Schleuse Kembs-Niffer
Die Schleuse Kembs-Niffer (französisch Écluse de Kembs-Niffer) liegt im Oberelsass, am östlichen Ende des Rhein-Rhône-Kanal an dessen Übergang in den Rheinseitenkanal. Eigentümerin ist die staatliche Wasserstraßenverwaltung Voies navigables de France. Seit 2005 steht die Schleuse als Monument historique unter Denkmalschutz.
Geschichte
Ende der 1950er Jahre besaß der Rhein-Rhône-Kanal östlich von Mülhausen zwei Verbindungen zum Rhein: den eigentlichen Ostabschnitt des Kanals, der nordöstlich führend im Raum Straßburg den Rhein erreichte, sowie eine südliche, den Hüningen-Kanal. Dieser führte zunächst in südöstlicher Richtung, bis er in der Gegend der Gemeinde Niffer bis auf wenige hundert Meter dem Strom nahekam. Ab da führte er parallel zum Fluss rheinaufwärts, um nahe der namengebenden Gemeinde Hüningen über eine Schleuse zum Rhein den Anschluss in Richtung Basel herzustellen.
Im Rahmen des Weiterbaus des Rheinseitenkanals ab Mitte der 1950er Jahre wurde dies geändert. Der nördliche Abschnitt des Hüningen-Kanals wurde zu einem Teil des Rhein-Rhône-Kanals umdeklariert. Südlich von Niffer entstand ein Durchstich, versehen mit einer Schleuse. Da diese auf dem Territorium der Gemeinde Kembs zu liegen kam, erhielt sie den Doppelnamen Kembs-Niffer. Der südliche Teil des Hüningen-Kanals wurde für die Schifffahrt geschlossen, ebenso der nicht mehr benötigte alte Nordostteil des Rhein-Rhône-Kanals. Beide dienen heute nur noch Zwecken des Tourismus und der Freizeitgestaltung. Die Außengebäude wurden von dem französisch-schweizerischen Architekten Le Corbusier konzipiert. Dieser entwarf zwei Objekte: einen Beobachtungs- und Kontrollturm sowie ein Verwaltungs- und Zollgebäude. Am Turmschaft befinden sich zwei versetzt übereinanderstehende, würfelartige, geschlossene Räume. Obenauf sitzt der im Grundriss eines gleichschenkeligen Dreiecks konstruierte Kontrollraum, erreichbar durch eine außenliegende Treppe. Das Dach des Dienstgebäudes ist in der Form einer hyperbolischen Paraboloidschale gestaltet, die Außenwände aller Bauten sind in Sichtbeton gehalten. Erste Gespräche zwischen Le Corbusier und den Auftraggebern fanden im Frühjahr 1960 statt, im April 1961 wurde die Schleuse im Beisein des damaligen französischen Wirtschafts- und Finanzministers Wilfrid Baumgartner offiziell eingeweiht. Zu diesem Zeitpunkt war von den beiden Gebäuden nur der Kontrollturm fertiggestellt.[1] Die Bauarbeiten wurden im Folgejahr 1962 abgeschlossen.
Nachdem mehrfach Versuche gestartet worden waren, den Rhein-Rhône-Kanal für größere Schiffe auszubauen, konnte in den 1990er Jahren erreicht werden, dass zumindest der Abschnitt zwischen Mülhausen und dem Rhein für Schiffe der Europaklasse hergerichtet wurde. Für diese Art von Schiffen jedoch war die Schleuse zu klein. Sie war nur für die als Péniche, Flamländer oder Spits bezeichneten Lastkähne der Freycinet-Klasse ausgelegt und wurde daher durch eine neu errichtete, rund 500 Meter nördlich gelegene Schleuse ersetzt. Da diese auf dem Gebiet der Gemeinde Niffer lag, erhielt sie den Namen Schleuse Niffer (französisch Écluse de Niffer), sie ging 1995 in Betrieb.
Renovierung
Mit der Außerbetriebnahme im Jahr 1995 haben die Voies Navigables de France (VNF) die Wartung der Gebäude fast völlig eingestellt. Sie werden lediglich im Winter leicht beheizt. Das forderte unweigerlich Tribut. Die Außentreppe des Schleusenwärterturms zeigt überall großflächige Abplatzungen, rostende Armierungen liegen stellenweise frei. Auch an Dach und Wänden des Verwaltungsgebäudes zeigen sich unübersehbare Risse. Seit 2005 sind die Gebäude denkmalgeschützt und die VNF ist sich der architektonischen Bedeutung wieder bewusst geworden.
Daher soll eine Renovierung in Angriff genommen werden, deren Kosten auf etwa eine Million Euro geschätzt wird. Alle Gebäudeteile sollen wieder in den Originalzustand versetzt werden. Durch Instandhaltungsarbeiten während der Betriebszeit wurden die meisten der originalen Schreinerarbeiten ersetzt. Beispielsweise wurden die hölzernen Rahmen der markanten Fenster an der Kabine des Schleusenwärters gegen pflegeleichte Aluminiumrahmen ausgetauscht.
Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten sollen die Gebäude als Museum und Veranstaltungsraum auch erstmals öffentlich zugänglich gemacht werden. Die VNF gehen davon aus, dass das Ende 2023 der Fall sein wird.[2]
Literatur
- Annette Mahro: Ein Bauwerk mit hohem Reizfaktor. Badische Zeitung, 9. März 2009.
Weblinks
- Schleuse Kembs-Niffer. In: Structurae
- PA68000041 Écluse de Kembs-Niffer in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
- Écluse de Kembs-Niffer auf der Website der Fondation Le Corbusier (französisch)
Einzelnachweise
- Informationen zur Geschichte von Niffer (Memento des Originals vom 13. April 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf einer privaten Website, abgerufen am 12. April 2014 (französisch)
- Alexandra von Ascheraden: Vergessenes Architekturjuwel wird neu entdeckt. Hrsg.: Baublatt. Ausgabe 13 2021, 25. Juni 2021, ISSN 1660-4504, S. 38–40 (baublatt.ch).