Rudolf Straubel
Rudolf Straubel (* 16. Juni 1864 in Kleinschmalkalden; † 2. Dezember 1943 in Jena) war ein deutscher Physiker, der sich mit Optik befasste.
Leben
Rudolf Straubel war der Sohn eines Pfarrers und studierte nach dem Abitur in Coburg 1884 an der Universität Jena und der Universität Berlin Physik. Er wurde 1888 in Jena bei Carl Johannes Thomae promoviert (Über die Berechnung der Fraunhoferschen Beugungserscheinungen durch Randintegrale mit besonderer Berücksichtigung der Theorie der Beugung im Heliometer) und war danach Assistent am Physikalischen Institut in Jena bei Adolf Winkelmann. 1893 wurde er dort Privatdozent und 1897 außerordentlicher Professor. Er hielt Vorlesungen über theoretische Physik, Optik (besonders Beugungstheorie) und Geophysik. Bis 1919 leitete er auch die seismische Station. Ab den 1890er Jahren hatte er immer engeren Kontakt zu Ernst Abbe bei der Firma Carl Zeiss und wurde dort 1901 angestellt.
1903 wurde er Nachfolger von Ernst Abbe als wissenschaftlicher Leiter bei Carl Zeiss in Jena und Mitglied der Geschäftsleitung. Da er dort beruflich stark eingespannt war gab er seine Vorlesungen auf und er veröffentlichte auch kaum noch. Er war wesentlich am Ausbau der Forschung und dem Erfolg von Carl Zeiss in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beteiligt. 1933 trat er zurück, da er sich nicht dem Druck seiner Kollegen in der Zeiss-Führung (Henrichs, Kotthaus, Bauersfeld) und der Nationalsozialisten (in Form des Gauleiters Fritz Wächtler) beugen wollte, sich von seiner jüdischen Frau Marie Straubel zu trennen, mit der er vier Söhne hatte.[1] Er blieb aber in der Geschäftsführung der Zeiss-Ikon AG in Dresden, die er gegründet hatte und war weiter in der Forschung aktiv, die er von da an von seinem Haus aus betrieb. Er starb 1943 an Nierenkrebs (kurz zuvor gab er seine letzte Veröffentlichung in den Druck). Seine Frau Marie beging im April 1944 Suizid, um einer Deportation und der Ermordung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. Zuvor hatte sich schon ihre Schwester Therese getötet, bevor sie nach Theresienstadt deportiert werden konnte. Sie war gehbehindert, was ein Hauptgrund dafür war, dass Straubel nicht mit seinen Angehörigen Deutschland verließ.
Straubel arbeitete sowohl experimentell als auch theoretisch. Er war an der Entwicklung des ersten Planetariums beteiligt (nach einer Idee von Walther Bauersfeld von 1914). Sein Andenken wurde nach 1933 systematisch von den Nationalsozialisten unterdrückt und er geriet auch nach dem Krieg in Vergessenheit.[2] Ein erster Prototyp des Planetariums ging 1924 in Jena in Betrieb.
1924 wurde er Ehrenmitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. 1930 wurde er Mitglied der Leopoldina.[3]
Literatur
- H. Boegehold: Rudolf Straubel zum 70. Geburtstag. In: Die Naturwissenschaften, 22. Jahrgang 1934, S. 421–424.
- Maximilian Herzberger: The Scientific Work of Constantin Rudolf Straubel. In: Journal of the Optical Society of America, 44. Jahrgang 1954, S. 589–591.
- F. Jentzsch: Rudolf Straubel zum 70. Geburtstag. In: Zeitschrift für Technische Physik, Jahrgang 1934, Nr. 6.
- Peter Volz: Tracing paths of history. Rudolf Straubel, Walter Bauersfeld and the projection planetarium. In: Planetarian, 42. Jahrgang 2013, Nr. 4 / 43. Jahrgang 2014, Nr. 1.
- Reinhard E. Schielicke: Rudolf Straubel 1864–1943. Verlag Vopelius, Jena 2017.
Weblinks
Einzelnachweise
- Frauennamen für Jenas Straßen (Memento des Originals vom 2. Februar 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Katalog zur Ausstellung des Frauenzentrums Towanda Jena e.V., Jena 2015, Seite 6; abgerufen am 20. März 2017
- Daniel Egber: Under the Dome, the tragic untold story of the world’s first planetarium.
- Mitgliedseintrag von Rudolf Straubel bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 26. Juni 2016.