Schleifbrand
Schleifbrand entsteht durch eine thermische Überbelastung der Werkstückoberfläche, bei der es zu Gefügeänderungen und daraus resultierenden Eigenspannungsveränderungen in der Randzone und somit zu einer lokalen Veränderung der Materialeigenschaften kommt.[1][2] Beim Schleifens von Werkstücken nennt man dies Schleifbrand. Ähnliche Schädigungen können auch bei anderen Bearbeitungsverfahren, wie z.B. beim Hartdrehen entstehen, wenn die Entstehungsvoraussetzungen erfüllt sind.
Das Erscheinungsbild und der Grad der Schädigung hängen dabei vom Werkstoff (chemische Zusammensetzung, Wärmebehandlung) und von der Wärmemenge ab, die in die Bauteiloberfläche eingebracht wird. Bei gehärteten Stahloberflächen kommt es lokal zum erneuten Anlassen bzw. sogar zur Bildung von Neuhärtungszonen. Bereits geringe Wärmemengen können in der Oberfläche die geforderten Druckeigenspannungen verringern. Die Schadensbilder führen zu lokal veränderten Bauteileigenschaften und setzen deren Lebensdauer und Langzeitstabilität herab.
Mit dem bloßen Auge ist Schleifbrand nur bei stark sehr geschädigten Werkstücken zu sehen. Dann bilden sich blaue bis schwarze Verfärbungen auf dem Bauteil, die durch Oxidation der Oberfläche verursacht werden, so genannte Anlassfarben. Dies ist jedoch in der Regel nicht der Fall.
Um Schleifbrand am Bauteil zu erkennen, gibt es verschiedene Prüfverfahren. Das älteste Verfahren ist die Schleifbrandätzung, auch Nitalätzung genannt (US-Norm AGMA 2007-B92, AMS 2649, ISO 14104). Durch die Schleifbrandätzung erfolgt eine chemische Veränderung der Bauteiloberfläche und es bleiben Verfärbungen zurück. Außerdem ist das Verfahren nicht automatisierbar. Deshalb haben sich in den letzten Jahren zerstörungsfreie Prüfverfahren etabliert wie das Barkhausen-Rauschen-Verfahren[3] und die Wirbelstromprüfung[4][5].
Literatur
- Christof Gorgels: Entstehung und Vermeidung von Schleifbrand. Apprimus Verlag, ISBN 3-86359-019-8.
- Martin W. Seidel: Schleifbrand und dessen Prüfung. Ein Leitfaden für die Praxis, Carl Hanser Verlag 2020, ISBN 978-3-446-46334-9. (hanser-kundencenter.de)
Einzelnachweise
- Schleifbrandprüfung. In: imq - Ingenieurbetrieb für Materialprüfung, Qualitätssicherung und Schweißtechnik GmbH. Abgerufen am 1. November 2021 (englisch).
- schleif-team.de: Schleiflexikon (Memento vom 21. Oktober 2013 im Internet Archive). Abgerufen am 15. Oktober 2013.
- Schleifbrandprüfung. In: Stresstech. Abgerufen am 1. November 2021 (deutsch).
- Prüfanlagen. In: ibg Wirbelstrom Prüfsysteme. Abgerufen am 1. November 2021 (deutsch).
- Produkte. In: CNS GmbH. Abgerufen am 1. November 2021 (deutsch).