Ruthilde Boesch
Ruthilde Boesch geb. Ruthilde Klösterer, verheiratete Ruthilde Loibner (* 9. Jänner 1918 in Braunau am Inn; † 20. Jänner 2012 in Wien[1]) war eine österreichische Opern-, Operetten-, Lied- und Konzertsängerin (Sopran) und Gesangspädagogin.
Leben
Ruthilde Klösterer wuchs in Mödling auf. Nach ihrer Schulzeit studierte sie Gesang an der Wiener Musikakademie u. a. bei Fritzi Lahr-Goldschmied, Alfred Jerger, und Judith Hellwig. Meisterkurse absolvierte sie bei Helene Wildbrunn und ein intensives Rollenstudium bei dem Mozart-Dirigenten Josef Krips.
Von 1945 bis 1971 war die Sopranistin, „deren Hauptbedeutung auf dem Fachgebiet der Koloratursoubrette zu suchen ist“,[2] Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper. Dort wirkte sie in insgesamt 387 Auftritten und in 38 verschiedenen Rollen mit. Mit Vorliebe verkörperte die Künstlerin die wichtigsten Partien des Mozart-Fachs: die Königin der Nacht und Papagena (Die Zauberflöte), Susanna (Die Hochzeit des Figaro), Blondchen (Die Entführung aus dem Serail), Despina (Così fan tutte) etc. Hervorzuheben sind noch ihre Rollen der Cloe in Pique Dame, der Olympia in Hoffmanns Erzählungen, der Zerbinetta in Ariadne auf Naxos sowie der Luciete in Die vier Grobiane, um nur einige der vielen zu nennen. 1949 sang sie bei den Salzburger Festspielen unter Wilhelm Furtwängler in der Zauberflöte den zweiten Knaben, im gleichen Jahr bei den Bregenzer Festspielen das Blondchen in Die Entführung aus dem Serail.
Ruthilde Boesch trat auf den meisten großen Bühnen dieser Welt auf. Zahlreiche Konzerte und Gastspiele führten sie u. a. durch Europa, in die USA, in den Nahen Osten, nach Australien, Süd- und Nordamerika sowie Japan (wo sie eine Zeitlang lebte), begleitet von ihrem zweiten Ehemann, dem Staatsoperndirigenten Prof. Wilhelm Loibner. Mit ihm zusammen machte sie fünf Welttourneen.
1968 wurde sie zur österreichischen Kammersängerin ernannt.
Nach Beendigung ihrer aktiven Karriere widmete sich die Sängerin, deren Liebe auch der Operette galt, der Lehrtätigkeit. Als Gesangspädagogin hat sie Geschichte geschrieben. Zu ihren Schülern zählten Edita Gruberová sowie Edith Mathis, Eva Lind, Genia Kühmeier, Theresia Aranowski, Marika Lichter, Sewan Salmasi, Ute Ziemer, Arno Raunig, Sandra Schwarzhaupt, Kateřina Sokolová-Rauer, ihr Sohn Christian Boesch und ihr Enkelsohn Florian Boesch.
Aus ihrer Ehe mit A. E. Boesch hatte Ruthilde Boesch die Söhne Wolfgang Boesch (* 1939, Schriftsteller) und Christian Boesch.
Sie ist in Wien am Grinzinger Friedhof begraben (Gruppe 6, Reihe 4, Nr. 4).
Ehrungen
- Österreichische Kammersängerin (1968)
- Ehrenring der Wiener Staatsoper
- Silbernes Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
Diskografie (Auswahl)
- La Bohème
- Die Zauberflöte
- Der Schauspieldirektor
- Die Frau ohne Schatten
- Eine Nacht in Venedig
- Die Fledermaus
- Echo eines Sangeslebens (CD zum 80. Geburtstag)
Literatur
- K. J. Kutsch, Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. Unveränderte Auflage. K. G. Saur, Bern 1993, ISBN 3-907820-70-3, Erster Band A–L, Sp. 297 f.
- Barbara Boisits, Georg Demcisin: Boesch, Familie. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002, ISBN 3-7001-3043-0.
Weblinks
- Ruthilde Boesch bei Operissimo auf der Basis des Großen Sängerlexikons
- Ruthilde Boeschs Auftritte an der Wiener Staatsoper
- Werke von und über Ruthilde Boesch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- KS Ruthilde Boesch – Echo eines Sängerlebens auf members.inode.at. Abgerufen am 20. August 2015.
- KS Ruthilde Boesch†, Ehrenmitglied auf der Website der EVTA-Austria; abgerufen am 20. August 2015.
Einzelnachweise
- Grande Dame der Wiener Oper gestorben. Todesnachricht vom 24. Januar 2012 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. news.search.ch; abgerufen am 20. August 2015
- K. J. Kutsch, Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. Unveränderte Auflage. K. G. Saur, Bern 1993, ISBN 3-907820-70-3, Erster Band A–L, Sp. 298