Sangkum Reastr Niyum
Sangkum Reastr Niyum (Khmer: សង្គមរាស្រ្តនិយម) auch Sangkhum (Khmer សង្គម Gemeinschaft) war eine politische Bewegung in Kambodscha, welche 1955 vom Prinzen Norodom Sihanouk gegründet wurde und bis zu seinem Sturz 1970 die absolute Mehrheit im kambodschanischen Parlament stellte. Sie wurde 1955 von Prinz Sihanouk, dem damaligen König des Landes, gegründet, um ihm die Teilnahme an den Parlamentswahlen zu ermöglichen. Die Bewegung definierte sich nicht als Partei. Auf Französisch lautete der Name „Communauté socialiste populaire“, auf Deutsch wurde sie „Sozialistische Volksgemeinschaft“ genannt. Die Bewegung setzte sich aus Mitgliedern von 4 kleineren Parteien zusammen. Bereits 1955 hatte sie über 450.000 Mitglieder und übernahm zwischen 1955 und 1970 quasi die Alleinherrschaft über das Land. Nach dem Sturz des Prinzen 1970 durch Lon Nol wurde die Bewegung 1971 offiziell aufgelöst.
Gründung
Die Bewegung wurde von Norodom Sihanouk am 22. März 1955 gegründet, damit er an den Wahlen im Oktober 1955 teilnehmen konnte.[1] Damit er teilnehmen konnte, verzichtete er auf den Königsthron zugunsten seines Vaters Norodom Suramarit. Mit der Gründung der Bewegung wollte er die monarchiekritische Demokratische Partei bekämpfen, die in den Umfragen bei den ersten Parlamentswahlen des Landes führte. Da die ländliche Bevölkerung Sihanouk wie einen Gottkönig verehrte, waren die Weichen durch die Gründung bereits gestellt. Die städtische Bevölkerung lehnte die Bewegung mehrheitlich ab. Mit 82,7 % gewann die Bewegung die Parlamentswahlen und stellte alle Sitze im Parlament. Bei der Wahl soll es zu massiven Wahlfälschungen gekommen sein. Das gewählte Parlament ernannte Norodom Sihanouk zum Premierminister und Außenminister.[2]
Programm
Die Bewegung setzte sich aus Mitgliedern verschiedener politischer Richtungen zusammen. Ein Parteiprogramm existierte nicht. Ziel war der Erhalt der Monarchie unter der Führung der Norodom. Sozialistisch im Sinne von Karl Marx war die Bewegung nicht, obwohl sie Verstaatlichungen von Banken und Industriezweigen ermöglichte. Die Außenpolitik wurde von der jeweiligen Ansicht des Prinzen geprägt. Offiziell war Kambodscha im Vietnamkonflikt neutral. Der Prinz unterhielt aber enge Kontakte zu Nordvietnam und der Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams, kurz NLF. So konnte die NLF die Infrastruktur im Land nutzen, um ihre Truppen in Südvietnam zu versorgen. Dagegen war die Politik der Bewegung eher antiamerikanisch. Nicht alle Mitglieder und Abgeordneten waren mit dieser Entscheidung einverstanden, deshalb kam es im März 1970 zu einem internen Putsch gegen den Prinzen während seines Aufenthalts in Paris.
Ausbildungsprogramm
Die Sangkum startete ein grossangelegtes Schul und Ausbildungsprogramm. Besuchten 1956 432.649 Schüler eine weiterführende Schule so waren es 1969 1.160.456 Schüler. Da sich der versprochene Wohlstand durch Ausbildung aber nicht einfand führte dies zu Unruhen bei der gebildeten Bevölkerung.[3] Auch führte der rasche Ausbau des Bildungswesens zu Konflikten mit den Tempeln. Die Tempel waren über Jahrhunderte in der Erziehung und Ausbildung federführend. Es gab auch wenig Arbeit für die ausgebildeten Kräfte, in einem Land wo 80 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft arbeiteten. Die schnell hochgezogenen Schulen waren auch schlecht ausgerüstet. Die Klassenräume überfüllt. Lehrer wurden auf ihre Aufgabe schlecht vorbereitet. Die Hoffnungen vielen, durch Ausbildung sozial aufzusteigen erfüllten sich oftmals nicht.
Proteste gegen Sangkum
In den Jahren 1967 und 1968 kam es zu Protesten gegen den Machtanspruch der Sangkum. Die Proteste starteten in Samlaut in der westlichen Provinz Battambang. Auslöser war die Festlegung von Reispreisen durch die Regierung. Die Proteste griffen schnell auf weitere Provinzen über. Die Proteste wurde blutig niedergeschlagen. Die radikale Linke war anfangs nicht federführend bei der Organisation der Proteste, profitierte aber von Diesen. Die Roten Khmer um Pol Pot und Khieu Samphan hielten sich zurück. Wollten sie die Pro Nord Vietnamesische Regierung um Sihanouk nicht gefährden.[4] Erst als die Sangkum eine Liste von Mitgliedern der kommunistischen Partei veröffentlichte, welche nach ihrer Ansicht für die Unruhen verantwortlich wären, nahm die Partei Stellung. Pol Pot schrieb: „This peasant uprising was set of by the people through their own movement. The party central committee had not yet decided on a general armed insurrection throughout the country“. Doch die Sangkum griff die Mitglieder der Partei an und organisierte Demonstrationen gegen die Rebellen und gegen die Roten Khmer. Sihanouk machte die Kommunistische Partei für die Unruhen verantwortlich. Besonders Lehrer, welchen man Nähe zur Partei nachsagte wurden verfolgt. Nach dem Sturz der Sangkum im März 1970 änderte sich dies schlagartig. Viele Mitglieder der Sangkum liefen zur National United Front of Kampuchea, Kurz FUNK über welche von der Kommunistischen Partei dominiert wurde.[5]
Auflösung
Nach dem Sturz von Sihanouk am 18. März 1970 durch Mitglieder der Bewegung wurde diese am 18. Februar 1971 offiziell aufgelöst.
Bedeutende Mitglieder
- Norodom Sihanouk (នរោត្តម សីហនុ)
- Lon Nol (លន់ នល់)
- Lon Non (លន់ ណុន)
- Khieu Samphan (ខៀវ សំផន)
- Ek Yi Oun (ឯក យីអ៊ុន)
- Oum Chheang Sun (អ៊ុំ ឈាងស៊ុន)
- Khim Tit (ឃឹម ទិត)
- Sam Yun (សាន យន់)
- Sim Var (ស៊ឹម វ៉ា)
- Penn Nouth (ប៉ែន នុត)
- Pho Proeung (ផូ ព្រឿង)
- Nhiek Tioulong (ញឹក ជូឡុង)
- Chau Sen Cocsal (ចៅ សែនកុសល)
- Norodom Kantol (អ្នកអង្គម្ចាស់ នរោត្តម កន្តុល)
- Son Sann (សឺន សាន)
Einzelnachweise
- Britannica Norodom Sihanouk
- The Phnom Penh Post 1955 polls: the Sangkum takes hold
- David M. Ayres: Anatomy of a Crisis Education, Development, and the State in Cambodia,University of Hawaii Press, 1. Februar 2000, Seite 62
- David M. Ayres: Anatomy of a Crisis Education, Development, and the State in Cambodia,University of Hawaii Press, 1. Februar 2000, Seite 53 folgende
- David M. Ayres: Anatomy of a Crisis Education, Development, and the State in Cambodia,University of Hawaii Press, 1. Februar 2000, Seite 66