Schlüters Gartenhaus vor dem Köpenicker Tor
Das Gartenhaus vor dem Köpenicker Tor (auch Villa Lonicer) war eine barocke Villa in Berlin. Sie wurde um 1703/06 von Andreas Schlüter erbaut und 1894 abgerissen.
Geschichte
1702 erhielt der Hausvoigt Wendelin Lonicer ein Gartengrundstück vor den Toren der Stadt Berlin. Er beauftragte den Berliner Hofbaumeister Andreas Schlüter ihm dort ein Gartenhaus zu errichten. Nach der Fertigstellung bat Schlüter ihm das Grundstück zu überlassen. Spätestens 1707 war es in seinem Besitz. 1713 war es seine einzige Wohnadresse.
Andreas Schlüter verkaufte das Haus offenbar noch vor seinem Weggang nach St. Petersburg an (Abraham?) Le Jeune. Dessen Erben gaben es an Alexander von Dönhoff. 1768 berichtete der Kaufmann Siebert an den Kammergerichtsrat Johann George Haag über die Geschichte des Hauses.
Im 19. Jahrhundert wurde ein oberes Stockwerk aufgesetzt und weitere Erweiterungsarbeiten vorgenommen. 1894 wurde das Gebäude abgerissen.
Anlage
Das Grundstück befand sich in der Wassergasse (jetzt Rungestraße) vor der Berliner Stadtbefestigung am Köpenicker Tor. Es erstreckte sich bis zur Köpenicker Straße und hatte an der Gartenseite einen ausgedehnten Blick auf die Spree.
Von dem erweiterten Gebäude gibt es zwei Fotografien von 1894 sowie einen Grundriss von 1881. Zu erkennen sind dort ein dreiachsiger flacher Mittelrisalit mit einer breiten Freitreppe an der Gartenseite. Die Architektur hat Ähnlichkeiten mit der Villa Kamecke, die Schlüter 1712/13 gebaut hatte.
Literatur
- Guido Hinterkeuser: Andreas Schlüter und das Ideal des barocken Lustgebäudes. In: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft. 64. 2010 (2011). S. 243–276, hier S. 247–253, mit Abbildungen
- Hans-Peter Schwarz: Das Künstlerhaus. Anmerkungen zur Sozialgeschichte des Genies. Vieweg, Braunschweig 1990 S. 240