Schießstand (Lösnich)

Der ehemalige Schießstand Lösnich befindet s​ich im Wald oberhalb d​es Dorfes i​n südlicher Richtung oberhalb d​es früheren Flurdistrikts „In d​er Lust“. Heute angeschnitten d​urch einen Forstweg, d​er im Rahmen d​er Flurbereinigung 1976[1] n​eu angelegt wurde, besteht d​ie Anlage a​us einem künstlich angelegtem h​eute noch 60 m langen u​nd bis z​u 5 m breiten Wallgraben, d​er in Ost-Westrichtung leicht ansteigend m​it einem aufgeschüttetem Erdwall i​m Zielbereich endet. Hier befindet s​ich auf d​er linken Seite d​es Grabens e​in kleiner bunkerartiger Unterstand a​us Bruchstein (Schiefer) m​it einer Seitenlänge v​on etwa 3 × 4 m u​nd einer flachen Betondecke i​n Form e​iner preußischen Kappendecke. Tür u​nd Fenster z​um Graben h​in sind o​ffen und i​n der Bausubstanz s​chon stark angegriffen.

Ehemaliger Schießstand Im Lösnicher Wald mit Blick zum Zielwall und dem Unterstand auf der linken Seite.
Unterstand am ehemaligen Lösnicher Schießstand.
Kappendecke im ehemaligen Schießstand Lösnich.

Geschichte

Die Anlage ist im Aufbau vergleichbar mit einer ähnlichen Anlage in Markwerben/ Weißenfels in Sachsen-Anhalt, die im Jahre 1927 angelegt wurde.[2] Die Lösnicher Anlage ist erstmals 1940 erwähnt mit der Bezeichnung Schießstand in einer topografischen Karte des Landesvermessungsamtes Rheinland-Pfalz.[3] Weitere Anlagen dieses Typs finden sich in der Karte u. a. in den benachbarten bzw. nahegelegenen Orten Wolf, Enkirch, Reil, Ürzig, Lieser und Brauneberg-Filzen. In Bernkastel und Kues wird jeweils ein Schießhaus erwähnt. Genau datierte schriftliche Quelle zur Errichtung der genannten Schießstände liegen leider nicht vor. 1892 beschloss die Gemeinde Lösnich die Beschaffung eines Gemeindeböllers, der im März 1893 in Gussausfertigung und ohne Fuß für 34 Mark bestellt wurde. Die Benutzungsgebühr wurde auf 5 Mark pro Tag festgesetzt.[4] Für Lösnich ist jedoch zu keiner Zeit ein Schützenverein vor und nach dem Zweiten Weltkrieg nachweisbar. Aber wie in Markwerben existierte in Lösnich seit 1918 ein Kriegerverein und 1928 eine Ortsgruppe der Kriegsbeschädigten[5], 1931 eine Ortsgruppe des Stahlhelm.[6]

Tradition der Schützenvereine in benachbarten Orten

Die Tradition der Schützenvereine in der Kreisstadt Bernkastel-Kues geht zurück bis ins 19. Jahrhundert. 1852 kam es in Bernkastel zur Gründung der Schützengesellschaft Concordia für die Städte Trarbach, Wittlich, Bernkastel und Umgebung. Der Schützenplatz befand sich auf der Weiherwiese in Kues, in der Schlucht Ecke Rebschulweg/Schützenweg. Dort wurde 1861 auch ein Schützenhaus (Fachwerkbau) errichtet. Mittlerweile ist es abgerissen worden.[7] Mit Beginn des Ersten Weltkrieges erlosch der Verein und lebte nach dem Krieg nicht mehr auf. U. a. zählte die Abteilung Ürzig 15, die Abteilung Trarbach 10 und die Abteilung Wittlich 40 Mitglieder. Die Gesamtanzahl der Mitglieder betrug 113. Im Januar 1911 wurde der Kueser Kriegerverein gegründet. Er nutzte den Schießplatz der Schützengesellschaft. Der Verein ging später im Kyffhäuserbund auf.[7] Im Juni 1862 kam es zur Gründung des Bürgerschützenvereins e. V., mit den Zielen Hebung des Gemeinsinns, Förderung der Heimatverbundenheit und Pflege des Schießsports. Um 1869 errichtete er sein Schützenhaus im Flur „auf der Hahnt“ mit der Hausnummer Burgstraße 101.[8]

Eine besondere Situation zeichnete sich ab im nahegelegen Ort Graach. Einen Einblick in die Entstehung örtlicher Schützenvereine aus ehemaligen Krieger- und Militärvereinen zur Ausübung des Schießsports gibt der Schützenverein Graach. Laut Beschlussbuch des heutigen Vereins, der 1966 als Kyffhäuserkameradschaft neu gegründet und 1985 umbenannt wurde in Schützenverein Graach im Kyffhäuserbund, bestanden schon vor dem 1. Weltkrieg zwei Kriegervereine. Der älteste wurde 1881 gegründet und 1907 dem Kyffhäuserbund angeschlossen. Dessen Waffen wurden nach einem verbotenen Salutschießen anlässlich der Beerdigung eines Veteranen eingezogen. 1911 folgte die Gründung des Militärvereins Graach, der 1918 das 1. große Verbandsfest der Militärvereine in Graach ausrichtete. 1933 wurde der Verein der ehemaligen Frontkämpfer (vermutlich BDF, Bund der Frontsoldaten) gegründet. Im September dieses Jahres folgte die Umbenennung in Nationalsozialistischer Frontkämpfer und Militärverein Graach und dessen Eintritt in den Kyffhäuserbund.[9]

Ehemalige militärische Schießstände an der Mosel

In heutiger Ortslage Koblenz-Karthause existieren noch die Überreste eines groß angelegten militärischen Schießstands der preußischen Festung Kaiser Alexander (1817–1922). Diese Festungsanlage war dreimal so groß wie die heute noch erhaltene Festung Ehrenbreitstein auf der rechten Rheinseite von Koblenz. Im Februar 1922 wurde sie bis auf ein paar wenige Reste vollständig geschliffen.[10] Eine topografische Karte aus dem Jahre 1915 zeigt noch 7 parallel angelegte durch Wälle getrennte Schießgräben mit einer Länge von 300 bis 600 Metern.[11] Die beachtlichen Ausmaße der Schießgräben sind noch heute gut im Waldgelände zu erkennen. Der Schießstand befand sich auf der Moselhöhe zwischen den Moselorten Lay und Koblenz-Moselweiß im Flurdistrikt Karthause.

Literatur

  • Franz Schmitt: Bernkastel im Wandel der Zeiten. Herausgeber Stadt Bernkastel-Kues, Druck und Verlag Neu GmbH, Trier, 1985.

Einzelnachweise

  1. Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 702 KU, Nr. 6549, Wege und Gewässerkarte der Flurbereinigung Lösnich L1761
  2. Fred Knauth: Der Schießstand. In: www.markwerben-geschichte.de. Abgerufen am 16. Mai 2021.
  3. Geobasisviewer Landesvermessungsamt Rheinland-Pfalz. Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz, abgerufen am 16. Mai 2021.
  4. Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 655,123 Nr. 443 Öffentliche Feste
  5. Festbuch: Großes volkstümliches Sängerfest in Lösnich aus Anlass des 25 –jährigen Stiftungsfestes des MGV und 10-jähriges Stiftungsfestes verbunden mit Fahnenweihe des Vereins Heimattreu, Beitrag Geschichte des Vereins Heimattreu, S. 46 und S. 52
  6. Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 655,123 Nr. 107 Versammlungen
  7. Siehe Franz Schmitt, Seite 497
  8. Siehe Franz Schmitt, Seite 498
  9. Artur Weber: Graach in Raum und Zeit. Schriftenreihe Ortschroniken des Trierer Landes Band 47, Herausgeber Gemeinde Graach/Mosel, Arbeitsgemeinschaft für Landesgeschichte und Volkskunde des Trierer Raumes, Druck Johnen-Druck, Bernkastel-Kues 2006.
  10. http://www.festung-koblenz.de/050_festealexander.html Feste Alexander
  11. Landschaft im Wandel RP (rlp.de)
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