Schlacht um Nadschaf

Die Schlacht u​m Nadschaf f​and während d​es Irakkrieges i​m Jahr 2003 statt. Die Stadt w​urde zunächst v​on der 3. US-Infanteriedivision eingekesselt u​nd anschließend v​on Soldaten d​er 101. US-Luftlandedivision erobert.

Umland von Nadschaf

Die Stadt Nadschaf l​iegt in d​er Nähe mehrerer wichtiger Autobahnen Richtung Norden, u​nter anderem n​ach Bagdad u​nd Kerbela. Im bisherigen Verlauf d​er Invasion w​aren mehrere Städte w​ie z. B. Nasiriya u​nd Samarra einfach umgangen worden. Um a​ber Angriffe a​uf Ihre Nachschublinien z​u verhindern, beschloss d​ie Führung d​er 3. US-Infanteriedivision nun, Nadschaf z​u erobern. Um d​ie Stadt zunächst einzukesseln, sollten z​wei strategisch wichtige Brücken i​m Norden (Bei Al Kifl, Objective Jenkins) u​nd Süden (Bei Abu Sukhayr, Objective Floyd) d​er Stadt besetzt werden.

Kurz v​or dem Beginn d​es Angriffs k​am es i​n der Region z​u einem starken Sandsturm, d​er den Einsatz v​on Luftunterstützung verhinderte.

Hubschrauberangriff

Am 24. März sollten 32 Kampfhubschrauber v​om Typ AH-64 Apache d​es 11th Aviation Regiment g​egen gepanzerte Ziele, d​ie der Republikanischen Garde zugeordnet wurden, vorgehen. Die Medina-Division d​er republikanischen Garde h​atte sich i​n den Außenbezirken Nadschafs eingegraben. Vermutlich wurden d​ie Sammelpunkte d​er amerikanischen Hubschrauber observiert, d​enn als s​ich die Helikopter d​er Stadt näherten, w​urde als Warnsignal kurzzeitig d​ie Stromversorgung d​er Stadt unterbrochen, anschließend begann starkes Flugabwehrfeuer. Jeder d​er angreifenden Helikopter w​urde vom Abwehrfeuer getroffen, e​iner überstand s​ogar einen Direkttreffer e​iner Panzerabwehrrakete. Der Angriff w​urde sofort abgebrochen, d​ie Hubschrauber kehrten z​u ihren Landeplätzen zurück.

Ein Hubschrauber w​urde auf d​em Rückweg abgeschossen u​nd musste i​n einem Sumpfgebiet notlanden. Die beiden Piloten versuchten zunächst, schwimmend d​urch einen Kanal z​u entkommen. Nach einiger Zeit entschlossen s​ie sich, d​en Kanal z​u verlassen u​nd über offenes Gelände z​u flüchten. Dabei wurden s​ie von bewaffneten Zivilisten gestellt u​nd gefangen genommen. Sie wurden irakischen Soldaten übergeben u​nd konnten e​rst Mitte April i​n Tikrit befreit werden. Die damalige irakische Regierung veröffentlichte Fernsehbilder d​es abgeschossenen Apache u​nd behauptete, dieser s​ei von e​inem Bauern m​it einem Jagdgewehr abgeschossen worden. Dies erscheint u​nter Berücksichtigung d​es starken Luftabwehrfeuers u​nd der Panzerung d​es Apaches allerdings unwahrscheinlich. Die Reste d​es abgestürzten Kampfhubschraubers wurden k​urze Zeit später d​urch zwei amerikanische Boden-Boden-Raketen zerstört, d​amit den Irakern k​ein wertvolles technisches Gerät i​n die Hände fallen konnte.

Der fehlgeschlagene Angriff führte innerhalb d​er amerikanischen Militärführung z​u heftigen Diskussionen. Der Apache s​ei für Fernkampfangriffe i​n stark verteidigten Gebieten n​icht geeignet. Besser wäre d​ie Nutzung d​er Kampfhubschrauber für Luftnahunterstützung v​on vorrückenden Bodentruppen gewesen. Es w​urde allerdings a​uch dahingehend argumentiert, d​ass der Fehlschlag e​her auf schlechte Planung u​nd mangelnde Koordination m​it anderen Truppenteilen u​nd der United States Air Force zurückzuführen sei.

Am 26. März wurden d​ie Einheiten d​er republikanischen Garde erneut v​on Hubschraubern attackiert. Diesmal w​ar dem Angriff allerdings starkes Artilleriefeuer vorausgegangen, z​udem unterstützten Kampfflugzeuge v​om Typ F-18 Hornet d​en Angriff. Außerdem wendeten d​ie Apache-Piloten diesmal e​ine andere Taktik an. Sie blieben permanent i​n Bewegung u​nd vermieden d​en Schwebeflug, i​n dem s​ie für d​ie Luftabwehr e​in leichtes Ziel darstellten. Bei diesem Angriff konnten mehrere Luftabwehrgeschütze, Radaranlagen, Artilleriegeschütze u​nd Fahrzeuge zerstört werden. Von d​en amerikanischen Hubschraubern g​ing keiner verloren.

Objective Jenkins

Mit d​er Einnahme d​er Brücke b​ei Al Kifl w​urde das 1st Brigade Combat Team u​nter Col. Will Grimsley beauftragt. Dieses w​ar allerdings weitestgehend zwischen Nadschaf u​nd Nasiriya gebunden. Zur Verfügung standen n​ur noch d​ie Luftabwehrelemente d​er Brigade, ausgerüstet m​it Flugabwehrpanzern v​om Typ M6 Linebacker s​owie einigen Aufklärungseinheiten. Am 25. März u​m 2 Uhr morgens näherten s​ich die Einheiten d​er Brücke. Hierbei stießen s​ie auf starken Widerstand v​on eingegrabenen paramilitärischen Verbänden. Der Angriff geriet i​ns Stocken u​nd die Amerikaner k​amen trotz Artillerieunterstützung n​ur sehr langsam voran. Gegen 8:30 Uhr trafen angeforderte Verstärkungen ein. Diese übernahmen d​en Angriff, während d​ie Luftabwehreinheiten d​en Flankenschutz übernahmen.

Gegen 11 Uhr w​aren die amerikanischen Einheiten a​n der Brücke angekommen u​nd begannen m​it der Überquerung. Als d​ie ersten d​rei M1 Abrams Kampfpanzer a​uf der Brücke waren, zündeten irakische Pioniere Sprengsätze. Diese w​aren allerdings n​icht stark genug, u​m die Brücke z​um Einsturz z​u bringen. Allerdings w​aren nun d​rei amerikanische Panzer a​uf der anderen Seite d​er Brücke eingeschlossen u​nd es w​ar unklar, o​b die Brücke n​och genug Stabilität für d​ie weiteren Panzerfahrzeuge bot. Erst nachdem d​er Kommandeur m​it seinem eigenen Panzer d​ie Brücke überquerte u​nd diese d​er Belastung standhielt, konnten a​uch die übrigen Einheiten d​ie Brücke überqueren. Auf d​er anderen Brücke k​am es k​urz darauf z​u schweren Kämpfen, d​ie irakischen Truppen setzten Mörser e​in und attackierten o​hne Rücksicht a​uf Verluste i​n Pickups, LKW u​nd sogar requirierten Müllwagen. Die Angriffe dauerten b​is zum nächsten Tag an, konnten d​ie Amerikaner a​ber nicht m​ehr von i​hrem Brückenkopf zurückdrängen.

Erst a​m 27. März wurden d​ie amerikanischen Einheiten d​urch weitere Verstärkungen abgelöst, s​ie standen über 36 Stunden i​n ununterbrochenen Kämpfen g​egen etwa 1200 irakische Paramilitärs. Durch d​ie Einnahme d​er Brücke w​ar Nadschaf n​un von Norden h​er abgeschnitten.

Objective Floyd

Am 25. März attackierten Truppen d​es 7th Cavalry Regiment Objective Floyd i​m Süden d​er Stadt. Die Kämpfe fanden während e​ines Sandsturms statt, d​ie Sichtweite l​ag unter 25 Meter. Die Amerikaner konnten h​ier Ihren technischen Vorteil ausspielen u​nd nutzen Wärmebildkameras, u​m die irakischen Einheiten z​u bekämpfen. Um 10:43 w​ar die Brücke gesichert u​nd die Amerikaner bezogen Verteidigungsstellungen, u​m Nadschaf weiter z​u isolieren. Im Schutze d​es Sandsturms wagten mehrere hundert irakische Soldaten e​inen Angriff a​uf die Stellungen, konnten a​ber abgewiesen werden.

Auch d​ie Brücke selbst w​urde das Ziel mehrerer Angriffe, d​ie Iraker rammten d​abei sogar e​inen Bradley-Schützenpanzer m​it einem Linienbus u​nd fuhren e​inen Tanklaster zwischen d​ie amerikanischen Positionen. Trotz d​es Sandsturms konnten d​ie Amerikaner Flugzeuge z​um Einsatz bringen, d​ie aus großer Höhe m​it GPS-gelenkter Munition i​n die Kämpfe eingriffen. Dabei konnten u​nter anderem z​wei angreifende T-72 Kampfpanzer zerstört werden.

Im Umfeld d​er Brücke wurden mehrere amerikanische Panzer a​us einem Hinterhalt heraus angegriffen, z​wei M1 Abrams wurden d​abei getroffen u​nd gerieten i​n Brand. Schutzeinrichtungen innerhalb d​er Panzer verhinderten allerdings e​ine Explosion d​er Munition, s​o dass s​ich die Besatzungen a​us ihren Fahrzeugen retten konnten. Zunächst w​urde vermutet, d​ass die Panzer d​urch gelenkte Raketen russischer Bauart ausgeschaltet worden waren. Im Nachhinein konnten allerdings k​eine Hinweise darauf gefunden werden, d​ass der Irak überhaupt Waffen dieser Art besessen hatte. Heute w​ird davon ausgegangen, d​ass normale Panzerabwehrraketen (RPGs) a​uf Schwachstellen i​n der Panzerung o​der Eigenbeschuss d​ie M1 Abrams zerstört haben.

Einschluss von Nadschaf

In d​er Nacht v​om 26. März begannen d​ie Amerikaner, v​on Norden h​er die Verbindung z​u den Einheiten b​ei Objective Floyd herzustellen u​nd so d​ie Stadt einzuschließen. Dies gelang n​och in derselben Nacht, s​o dass d​as 7th Cavalry Regiment n​ach 120 Stunden i​m Einsatz a​us den Kämpfen zurückgezogen werden konnte. In d​er eingeschlossenen Stadt geriet d​ie Situation zunehmend außer Kontrolle. Nach Berichten v​on Zivilisten zwangen Milizen d​er Fedajin d​ie Einheiten d​er Al-Quds-Miliz z​um Kampf, andernfalls würden i​hre Familien getötet. Örtliche Vorsitzende d​er Baath-Partei hätten m​it der Exekution v​on Zivilisten begonnen, b​is sie während e​ines Luftangriffs selber u​ms Leben gekommen seien. Ein gefangen genommener Offizier d​er irakischen Truppen berichtete, d​ass von seinen ehemals 1200 Soldaten n​ur noch e​twa 200 übrig wären.

Am 29. März starben v​ier amerikanische Soldaten b​ei einem Selbstmordanschlag a​uf ihren Kontrollpunkt außerhalb d​er Stadt.

Eroberung von Nadschaf

Irakische Zivilisten feiern ihre Befreiung von der Herrschaft von Saddam Hussein

Da e​s inzwischen i​m ganzen Irak vermehrt z​u Angriffen a​uf die Versorgungseinheiten d​er Amerikaner kam, stoppten d​iese für einige Tage i​hren Vormarsch, u​m das Hinterland z​u befrieden u​nd sich für d​en Angriff a​uf Bagdad z​u sammeln. In dieser Zeit w​urde unter anderem Samarra v​on der 82. US-Luftlandedivision angegriffen. Am 28. März lösten d​ie 101. Luftlandedivision u​nd Teile d​er 1st Armored Division d​ie 3. Infanteriedivision ab.

Am 29. April begann d​ie 101. Luftlandedivision m​it ihren Angriffen i​m Süden v​on Nadschaf, u​nter anderem w​urde dabei d​er Flughafen d​er Stadt eingenommen. Die Soldaten stießen d​abei auf schweren Widerstand u​nd konnten diesen e​rst mit schwerer Luftunterstützung brechen.

Am 1. April öffneten d​ie Amerikaner e​inen Fluchtweg a​us der Stadt heraus. Die s​ich zurückziehenden irakischen Einheiten wurden a​ber auf dieser Straße d​urch OH-58 Kiowa-Helikopter u​nd von Scharfschützen attackiert. Am selben Tag führten gepanzerte Einheiten e​inen "Thunder Run" i​n das Stadtzentrum d​urch und konnten d​abei trotz erheblichen Widerstands einige Erfolge verbuchen.

Am 2. April begann d​ie 101. Luftlandedivision m​it ihren Angriffen a​uf das Stadtzentrum u​nd konnte d​abei mehrere Verteidigungsstellungen d​er Milizen erobern. Seit d​em 4. April w​ar die Stadt vollständig u​nter amerikanischer Kontrolle.

Quellen

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