten Fundamenten einen neuen errichten.
1860 erwarben die Brüder Fürst Alfred Konstantin zu Salm-Salm und Prinz Emil zu Salm-Salm das Anwesen als Witwensitz. Nikolaus Leopold Heinrich zu Salm-Salm (1906–1988) wählte Haus Rhede später als Wohnsitz, nachdem die Wasserburg Anholt in Isselburg während des Zweiten Weltkriegs durch Bombentreffer zu 75 % beschädigt und unbewohnbar geworden war. Mitglieder des Hauses Salm-Salm nutzen Haus Rhede noch heute als Wohnsitz.
1980 wurde das Gebäude mitsamt dem direkt angrenzenden Park restauriert. Dabei wurde der ehemalige Putz entfernt, damit die darunter liegenden Backsteine wieder zur Geltung kommen konnten. 2002–2006 wurden das Anwesen samt Nebengebäuden, die Ufer der Gräften sowie der Park kernsaniert.
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen. Band 2: Westfalen. Deutscher Kunstverlag, München 1969, S. 482.
- Erich Tönspeterotto, Birgit Cremers-Schiemann: Schlösser im Münsterland. Artcolor, Hamm 1994, ISBN 3-89261-125-4, S. 165.
- Wilhelm Rave: Kreis Borken (= Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen. Band 46). Aschendorf, Münster 1954, S. 429–433.
- Karl Eugen Mummenhoff: Die Profanbaukunst im Oberstift Münster von 1450 bis 1650. (= Westfalen. Sonderheft 15). Aschendorff, Münster 1961, S. 246 f.
Weblinks
- Eintrag von Stefan Eismann zu Schloss Rhede in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts, abgerufen am 21. Oktober 2021.
Einzelnachweise
- Eintrag des Herrenhauses in der Denkmalliste der Stadt Rhede, Zugriff am 5. Juni 2016.
- Hasso Lancelle: Jean Frangois Lancelle auf dem Isselmannshof in Hamminkeln. In: Hamminkelner Verkehrsverein e. V. (Hrsg.): Hamminkeln Ruft. Nr. 29, Mai 1991, S. 4 (PDF; 5,9 MB).