Schloss Hainewalde
Das Neue Schloss Hainewalde steht in der sächsischen Gemeinde Hainewalde. Es befindet sich in Besitz der Nachbargemeinde Großschönau. Der Hainewalder Schlossverein bemüht sich um den Erhalt und nachhaltige Nutzungskonzepte sowie die touristische Vermarktung des Gebäudes.
Geschichte
In unmittelbarer Nachbarschaft der heutigen Schlossanlage befand sich ein von einem Wassergraben umgebener Rittersitz, der 1392 als im Besitz von Nicolaus diclus de Warnsdorf erwähnt wurde.
Die alte Wasserburg wurde 1564 von Hans Ulrich von Nostitz durch ein Renaissanceschloss, das sogenannte Alte Schloss, ersetzt. Dabei handelte es sich um eine vierflügelige Anlage, die einen Innenhof umschloss. Die Fassade war reich mit illusionistisch wirkenden Dekorationen in Sgraffitotechnik versehen. Aufgrund Baufälligkeit wurde das Alte Schloss 1780 abgebrochen. Einzig der Flügel des Torhauses blieb erhalten und wurde bis 1857 als Gerichtsgebäude und Gefängnis genutzt. Er befindet sich in Privatbesitz und ist nicht öffentlich zugänglich (Stand 2014). Das Wappen über dem Portal erinnert an die Bauherrenfamilie von Nostitz.
Der königlich-preußische Kammerherr Samuel Friedrich von Kanitz ließ 1749 bis 1755 in Nachbarschaft des Alten Schlosses die heutige Schlossanlage (Neues Schloss) im Barockstil errichten. Bemerkenswert ist die Lage des Neuen Schlosses, das in den Talhang der Mandau erbaut wurde. Vom Talgrund führt eine Terrassenanlage mit fünf Absätzen zum Hauptgebäude des Schlosses. Das Hauptportal wird von toskanischen Säulen gestützt, der Schlussstein zeigt das Doppelwappen der Familien von Kanitz und von Kyaw. Zwei Seitenflügel bilden einen Vorhof zum Hauptgebäude. Auch der am Hang gelegene Schlossgarten war mit Gartenteich, Hecken, Mauern, Gärtnerei, Orangerie und mehreren Pavillons im barocken Stil gestaltet.
Im Jahre 1781 erhielt das Schloss aufgrund mehrfacher Blitzeinschläge, als eines der ersten Gebäude in der Oberlausitz, einen Blitzableiter[1]. Dieser ist auch noch auf der historischen Ansicht des Schlosses von 1840 ersichtlich.
1882/83 erfolgten umfangreiche Umgestaltungsarbeiten nach Plänen des Zittauer Architekten Hugo Müller, bei denen die barocken Formen weitgehend verloren gingen. Die Fassade erhielt eine Sgraffitobemalung.
1927 verkaufte Moritz Joachim Ernst von Kyaw das Schloss an die Gemeinde Großschönau. Vom 26. März bis 10. August 1933 diente das Schloss als Schutzhaftlager KZ Hainewalde und von 1933 bis 1945 als Wehrertüchtigungslager.
Bis 1972 fand noch eine Teilnutzung als Wohngebäude statt, von 1972 bis 2004 stand es leer. 2000 wurde der „Förderverein zur Erhaltung des Kanitz-Kyawschen Schlosses Hainewalde e. V.“ gegründet, durch den 2007 die Sanierung des Ostflügels begann.
2013 wurde im Schloss Hainewalde ein Teil des Films Grand Budapest Hotel gedreht.[2]
Während der schrittweisen Restaurierung des Schlosses wurde am 24. Juni 2020 die nach altem Vorbild neu gebaute Laterne auf das Gebäude aufgesetzt.[3][4] Die alte Turmhaube wurde etwa 23 Jahre zuvor abgenommen, da sie schief stand und einzubrechen drohte. An der Nordseite des Schlosses wurde am Anbau das Dach, das schon mal heruntergebrochen und zwischenzeitlich nur behelfsmäßig mit Blech abgedeckt war, erneuert. Die Sgraffitoarbeiten am Nordanbau wurden zum Teil komplett erneuert oder restauriert. Dabei wurden unter anderem die Fensterbögen, die Eckquarderung, Brüstungsornamente, die Spiegelflächen mit Rollwerk (Kartuschen) und 6 Wappen (je drei der Familie von Döringk und drei der Familie Kyaw) neu hergestellt oder restauriert. Der Putz des Schlosses wurde erneuert, die Fassade erhielt eine Fassung. Für die Sanierung investierte die Gemeinde 800.000 Euro, zu 90 Prozent Fördermittel.[5]
Tourismus
Es werden regelmäßig Schlossführungen angeboten. Jährlich findet ein Schlossfest statt und der Schlossverein beteiligt sich am jährlichen Tag des offenen Denkmals. Außerdem wurde ein Schlosskalender und andere Erinnerungsstücke vom Schlossverein herausgegeben.
Schlosspark
Der Schlosspark ist Mitglied des Gartenkulturpfades beiderseits der Neiße.[6] Dies verbessert die Möglichkeiten der Pflege (Parkseminare) und die Aussichten auf Förderung sowie die touristische Erschließung.
Literatur
nach Autoren alphabetisch geordnet .
- Lars-Arne Dannenberg, Matthias Donath: Schlösser in der südlichen Oberlausitz. edition Sächsische Zeitung, Meißen 2008
- Kirsten Krepelin, Thomas Thränert: Die Hainewalder Schloss- und Gartenanlage. In: Die Gartenkunst 15 (2/2003), S. 355–374.
- Kirsten Krepelin, Thomas Thränert: Schloss und Gartenanlage Hainewalde. Hrsg.: Zittauer Geschichts- und Museumsverein e.V. G. Oettel, Görlitz 2010, ISBN 978-3-938583-54-8.
- Kirsten Krepelin, Thomas Thränert: Schloss und Park Hainewalde. Der Herrschaftssitz als Denkmal. In: Lars-Arne Dannenberg, Kai Wenzel (Hg.): Zwischen mächtigen Fürsten. Der Adel in der Oberlausitz in vergleichender Perspektive (16. bis 19. Jahrhundert). G. Oettel, Görlitz/Zittau 2016, S. 176–206.
- NN: Die südöstliche Oberlausitz mit Zittau und dem Zittauer Gebirge (= Werte der deutschen Heimat. Band 16). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1970.
- Gustav Adolf Poenicke: Hainewalde. In: Markgrafenthum Oberlausitz. (= Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section.), Leipzig o. J. (1854–1861), Seite 89–90. (Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource).
Weblinks
Einzelnachweise
- Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften: Provinzialblätter, oder Sammlungen zur Geschichte Naturkunde, Moral und anderen Wissenschaften, Seite 388ff., Leipzig und Dessau, 1782
- The Grand Budapest Hotel – Filming Locations. Internet Movie Database, abgerufen am 22. Mai 2015 (englisch).
- Endlich: Schloss Hainewalde wird gekrönt. In: Sächsische Zeitung. 16. Juni 2020 (saechsische.de [abgerufen am 9. Juli 2020]).
- Hainewalder Schloss ist wieder gekrönt. In: Sächsische Zeitung. 24. Juni 2020 (saechsische.de [abgerufen am 9. Juli 2020]).
- Jana Ulbrich: Schloss Hainewalde: Die Krönung beginnt. In: Sächsische Zeitung. 18. Oktober 2019 (kostenpflichtig online [abgerufen am 12. Januar 2020]).
- Homepage Gartenkulturpfad beiderseits der Neiße, Mitglieder und Kooperationspartner, abgerufen am 4. Juni 2018