Schloss Grades
Nördlich der Marktsiedlung Grades in Kärnten, auf einem steilen Felshügel über dem Metnitzbach gelegen, wacht das Schloss Grades über den zentralen Teil des Metnitztales. Es steht im Ortsteil Grades der Gemeinde Metnitz im Bezirk St. Veit an der Glan. Zeitweise wurde das Schloss als eigene Ortschaft betrachtet; heute ist es Teil der Ortschaft Grades.
Geschichte
Bereits Kelten und Römer besiedelten den steilen Burgberg, der an drei Seiten von der Metnitz umflossen wird. Nach dem Tod der Hemma von Gurk, die an dieser Stelle unbestätigten Gerüchten zufolge eine Kapelle errichten ließ gelangte das Metnitztal in den Besitz der Kirche. 1071 wurde das Tal dem neugegründeten Bistum Gurk einverleibt.
Der Vorgängerbau des Schlosses wurde wahrscheinlich unter Bischof Heinrich I. von Gurk um das Jahr 1173 errichtet. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte jedenfalls 1285. Sein heutiges Aussehen erhielt das Bauwerk durch Umbauten und Erweiterungen der romanischen Kernsubstanz im 15./16. Jahrhundert sowie im 17./18. Jahrhundert. Ursprünglich hatte die bischöfliche Verwaltung des oberen Metnitztales hier ihren Haupt- und Gerichtssitz, in dem der Truchsess die Funktion eines Gerichtsherrn der Gurker Bischöfe ausübte. In der Mitte des 18. Jahrhunderts beherbergte das Schloss eine Seidentapetenmanufaktur beziehungsweise eine Tuchfabrik. Schloss Grades war nie als Lehen vergeben worden und blieb bis zum Ende des 20. Jh. im Besitz des Bistums Gurk und wurde zuletzt zeitweise als Erholungsheim für Kinder verwendet. Seit 2015 befindet sich das Anwesen in Privatbesitz und ist im Rahmen von Führungen und kulturellen Veranstaltungen öffentlich zugängig. Die umfangreichen Restaurierungsarbeiten konnten im Jahr 2020 abgeschlossen werden.
Im Februar 2022 war Schloss Grades Teil eines Beitrags der ORF-Sendung "Am Schauplatz Gericht".[1]
Beschreibung
Der unregelmäßige Innenhof wird durch eine mächtige Vierflügelanlage umgeben, im Westen umschließt eine Wehrmauer einen Hof, in dessen nordwestlichem Bereich ein gotischer Speicher erhalten ist. Das westliche Eingangstor zum Schlosshof ist mit 1661 bezeichnet. Im Hof gibt es spätgotische Tore und Fenster. Eine der spätgotischen Türen führt in die alte Küche mit offenem Herd. Der Eingangsturm des Schlossgebäudes weist einen Zwiebelhelm auf. In sechs Sälen des Hauptgeschoßes zieren Deckenstuckaturen aus dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts die Räumlichkeiten. Sie stammen mit großer Wahrscheinlichkeit von Kilian Pittner. Im West-Raum des Süd-Traktes findet sich ein kreisrunder Mittelspiegel mit Wappen des Fürstbischofs Jakob I. Maximilian von Thun-Hohenstein (1709–1749). Eingelassen in die Decke des Nord-Raumes des Ost-Traktes ist ein gerahmtes Leinwandbild „Ahasveros und Haman beim Mahl der Esther“ von Josef Ferdinand Fromiller, bezeichnet mit 1741. Vermutlich aus dem 12. Jahrhundert stammt die ehemalige Doppelkapelle in der nordöstlichen Ecke des Schlosses mit vermauertem Rundfenster und Laub- und Bandelwerkstuckaturen um das Jahr 1725.
- Innenhof, Turm von 1661
- Schlosskapelle aus dem Jahr 1721, Stuckarbeiten von Kilian Pittner
- Deckengemälde aus der Werkstatt von Josef Ferdinand Fromiller
Ehemals Ortschaft
Zeitweise wurde das Schloss als eigene Ortschaft betrachtet. So wurde 1869 als Teil der damaligen Gemeinde Grades die Ortschaft Schloss Grades, bestehend aus 3 Häusern, mit 30 Einwohnern geführt.[2]
Literatur
- Gerhard Stenzel: Von Burg zu Burg in Österreich. Kremayr & Scheriau, Wien 1973, ISBN 3-218-00229-X.
- Georg Clam Martinic: Österreichisches Burgenlexikon. Burgen und Ruinen, Ansitze, Schlösser und Palais. 2. Auflage. Landesverlag, Linz 1992, ISBN 3-85214-559-7.
- Michael Leischner, Alois Brandstetter: Burgen und Schlösser in Kärnten. Carinthia, Klagenfurt 2000, ISBN 3-85378-520-4.
- Hermann Wiessner, Gerhard Seebach: Burgen und Schlösser in Kärnten. Wolfsberg, Friesach, St. Veit. Birken, Wien 1977.
Weblinks
- Grades. In: burgen-austria.com. Private Webseite von Martin Hammerl
- Homepage von Schloss Grades
- https://kultur-mittelkaernten.at/initiativen/schloss-grades/
Einzelnachweise
- Am Schauplatz Gericht. Abgerufen am 14. Februar 2022.
- Carl Sykan: Orts-Repertorium des Kronlandes Kärnten. Klagenfurt 1875. S. 65.