Samuel Saenger
Samuel Saenger (* 17. Februar 1864 in Saagar bei Riga, Russisches Kaiserreich (heute Litauen); † 6. Mai 1944 in Los Angeles, USA) war ein deutscher Diplomat.
Leben
Nach dem Abitur in Berlin studierte Samuel Saenger von 1884 bis 1888 Philosophie und Geschichte in Heidelberg und Freiburg. Er heiratete Irmgard Sethe. Die gemeinsame Tochter Elisabeth Saenger-Sethe heiratete 1917 Eugene Spiro. Samuel Saenger war 1888 Gymnasiallehrer in Berlin. Von 1898 bis 1900 erschienen seine „Glossen zur Zeitgeschichte“ regelmäßig in der Berliner Zeitschrift Die Nation von Theodor Barth. Von 1900 bis 1907 schrieb Saenger für die Zeitschrift Die Zukunft von Maximilian Harden.
Samuel Saenger war von 1908 bis 1919 politischer Redakteur der Neuen Rundschau des Fischer-Verlages. Er verfasste unter anderem die monatliche „politische Chronik“, teilweise unter dem Pseudonym ‚Junius‘. Saenger schied im Februar 1919 aus Verlag und Zeitschrift aus und ging als Gesandter der Weimarer Republik nach Prag; seine letzte ‚Junius‘-Chronik erschien im Märzheft 1919.[1] In Prag war er von April 1919 bis Oktober 1921 Geschäftsträger der Deutschen Botschaft. Peter de Mendelssohn schreibt in seiner Studie zum Fischer-Verlag zu Saengers Berufung: „Die junge Republik bemühte sich, für ihre diplomatische Vertretung im Ausland neue, nicht in der Routine verkalkte und von der wilhelminischen Diplomatie belastete Kräfte zu gewinnen, und hatte Saenger den delikaten Posten des deutschen Gesandten in der neu erstandenen und Deutschland vorerst nicht durchaus freundlich gesinnten Tschechoslowakischen Republik anvertraut – eine Aufgabe, der sich der verantwortungsbewußte Mann nicht entziehen konnte.“ Laut dem Historiker Manfred Alexander wurde er ausgesucht, weil er über persönliche Beziehungen zu Staatspräsident Masaryk verfügte und außerdem wegen seines jüdischen Glaubens.[2]
Im Januar 1922 kehrte Saenger zum Fischer-Verlag zurück, blieb aber Vortragender Legationsrat im Auswärtigen Amt in Berlin, wo er auch an der Ausbildung von Diplomaten mitwirkte. In den 1920er Jahren veröffentlichte er fast täglich einen mit "S. Saenger" gezeichneten Artikel auf Seite 1 oder 2 des Prager Tagblattes.[3] 1929 führte er für den Fischer-Verlag erfolgreich Verhandlungen mit Trotzki über die Veröffentlichung von dessen Schriften in Deutschland. 1939 emigrierte er nach Paris, wo er an der Zeitschrift „Das Neue Tage-Buch“ mitwirkte. Im März 1941 emigrierte er in die Vereinigten Staaten, zunächst nach New York, sodann nach Los Angeles. Dort verstarb Saenger am 6. Mai 1944.
Veröffentlichungen
Literatur
- Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Band 4: S. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst, Bearbeiter: Bernd Isphording, Gerhard Keiper, Martin Kröger. Schöningh, Paderborn u. a. 2012, ISBN 978-3-506-71843-3, S. 4 f.
- Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. hrsg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. Saur, München 1988, ISBN 3-598-10477-4.
Einzelnachweise
- Peter de Mendelssohn: S. Fischer und sein Verlag (S. Fischer, 1986), S. 819.
- Clanek | Radio Prag. Abgerufen am 28. April 2019.
- ANNO-Prager Tagblatt. Abgerufen am 28. April 2019.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Fritz Freiherr von Gebsattel | Botschafter des Deutschen Reichs in Prag April 1919 bis Oktober 1921 | Walter Koch |