Sauwetter
Sauwetter ist ein umgangssprachlicher Ausdruck für eine regnerische, ungemütliche Wetterlage.[1] Es wird seit Ende des 19. Jahrhunderts in der Literatur nachgewiesen.[2] Ähnliche Worte sind Schmuddelwetter, Dreck(s)wetter[3] und ähnliches.
Etymologie
Die Vorsilbe Sau- wird in einer Vielzahl von deutschen Worten zur Intensivierung gebraucht. Vergleichbare Wortschöpfungen sind Sauglück, Saukälte oder als Adjektiv saugrob, saukalt oder sauschlecht.[4] Ursprünglich war Sau eine negative Vorsilbe. In der Studentensprache des 19. Jahrhunderts war damit das gemeint, was schlecht und unangenehm ist, später wurde die Silbe auch in das Gegenteil verkehrt (z. B. „Sauglück“).[5]
Jägersprache
Jagdkundliche Literatur erklärt hingegen, das Wort Sauwetter entstamme ursprünglich aus der Jägersprache.[6][7]
In der Jägersprache hat Sauwetter, auch daraus abgeleitet: Schweinewetter, für Jäger die Bedeutung „Sau-Wetter“, da bei solchem Wetter eine Jagd auf Wildschweine (Sauen) erfolgversprechender ist. Sauen nutzen feuchtes Wetter verstärkt zur Nahrungssuche, da sich nasser Boden leichter und auch geräuschärmer aufbrechen lässt.[8] Bei schönem Wetter liegen sie eher geschützt im schattigen Dickicht und sind nur schwer zu jagen. Sau-Wetter ist also gutes Wetter zur Jagd auf Wildschweine. Anderes Wild sucht bei Sauwetter dagegen eher Unterschlupf und ist weniger aktiv.[9][10] Gegenüber dem Sauwetter aus der Jägersprache, wo es für einen jeweiligen Jagderfolg eher gutes Wetter bedeutet, ist in der Umgangssprache diese Bedeutung umgekehrt.
Ein weiteres jagdliches Sprichwort besagt: „Sauwetter ist Bauwetter“. Es betrifft die Baujagd mit Jagdhunden. Bei schlechtem Wetter sind zum Beispiel Fuchs und Dachs eher in ihrem Bau anzutreffen und der Jäger kann sie dort mithilfe des Hundes heraustreiben und erjagen.[11]
Literatur
- Christian Seif: Die nächtliche Pirsch auf Schwarzwild. Amazon POD, Leipzig 2021, ISBN 979-8-7418-6131-8
Weblinks
Einzelnachweise
- Sauwetter. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 14: R–Schiefe – (VIII). S. Hirzel, Leipzig 1893, Sp. 1939 (woerterbuchnetz.de).
- Häufigkeit des Begriffes „Sauwetter“ in deutscher Literatur: Google Books Ngram Viewer
- Dreckwetter. DWDS
- Vorsilbe Sau bei GFDS
- Friedrich Kluge: Deutsche Studentensprache. 1895
- Walter Frevert: Jagdliches Brauchtum und Jägersprache Stuttgart Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG 2020, ISBN 978-3-440-50170-2, (Googlevorschau)
- Alexander Glück: Sprachkundliche Aufsätze. Beiträge zur Geschichte, zum Gebrauch und zum Wandel der deutschen Sprache. BoD – Books on Demand, Norderstedt 2021, ISBN 978-3-7543-2344-1, S. 59 (Google preview)
- Tanja Theißen: Von Jagenden und Gejagten. Die Jagd als humanimalische Praxis in Deutschland 2021, ISBN 978-3-8376-5412-7, S. 76 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- Es liegt was in der Luft. 3. Juli 2017, abgerufen am 26. Juli 2021.
- Spannendes Jagderlebnis. In: frankonia.de. Abgerufen am 26. Juli 2021.
- Christof Janko, Konstantin Börner: Fuchsjagd. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-440-16178-4, S. 60 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)