Saint-Émilion (AOC)
Das Weinbaugebiet von Saint-Émilion (AOC) zählt zu den bekanntesten und berühmtesten im Südwesten Frankreichs. Innerhalb des Weinbaugebiets Bordelais bildet Saint-Émilion – zusammen mit Pomerol – das Kerngebiet des „Rechten Ufers“ der Gironde und der Dordogne; nach der Stadt Libourne auch Libournais genannt.
Geschichte
Schon zur Zeit der römischen Herrschaft wurde in der Gegend um die Stadt Saint-Émilion Wein angebaut. Selbst der Dichter Ausonius, nach dem auch das Château Ausone benannt ist, betätigte sich dort als Winzer. Die Stadt selbst in ihrer jetzigen Lage und Form wurde im 8. Jahrhundert von einem Eremiten gleichen Namens gegründet. Saint-Émilion war eine wichtige Etappe für Pilger auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Heute sind in der Region Saint-Émilion ca. 5.700 ha mit Reben bestockt, die auf ca. 1.000 Weinbauern verteilt sind.
Weinbau
Der Rotwein von Saint-Émilion besitzt eine eigene Appellation, die auch einige Nachbargemeinden umfasst. Zusammen mit Pomerol bildet Saint-Émilion das Kerngebiet des „Rechten Ufers“ der Gironde und der Dordogne; nach der Stadt Libourne auch Libournais genannt, derweilen die Médoc-Halbinsel sowie die Region Graves das „linke Ufer“ markieren.
Neben den beiden vorgenannten Appellationen gehören auch die Satelliten-Appellationen Lalande-de-Pomerol, Montagne-Saint-Émilion, Puisseguin-Saint-Émilion, Lussac-Saint-Émilion und Saint-Georges-Saint-Émilion sowie Fronsac und Canon-Fronsac zum Libournais.
Wie auf dem „rechten Ufer“ üblich, dominiert auch in den Cuvées von Saint-Émilion zumeist die Rebsorte Merlot. Lediglich einige Güter auf dem Plateau an der Grenze zu Pomerol, wie Château Figeac und Château Cheval Blanc, verwenden überwiegend Cabernet-Sauvignon bzw. Cabernet Franc.
Appellationen von Saint-Émilion
Als Besonderheit gibt es in Saint-Émilion sogar zwei kommunale Appellationen: Saint-Émilion und Saint-Émilion Grand Cru. Für die letztgenannte Appellation müssen sich die Weine vor der Flaschenabfüllung einer zweiten anspruchsvolleren Qualitätsprüfung unterziehen. Allerdings geht die Tendenz klar in Richtung der Produktion von Grand Crus: Im problematischen Jahrgang 2002 wurden 134.850 hl Wein als Grand Cru und nur noch 82.750 hl als Saint-Émilion deklariert. 1990 war das Verhältnis mit 156.600 hl Grand Cru zu 137.200 hl Saint-Émilion noch nahezu ausgeglichen, obwohl der Jahrgang qualitativ sehr hoch einzustufen war.
Klassifikation und Besonderheiten
Die besten Grands Crus genießen den besonderen Status klassifizierter Gewächse, wobei nochmals zwischen Grand Cru Classé und Premier Grand Cru Classé unterschieden wird. Die Klassifikation von Saint-Émilion wird ca. alle zehn Jahre jeweils überarbeitet, in den Jahren mit einer vier am Ende werden die Positionierungen der Weingüter festgesetzt, die dann meist in den Jahren mit einer 6 wirksam werden. Da die Klassifikation erst 1955 eingeführt wurde, gab es bisher Revisionen in den Jahren 1969, 1985, 1996 und 2006. Die Klassifikation von 2006 wurde am 30. März 2007 per Verwaltungsakt suspendiert.[1] Per staatlichem Erlass trat sie schließlich im November 2007 in Kraft.[2] 2012 folgte die bisher letzte Aktualisierung.
Die Güter müssen sich stets für die Klassifizierung bewerben. Beurteilt wird die Qualität der letzten zehn Jahrgänge. Hinzu kommen Kriterien wie die Reputation des Weines bei Kritik und Handel, der erzielte Marktpreis und die Qualität des Terroirs. Damit ist die Klassifikation im Gegensatz zum Médoc auch an die Lagen selbst gebunden. So wurde 1986 dem Château Beau-Séjour Bécot der Premier-Status für zehn Jahre entzogen, nachdem das Weingut durch Zukauf von Parzellen seine Rebfläche ausgeweitet hatte. Ähnliche Probleme hatte das Château Canon-La Gaffelière des Grafen Stephan von Neipperg. Die hochwertigen Rebgärten des im gleichen Besitz befindlichen Gutes La Mondotte durften nicht in den Grand Cru Classé einbezogen werden. Der La Mondotte wurde daher separat bereitet und erzielte schon als „Garagenwein“ höhere Preise als viele „Premiers“. 2012 rückte er in den Rang der Premier Cru Classé auf.
Im Folgenden ist die Klassifizierung von 2012 aufgeführt.[3] Wobei zu beachten ist, dass die nun nicht mehr oder anders klassifizierten Hersteller ihre Klassifizierung für die vorangegangenen Jahrgänge behalten: So bleibt ein 2008er Château Magdelaine ein Premier Grand Cru Classé B, obwohl das Gut 2012 nicht mehr als Grand-Cru-Produzent geführt wird.
Vier herausragende Güter sind als Premier Cru Classé A eingestuft, daneben gibt es weitere 14 Premier Grand Cru Classés (B) sowie 64 Grand Cru Classés, 2006 waren es erst 46. Aufsteiger im Vergleich zu 2006 sind mit * markiert.
Premier grands crus classés A 2012
Premier grands crus classés B 2012
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Grands Crus Classés 2012
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Deklassiert wurden 2006 gegenüber 1996 die Châteaux Bellevue, Cadet-Bon, Faurie de Souchard, Guadet Saint-Julien, La Marzelle, Petit-Faurie-de-Soutard, Tertre Daugay, beide La Tour du Pin-Figeac (Giraud-Belivier und Moueix), Villemaurine und Yon-Figeac.
Darüber hinaus wurde Château La Clusière Teil von Château Pavie, und Château Curé Bon La Madeleine gehört inzwischen zu Château Canon.
Weblinks
- Die Weine von Saint-Émilion (französisch)
Einzelnachweise
- Denis Saverot: L'absurdité d'une décision. In: La Revue du Vin de France. No. 511, Mai 2007, ISSN 1634-7625, S. 3
- Presseerklärung des Conseil des Vins de Saint-Émilion (französisch) (Memento vom 31. Oktober 2008 im Internet Archive)
- Offizielle Klassifikation der Weine von Saint-Émilion 2006 (PDF) (Memento vom 22. April 2007 im Internet Archive)