Satz von Cartan-Ambrose-Hicks

In d​er Mathematik i​st der Satz v​on Cartan-Ambrose-Hicks e​in Lehrsatz d​er Riemannschen Geometrie, d​em zufolge Riemannsche Metriken l​okal bereits d​urch den Riemannschen Krümmungstensor eindeutig festgelegt sind.

Der Satz i​st nach Élie Cartan benannt, d​er die lokale Version bewies, u​nd Warren Ambrose u​nd dessen Doktoranden Noel Hicks.[1] Ambrose bewies 1956 e​ine globale Version.[2]

Vorbereitungen

Seien zusammenhängende, vollständige Riemannsche Mannigfaltigkeiten, und

eine lineare Isometrie. Für hinreichend kleine sind die Exponentialabbildungen

lokale Diffeomorphismen. Man definiert dann eine differenzierbare Abbildung durch

.

Für eine Geodäte mit sei der (mittels des Levi-Civita-Zusammenhanges definierte) Paralleltransport entlang . Wir definieren dann

für .

Satz von Cartan

Der ursprüngliche Satz von Cartan ist die lokale Version des Satzes von Cartan-Ambrose-Hicks. Er besagt, dass genau dann eine (lokale) Isometrie ist, wenn für alle Geodäten mit und alle gilt:

,

wobei die Riemannschen Krümmungstensoren von sind.

Man beachte, dass im Allgemeinen kein Diffeomorphismus, sondern nur eine lokal-isometrische Überlagerung sein muss. Jedoch muss eine globale Isometrie sein, wenn einfach zusammenhängend ist.

Satz von Cartan-Ambrose-Hicks

Seien zusammenhängende, vollständige Riemannsche Mannigfaltigkeiten, einfach zusammenhängend. Seien und

eine lineare Isometrie. Für die Riemannschen Krümmungstensoren und alle in beginnenden gebrochenen Geodäten gelte

für alle .

Dann gilt: wenn zwei in beginnende gebrochene Geodäten denselben Endpunkt haben, dann gilt das auch für die (unter ) entsprechenden gebrochenen Geodäten in . Man kann also eine Abbildung

definieren, indem man Endpunkte gebrochener Geodäten auf die Endpunkte der entsprechenden Geodäten in abbildet.

Die Abbildung ist eine lokal-isometrische Überlagerung.

Falls ebenfalls einfach zusammenhängend ist, dann ist eine Isometrie.

Lokal symmetrische Räume

Eine Riemannsche Mannigfaltigkeit heißt lokal symmetrisch, f​alls der Riemannsche Krümmungstensor parallel ist:

.

Eine einfach zusammenhängende Riemannsche Mannigfaltigkeit i​st genau d​ann lokal symmetrisch, w​enn sie e​in Symmetrischer Raum ist.

Aus d​em Satz v​on Cartan-Ambrose-Hicks ergibt sich:

Satz: Seien zusammenhängende, vollständige, lokal symmetrische Riemannsche Mannigfaltigkeiten, einfach zusammenhängend. Seien und

eine lineare Isometrie mit

für die Riemannschen Krümmungstensoren . Dann gibt es eine lokal isometrische Überlagerung

mit und .

Als Korollar folgt, dass jeder vollständige lokalsymmetrische Raum von der Form für einen symmetrischen Raum und eine diskrete Gruppe von Isometrien ist.

Raumformen

Als Anwendung des Satzes von Cartan-Ambrose-Hicks ist insbesondere jede einfach zusammenhängende, vollständige Riemannsche Mannigfaltigkeit mit konstanter Schnittkrümmung isometrisch zur Standard-Sphäre bzw. dem euklidischen Raum bzw. dem hyperbolischen Raum .

Weiterhin gilt:

  • jede vollständige Riemannsche Mannigfaltigkeit mit konstanter Schnittkrümmung ist von der Form für eine endliche Gruppe von Isometrien ,
  • jede vollständige Riemannsche Mannigfaltigkeit mit konstanter Schnittkrümmung ist von der Form für eine Bieberbachgruppe ,
  • jede vollständige Riemannsche Mannigfaltigkeit mit konstanter Schnittkrümmung ist von der Form für eine diskrete Gruppe von Isometrien .

Literatur

  • Jeff Cheeger, David Ebin: Comparison theorems in Riemannian geometry. Revised reprint of the 1975 original. AMS Chelsea Publishing, Providence, RI, 2008. ISBN 978-0-8218-4417-5
  • Joseph A. Wolf: Spaces of constant curvature. Sixth edition. AMS Chelsea Publishing, Providence, RI, 2011. ISBN 978-0-8218-5282-8
  • Fangyang Zheng: Complex differential geometry. AMS/IP Studies in Advanced Mathematics, 18. American Mathematical Society, Providence, RI; International Press, Boston, MA, 2000. ISBN 0-8218-2163-6

Einzelnachweise

  1. Mathematics Genealogy Project, Eintrag zu N. Hicks
  2. W. Ambrose: Parallel translation of Riemannian curvature, Annals of Mathematics (2) 64 (1956), 337–363
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