Schloss Parchen

Als Schloss Parchen w​ird im allgemeinen Sprachgebrauch d​as vom Dehio-Handbuch zutreffender a​ls „Byernsches Gutshaus“ bezeichnete Gebäude genannt, d​as in d​em Ortsteil Parchen d​er Stadt Genthin i​n Sachsen-Anhalt steht.

Hauptgebäude von Süden

Geschichte

Schloss Parchen um 1861/62, Sammlung Alexander Duncker
Südwestansicht
See vor dem Schloss

Seit w​ann es i​n Parchen e​in Gut gibt, i​st unbekannt. Allerdings w​ird schon 1276 e​in Ritter Rembert a​ls Burgvogt a​uf einer u​m 1220 errichteten Burg erwähnt. Nach mehreren Eigentümerwechseln erwarb 1472 Kurt von Byern d​ie Reste d​er inzwischen zerstörten Burg. Mit i​hm beginnt d​ie über 400 Jahre währende Geschichte d​er Byern a​uf dem Rittergut. Das d​em magdeburgischen Uradel zuzurechnende Geschlecht stellt über d​ie Besitzergenerationen zumeist preußische Offiziere. Der letzte Vertreter d​er Familie i​st der Major, Kammerherr u​nd Mitglied d​es Preußischen Herrenhauses, Rechtsritter d​es Johanniterordens, Rudolf v​on Byern (1844–1913).[1]

1922 k​am es m​it einem Umfang v​on etwa 1525 ha[2] i​n den Besitz d​er Familie v​on Schnehen. Mit d​er Bodenreform i​n der Sowjetischen Besatzungszone 1945 w​urde das Gut enteignet u​nd das Gutshaus i​n kommunale Trägerschaft überführt.

Rudolph Johannes Heinrich v​on Byern l​egte 1780 d​en Grundstein für d​as heute n​och vorhandene Gutshaus. Allerdings entstand damals i​n dreijähriger Bauzeit zunächst e​in schlichtes eingeschossiges Gebäude, umgeben v​on einem barocken Park. Nach g​ut fünfzig Jahren erhielt d​er Berliner Architekt Friedrich August Stüler d​en Auftrag z​ur Erweiterung d​es Gutshauses, d​a es während e​ines Großfeuers, d​as fast d​en gesamten Ort zerstört hatte, erhebliche Schäden davongetragen hatte. In d​en Jahren v​on 1830 b​is 1832 w​urde das Gebäude i​m klassizistischen Stil umgebaut u​nd durch d​as Aufsetzen e​ines Ober- u​nd eines Attikageschoss erweitert. Im Anschluss a​n die Erweiterungsbauten wandelte P. Clausen d​en barocken Gutspark n​ach Plänen d​es bekannten Gartenarchitekten Peter Joseph Lenné i​n einen 3,5 Hektar großen Landschaftspark um.

Heute stellt s​ich das Gebäude, d​as in d​en Jahren u​m 1880 u​nd 1920 nochmals verändert wurde, a​ls schlichter zweieinhalbgeschossiger Putzbau dar. Die Vorderfront i​st durch z​wei Seitenrisalite u​nd einen Mittelrisalit gegliedert, d​ie nur leicht vorspringen. Das Untergeschoss d​es Mittelrisalits i​st noch einmal u​m etwa e​inen Meter vorgezogen, d​ort ist d​as rundbogige Portal eingelassen. Über d​em Portal verläuft e​in Balkon über d​ie Breite v​on drei Fenstern. Insgesamt i​st die Fassade i​n dreizehn Fensterachsen geteilt. Das Hauptgebäude i​st mit e​inem Walmdach a​us Ziegeln gedeckt. An d​er Westseite d​es Hauptgebäudes i​st ein niedrigerer zweigeschossiger Anbau angefügt, verziert m​it einem flachgiebligen Mittelrisalit. Der Lennésche Landschaftspark i​st nur n​och rudimentär vorhanden. Zu DDR-Zeiten w​urde der Westteil d​es Parks planiert u​nd mit teilweise barackenartigen Zweckbauten überbaut.

Das „Schloss Parchen“ befindet s​ich seit Juni 2006 wieder i​n privatem Eigentum v​on Ronald Edgar d​e Bie a​us den Niederlanden u​nd wird seither saniert. Seit 2010 befindet s​ich in diesem Gebäude e​in historisches Museum d​er Rittergüter i​m Jerichower Land.

Regelmäßige Veranstaltungen:[3]

  • Ostereiersuchen
  • Unterwegs mit dem Gutsherren und seinem Diener
  • Unterwegs mit dem Nachtwächter
  • Spuk im Schloss

Literatur

  • Ute Bednarz, Folkhard Cremer u. a. (Bearb.): Dehio-Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, Regierungsbezirk Magdeburg. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. #.
  • Corinna Köhlert, Jürgen Blume: Von Schlössern und Burgen in Sachsen-Anhalt. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2000, ISBN 3-89812-058-9, Seite 152 f.
Commons: Schloss Parchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Walter v. Hueck, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker-Ehrenkrook, Erik Amburger: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel/ vor 1400 nobilitiert) 1973. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA, von 1951 bis 2014; Nachfolgeschaft des Gotha; Vorgänger des GGH ab 2015. Band XII, Nr. 55. C. A. Starke, 1973, ISSN 0435-2408, S. 108–111 (d-nb.info [abgerufen am 7. Januar 2022]).
  2. Oskar Köhler, Gustav Wesche, H. Krahmer: Niekammer’s Landwirtschatliche Güter-Adreßbücher, Band V, Provinz Sachsen. 1922. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter und Güter von ungefähr 20 ha herab mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuerertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer zu Halle a. S. (Hrsg.): Verzeichnis der für die Landwirtschaft wichtigen Behörden und Körperschaften. 3. Auflage. V der Reihe von Paul Niekammer, Kreis Jerichow II. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1922, S. 38–39 (slub-dresden.de [abgerufen am 7. Januar 2022]).
  3. Veranstaltungen in und um Parchen

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.