Scharfenberg (Insel)
Scharfenberg ist eine rund 20,2 Hektar[1] große Insel im Tegeler See in Berlin. Eine Wagenfähre verbindet Scharfenberg mit dem nur wenige Meter entfernten Festland am Schwarzen Weg (zu Tegelort). Die Insel hat eine längliche Form mit Nord-Süd-Ausrichtung (etwa 1000 m × 420 m), wobei sich der Fähranleger nahe der Nordspitze befindet. Nördlich von Scharfenberg liegt die Insel Lindwerder, südlich befinden sich die Inseln Baumwerder und Valentinswerder.
Scharfenberg | ||
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Gewässer | Tegeler See | |
Geographische Lage | 52° 34′ 17″ N, 13° 14′ 43″ O | |
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Länge | 1 km | |
Breite | 420 m | |
Fläche | 20,19 ha | |
Einwohner | 9 (2006) 45 Einw./km² | |
Hauptort | (Schulfarm Insel Scharfenberg) |
Der Name der Insel ist auf eine ehemalige Bezeichnung für die ca. 12 Meter hohe Düne an ihrer Nordspitze, den sogenannten Bolleberg, zurückzuführen. Auf einer Karte aus dem 18. oder 19. Jahrhundert ist sie als „Scharffer Berg“ bezeichnet und war für die auf dem Tegeler See segelnden Fischer vermutlich als Landmarke eine Orientierungshilfe.[2]
Die Insel ist vor allem bekannt wegen der auf ihr befindlichen, im Jahr 1922 durch Wilhelm Blume gegründeten Schulfarm Insel Scharfenberg. Die Schule ist ein staatliches Ganztagsgymnasium mit angeschlossenem Internat sowie externen Schülern.
Laut Umweltatlas 2006 hat die Insel neun Einwohner.[3]
Geschichte
Archäologische Funde auf Scharfenberg, Lindwerder und der Halbinsel Reiherwerder belegen, dass der Tegeler See zu der slawischen Siedlungskammer der Heveller gehörte, die auf der ehemaligen Havelinsel unter dem Spandauer Burgwall ihren Hauptsitz hatte.[4]
Im Jahr 1777 gingen die Inseln Scharfenberg und Baumwerder in den Besitz der Familie von Humboldt über. 1831 erhielt Wilhelm von Humboldts Kammerdiener Sandrock sie in Erbpacht, der sie bald an den Landwirt Krause veräußerte. 1867 erwarb der Naturkundler Carl August Bolle die Inseln, auf denen er sich nach seinen Studienreisen zu den Kapverdischen und Kanarischen Inseln niederließ. Er errichtete ein Landhaus, das „Bollehaus“.[5] Die Erben Bolles verkauften die Insel Scharfenberg sowie die benachbarte Insel Baumwerder 1909 an die Stadt Berlin. Später wurden die Inseln von den städtischen Wasserwerken genutzt.
Auf Initiative Wilhelm Blumes, der Studienrat am Humboldt-Gymnasium (Berlin-Mitte, Gartenstraße 25, heute: Hort der Papageno-Grundschule) war, wurden 1921 die Untersekundaner des Gymnasiums den Sommer über auf der Insel unterrichtet, Blume setzte sich dabei mit Unterstützung der USPD-Stadträtin Klara Weyl gegen die Direktion der Wasserwerke durch. Kurz darauf wurde ein städtisches Jungeninternat als Versuchsschule gegründet und als dessen Leiter Wilhelm Blume benannt. Im Jahr 1923 wurde der landwirtschaftliche Betrieb auf der Insel mit Schülern als Helfern aufgenommen.
Naturschutz
Die Insel ist Teil des 1960 gebildeten Landschaftsschutzgebietes LSG-2C Inseln im Tegeler See. Ihre Nutzung unterliegt dadurch erheblichen Einschränkungen und bedarf zum Teil, wie beispielsweise bei Uferausbauten und bei der Anlage von Bootsstegen, Sondergenehmigungen der Naturschutzbehörde.[6][7]
Sonstiges
Verschiedene Außenaufnahmen der ZDF-Serie Unser Lehrer Doktor Specht (1991–1999) wurden auf der Insel Scharfenberg gedreht. Teile der Serie spielen dort auch.
Weblinks
Literatur
- Dietmar Haubfleisch: Schulfarm Insel Scharfenberg: Mikroanalyse der reformpädagogischen Unterrichts- und Erziehungsrealität einer demokratischen Versuchsschule im Berlin der Weimarer Republik. Lang, Frankfurt am Main / Berlin / Bern / Bruxelles / New York / Oxford / Wien 1998, ISBN 3-631-34724-3 (= Studien zur Bildungsreform, Band 40, zugleich Dissertation Philipps-Universität Marburg 1998).
Einzelnachweise
- Bezirksamt Reinickendorf von Berlin, Abteilung Wirtschaft und Bauen, Fachbereich Vermessung: Größe der Flurstücke nach dem Liegenschaftskataster
- Kiezkamera bei tagesspiegel.de vom 11. November 2020, abgerufen am 14. November 2020
- Berlin Umweltatlas 2006: Schlüssel 1200892351000400
- Eberhard Bohm: Die Frühgeschichte des Berliner Raumes (6. Jahrhundert v. Chr. bis zum 12. Jahrhundert n. Chr.). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. C. H. Beck, München 1987, ISBN 3-406-31591-7, Bd. 1 (Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung), S. 70 f.
- Der Ortsteil Tegel auf www.reinickendorf.de
- Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, FIS-Broker, LSG02c Inseln im Tegeler See.
- Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Verordnung zum Schutze der Landschaft des Tegeler Forsts und der Inseln im Tegeler See in den Bezirken Reinickendorf und Spandau von Berlin, vom 13. Oktober 1960. (PDF; 31 kB)