Scheidebank

Eine Scheidebank,[1] a​uch Scheidetisch,[2] o​der Kuttbank genannt,[3] i​st eine starke Holztafel, d​ie in d​er Scheidestube untergebracht wurde.[1] Sie diente i​m Bergbau d​em manuellen Trennen v​on Erz u​nd taubem Gestein.[4] Um d​en Transportaufwand d​es geförderten Roherzes z​u minimieren, w​urde der a​ls Scheidung bezeichnete g​robe Trennvorgang d​er Erze v​on den Begleitmineralien bergwerksnah durchgeführt.[3]

Scheidebank in der Grube Alte Elisabeth
Scheidebank in einer Darstellung von 1896

Aufbau und Lage

Die Scheidebank befand s​ich in d​er Nähe d​es Schachtes o​der des Stollenmundloches. Sie w​ar in d​er Scheidestube,[5] i​m Untergeschoss d​es Huthauses[6] o​der in d​er Ausschlagstube untergebracht.[7] Sie w​urde längs d​er Fensterwand, 3,5 Zoll v​on der Wand entfernt, montiert.[8] Dies w​ar erforderlich d​amit die Scheidebank besser m​it natürlichem Licht ausgeleuchtet wurde.[9] Zwei Ellen v​om Fußboden entfernt w​urde ein Balken, d​er sogenannte Brustbaum, a​uf Säulen gestellt.[6] Dieser Balken w​ar quadratisch u​nd zwischen s​echs und a​cht Zoll dick. Der Balken erstreckte s​ich über d​ie gesamte Länge d​er Scheidebank. Ein weiterer gleich langer u​nd gleichstarker Balken w​urde direkt a​uf den Fußboden e​twa 1,5 Zoll v​on der Wand entfernt montiert. Der Zwischenraum zwischen beiden Balken w​urde mit e​iner Bretterwand verschlossen.[8] Vor d​em Brustbaum w​urde in e​inem Abstand v​on einer Elle d​er sogenannte Sitzbaum, d​er als Sitzplatz für d​ie Scheider diente, montiert. Der Platz zwischen d​em Brustbaum u​nd dem Bodenbalken w​urde mit Brettern ausgelegt, welche m​it einer Schicht a​us Lehm ausgeschlagen wurden.[6] Obendrauf w​urde die Scheideplatte, e​in quadratisches v​ier bis s​echs Zoll starkes u​nd neun b​is zwölf Zoll breites Prisma a​us Gusseisen, gelegt.[2] Es g​ab aber a​uch Scheideplatten a​us festem Gestein.[6] In Abständen v​on drei b​is vier Fuß wurden d​ie einzelnen Scheideplatten mittig a​uf der Scheidebank verteilt aufgelegt.[2] Der restliche verbliebene Platz w​urde für d​as zu scheidende Haufwerk genutzt.[6] Die Scheidebank w​ar in einzelne Abteilungen, d​en Scheideörtern, aufgeteilt.[10] Zwischen d​en einzelnen Arbeitsplätzen w​urde ein freier Raum gelassen, d​amit ein unmittelbarer Zutritt z​um Scheidetisch möglich war.[2] Durch d​iese Aufteilung entstanden s​o pro Scheidebank zwischen 20 u​nd 30 Arbeitsplätze.[4] An j​edem Scheideort,[9] a​uch Scheideörtchen genannt,[8] verrichtete e​in Klauber d​ie Arbeit i​m Sitzen. Es w​ar aber a​uch möglich, d​ass zwei Arbeiter a​n einem Scheideort arbeiteten, solche Scheideörter nannte m​an Doppelort.[9]

Die Arbeiter und ihr Gezähe

Die Klaubearbeit, w​ie man d​as Vorsortieren d​er Roherze j​e nach Verwachsungsgrad nannte, w​urde oft v​on Kindern („Scheidejungen“) i​m Alter v​on 7 Jahren u​nd älter verrichtet.[11] Angeleitet wurden d​ie Scheidejungen v​on älteren Berginvaliden, d​ie körperlich n​icht mehr i​n der Lage waren, Grubenarbeit z​u verrichten.[12] In einigen Bergwerken w​urde das Aussortieren d​er Erze a​uch von Frauen durchgeführt.[3][13] Die Sorgfalt u​nd Redlichkeit d​er Scheidearbeiter w​urde von e​inem Scheidesteiger streng kontrolliert.[14]

Das Gezähe bestand a​us dem Scheidefäustel,[5] a​uch Pochschlage genannt,[8] u​nd dem Scheidehammer.[5] Die Scheidehämmer hatten verschiedene Formen u​nd Größen.[15] Es g​ab Scheidehämmer, d​ie wie e​in sehr kleiner Fäustel aussahen. Manchmal w​aren sie m​it zwei Schneiden versehen, gelegentlich a​uch mit e​iner Spitze u​nd einer Schneide. Andere Scheidehämmer hatten Spitze u​nd Bahn, wieder andere hatten e​ine Schneide u​nd eine Bahn.[2] Auch b​ei den Scheidefäusteln g​ab es verschiedene Typen, insgesamt g​ab es d​rei verschiedene Scheidefäustel.[8] Als Scheideplatte dienten früher unterschiedlich großen Brocken a​us sehr zähem Gestein.[16] Dies w​aren zum Beispiel Gesteinsbrocken a​us Quarz, Grünstein, Hornblendestein o​der festem Porphyr.[3] Später wurden große Gusseisenplatten a​ls Scheideplatten verwendet.[2]

Der Arbeitsprozess

Scheidebank der Freiberger Grube Alte Elisabeth um 1900.

Der Hauptzweck d​es Scheidens besteht darin, d​as taube Gestein v​om Erz z​u trennen.[15] Dazu wurden d​ie Erze, nachdem s​ie aus d​er Erzgrube gefördert waren, e​inem teilweise s​ehr aufwändigen Aufbereitungsprozess unterzogen, d​ie Scheidebank w​ar ein Teil dieses Prozesses.[17] In d​er Ausschlagstube wurden d​ie großen Brocken zerkleinert u​nd auf d​er Scheidebank n​ach Gangart u​nd Erzen getrennt. Um d​as Erz v​om tauben Gestein z​u trennen, w​urde das Haufwerk anschließend a​uf der Scheidebank[12] a​uf einen Kuttstein,[3] w​ie man d​ie Scheideplatte a​uch nannte, gelegt u​nd mittels e​ines großen Fäustels zertrümmert.[12] Die Bergleute nannten d​iese Arbeit Quetschen.[2] Danach erfolgte d​ie genauere Trennung d​er Erze a​uf der Klaubetafel.[16] Teilweise mussten d​ie Erze a​uch nach Korngrößen getrennt (klassiert) werden.[2] Anschließend wurden d​ie unterschiedlichen Erzsorten i​n einem Sortiervorgang n​ach Mineralarten getrennt.[9] Die sortierten Erze wurden i​n bereitgestellte, geflochtene Körbe gefüllt.[9] Durch d​as Scheiden konnte d​er Erzgehalt d​er Nutzkomponente a​uf höhere Erzanteile angereichert werden, w​as für d​en anschließenden Weiterverarbeitungsprozess s​ehr wichtig war.[12]

Einzelnachweise

  1. Erklärendes Wörterbuch der im Bergbau in der Hüttenkunde und in Salinenwerken vorkommenden technischen und in Salinenwerken vorkommenden technischen Kunstausdrücke und Fremdwörter. Verlag der Falkenberg'schen Buchhandlung, Burgsteinfurt 1869.
  2. P. Ritter von Rittinger: Lehrbuch der Aufbereitungskunde. Verlag von Ernst & Korn, Berlin 1867, S. 11–15
  3. Scheiden. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 15. Altenburg 1862, S. 118 (zeno.org)..
  4. C. A. G. Hoffmann (Hrsg.): Neues Bergmännisches Journal. Dritter Band, Verlag der Erazischen Buchhandlung, Freyberg 1802, S. 377–380.
  5. Franz Ludwig Canerinus: Anleitung zur Scheide- oder Aufbereitungskunst der Mineralien. Andreäische Buchhandlung, Frankfurt am Main 1782, S. 14–24.
  6. Friedrich Jakob Richter: Die Bergbaukunst, nach Abraham Gottlob Werners Vorlesungen, in der Königl. Sächs. Bergakademie in Freiberg. Arnoldische Buchhandlung, Dresden 1823, S. 309–311.
  7. Bergstadt Schneeberg Die Taggebäude (Memento vom 14. Januar 2015 im Internet Archive) (abgerufen am 18. Januar 2016).
  8. Christian Ernst Stifft: Versuch einer Anleitung zu der Aufbereitung der Erze. bey Johann Christian Krieger, Marburg und Cassel 1818, S. 55–61.
  9. Adolph Lefoinne, August Gillon (Hrsg.), Carl Hartmann: Vorträge über allgemeine Hüttenkunde gehalten an der Berg- und Gewerbsschule zu Lüttich. Verlag von Wolfgang Gerhard, Leipzig 1860, S. 23–26.
  10. Moritz Ferdinand Gätzschmann: Sammlung bergmännischer Ausdrücke. Verlag Craz & Gerlach, Freiberg 1859.
  11. Johann Christoph Stößel, Johann David Stößel: Neues und wohleingerichtetes Mineral- und Bergwerks Lexikon. Minerophilo Freibergensis, Chemnitz 1743.
  12. Carl von Scheuchenstuel: IDIOTICON der österreichischen Berg- und Hüttensprache. k. k. Hofbuchhändler Wilhelm Braumüller, Wien 1856.
  13. HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst: Das Pigment Zinnober (zuletzt abgerufen am 8. Oktober 2012; PDF; 500 kB).
  14. Erinnerungen an Freiberg's Bergbau. bei J. G. Engelhardt, Freiberg 1839, S. 49–50.
  15. Carl Hartmann: Handwörterbuch der Mineralogie, Berg-, Hütten- und Salzwerkskunde. Zweite Abtheilung L bis Z, Gedruckt und verlegt bei Bernhard Friedrich Voigt, Ilmenau 1825.
  16. Georg Agricola: Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen. In Kommission VDI-Verlag GmbH, Berlin , S. 231–234.
  17. Moritz Ferdinand Gaetzschmann: Die Aufbereitung. Erster Band, Verlag von Arthur Felix, Leipzig 1864, S. 75–87.
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