Scheuerberg
Der Scheuerberg bei Neckarsulm im baden-württembergischen Landkreis Heilbronn ist eine 310,2 m ü. NHN[1] hohe Erhebung der Sulmer Bergebene, auf dem sich einst die Burg Scheuerberg mit Kapelle befand und der als Hausberg der Stadt gilt.
Scheuerberg | ||
---|---|---|
Der Scheuerberg von Südosten; im Vordergrund Erlenbach | ||
Höhe | 310,2 m ü. NHN [1] | |
Lage | Neckarsulm, Landkreis Heilbronn Baden-Württemberg | |
Gebirge | Sulmer Bergebene | |
Koordinaten | 49° 11′ 50″ N, 9° 15′ 10″ O | |
|
Geographie
Lage
Der Scheuerberg liegt im Westen der Sulmer Bergebene, direkt östlich von Neckarsulm, etwas südlich von dessen Stadtteil Amorbach und etwas nördlich von Erlenbach. Nach Westen fällt seine Landschaft in das Neckarbecken mit dem Neckar ab, vorbei fließt dessen Zufluss Sulm im Südwesten und deren Kleinzufluss Hängelbach im Norden mit dem jenseits davon befindlichen Sulm-Zufluss Attichsbach. Während die Hochlagen und die Nordflanke des Bergs bewaldet sind, wird auf seinem Südhang Weinbau betrieben.
Naturräumliche Zuordnung
Der Scheuerberg liegt auf der Grenze des Naturraums Weinsberger Tal (Nr. 108.12) im Süden, der in der Haupteinheitengruppe Schwäbisches Keuper-Lias-Land (10) und in der Haupteinheit Schwäbisch-Fränkische Waldberge (108) zur Untereinheit Löwensteiner Berge (108.1) gehört, und der Untereinheit Kocherplatten und Krumme Ebene (127.1) im Norden, die in der Haupteinheitengruppe Neckar- und Tauber-Gäuplatten (12) zur Haupteinheit Hohenloher und Haller Ebene (127) zählt. Nach Osten leitet die Landschaft in den Naturraum Sulmer Bergebene (108.11) über.[2]
Burg Scheuerberg
Eine Kapelle auf dem Scheuerberg wurde erstmals 1264 im Zusammenhang mit einer Stiftung von Engelhard IV. und Engelhard V. von Weinsberg erwähnt. Im selben Dokument, das die Rechte des Pfarrers auf dem Scheuerberg regelt, wurde auch eine Burg auf dem Berg erwähnt, deren Baubeginn auf die Zeit zwischen 1218 und 1250 datiert wird – heute Burg Scheuerberg[1] genannt. Auf der dem Neckar zugewandten Westseite des Berges soll sich die Hauptburg befunden haben, östlich davon die Vorburg. Als Erbauer gelten die Herren von Weinsberg, die als Kämmerer der Staufer mit der Herrschaft Scheuerberg belehnt worden waren. Engelhard VII. von Weinsberg verkaufte die Burg am 2. Mai 1335 an Erzbischof Balduin von Trier, der zu dieser Zeit auch Administrator des Erzbistums Mainz war und auf dem Scheuerberg einen kurmainzischen Vogt einsetzte. Am 7. Mai 1484 kam der Scheuerberg unter Deutschmeister Reinhard von Neipperg an den Deutschorden. Am 19. April 1525 wurde die Burg im Bauernkrieg niedergebrannt.
Nach dem Bauernkrieg wurde die Burg auf dem Scheuerberg nicht wieder instand gesetzt. Die Kapelle soll sich noch in gutem Zustand befunden haben, da noch 1529 dort Gottesdienste stattfanden. Von der Burg waren zunächst noch der Bergfried und äußerst massive Mauern vorhanden. Unter Deutschmeister Walther von Cronberg, der nach 1530[3] auch das ebenfalls zerstörte Schloss Heuchlingen restaurieren ließ,[3] bestanden im 16. Jahrhundert Pläne, auch die Burg auf dem Scheuerberg wiederaufzubauen, was jedoch verworfen wurde. In den nachfolgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten wurden die Steine der Burg zum Bau mehrerer großer Gebäude verwendet, u. a. des Amorbacher Hofes, der Neckarsulmer Pfarrkirche und 1655 des Neckarsulmer Kapuzinerklosters. 1705 ordnete ein Amtmann Stipplin den Abbruch des damals noch stehenden Bergfrieds und die Einebnung des Geländes zur Nutzung als Weinberg an, jedoch wurden noch 1785 Steine der Ruine zum Bau von Weinbergmauern abgetragen.
Bis zur Flurbereinigung zwischen 1970 und 1974 waren in den Weinbergen auf dem Scheuerberg zahlreiche Steine mit Steinmetzzeichen aus romanischer Zeit zu finden. 1974 wurde außerdem eine gewaltige Steinmauer der ehemaligen Burganlage freigelegt, deren Dimensionen Historiker zu der Aussage veranlasst haben, dass die Burg auf dem Scheuerberg möglicherweise die mächtigste der zahlreichen mittelalterlichen Burgen im Umland von Heilbronn war.[4]
Verkehrsanbindung
Westlich am Scheuerberg vorbei führt die Bundesstraße 27 (Bad Friedrichshall–Neckarsulm–Heilbronn); sie hat Anschluss an die etwas südwestlich verlaufende Bundesautobahn 6. Von der B 27 zweigt die den Berg nördlich passierende Landesstraße 1095 (Neckarsulm–Amorbach-Dahenfeld) ab. Auf den und am Berg selbst verlaufen zahlreiche Fahrwege der Weinlagen.
Einzelnachweise
- Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
- Josef Schmithüsen: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 161 Karlsruhe. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1952. → Online-Karte (PDF; 5,1 MB)
- Lothar Hantsch: Zur Baugeschichte des Schlosses Heuchlingen – dem Sitz eines Deutschordensamtes (um 1500–1806). In: Bad Friedrichshall 1933–1983. Stadt Bad Friedrichshall, Bad Friedrichshall 1983
- Der Abschnitt zur Burg Scheuerberg folgt, sofern nicht anderweitig belegt, dem im Literaturabschnitt genannten Buch von Adalbert Ehrenfried: Stifte und Orden in Neckarsulm. Eigenverlag, Zell a.H. 1974.
Literatur
- Rudolf Stich: Die abgegangene Burg Scheuerberg bei Neckarsulm. In: Historischer Verein Heilbronn. 24. Veröffentlichung. Historischer Verein Heilbronn, Heilbronn 1963. S. 55–76
- Adalbert Ehrenfried: Stifte und Orden in Neckarsulm. Eigenverlag, Zell a.H. 1974
- Lothar Hantsch: Der Scheuerberger Wildbann. In: Bad Friedrichshall 1933–1983, Stadt Bad Friedrichshall 1983