Rudolf Bewer

Rudolf Bewer (* 14. November 1855 i​n Wien; † 1930) w​ar ein deutscher Reichsgerichtsrat.

Leben

1889 w​urde er Amtsrichter u​nd 1894 z​um Landrichter ernannt. Seine Beförderung z​um Rat erfolgte 1899. Ab 1902 w​ar er Rat a​m Oberlandesgericht Köln. 1910 k​am er a​n das Reichsgericht. Er w​ar im 4., 6. u​nd 7. Zivilsenat tätig. 1914 w​urde er z​um Kriegsdienst einberufen.[1] Am 1. Januar 1924 t​rat er i​n den Ruhestand. Seit 1919 w​ar Bewer i​m Unterausschuss „Arbeitsvertragsrecht“ d​es Ausschusses z​ur Ausarbeitung e​ines Entwurfs für d​as nach Artikel 157 Absatz 2 d​er Weimarer Reichsverfassung z​u schaffende einheitliche Arbeitsrecht b​eim Reichsarbeitsministerium. 1925 erhielt e​r eine Honorarprofessur für Arbeits- u​nd Gewerberecht i​n Leipzig. Bewer bildete 1927 d​ie Speerspitze d​er Reichsgerichtsräte i​n dem Wiedergänger Berlin o​der Leipzig für e​in oberstes deutsches Gericht u​nd trat für Leipzig i​n der Standortfrage d​es Reichsverwaltungsgerichts ein.

1928 verklagten Leopold Schwarzschild, d​er Herausgeber d​es Tage-Buchs, u​nd Rudolf Olden, Redakteur d​es Berliner Tageblatts, Bewer w​egen Beleidigung. Bewer h​atte sich z​uvor in d​er Deutschen Richterzeitung[2] über d​eren Kritik z​um Fehlurteil a​n Jakubowski erregt u​nd Schwarzschild e​inen „rechtsbeugenden Literaten“ genannt, d​a er falsche Behauptungen aufgestellt habe. Bewer u​nd Reichert wurden i​n zweiter Instanz z​u 300 Mark Geldstrafe verurteilt.[3] Seine Mitarbeit b​ei der Richterzeitung beendete e​r zum 1. Januar 1929.

Familie

Sein Vater w​ar der Maler Clemens Bewer (1820–1884). Seine Mutter w​ar eine Cousine d​es Musikkritikers Eduard Hanslick. Sein Bruder w​ar der antisemitische Schriftsteller Max Bewer. Seine Tochter Charlotte-Marie (1885–1960) h​at Lutz Richter geheiratet, e​inen der „produktivsten Juristen d​er Weimarer Republik“, m​it dauernden „Einfluß a​uf die Dogmatik d​es Verwaltungsrechts“.[4] Sein Sohn Clemens Bewer (1894–1972) w​ar ab 1927 Syndikus d​es Hartmannbundes u​nd von 1934 b​is 1945 d​er gleichgeschalteten Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands.[5]

Einzelnachweise

  1. Das Reichsgericht und der Krieg, Deutsche Juristen-Zeitung, Jahrgang 19 (1914), Sp. 1190.
  2. Grenzen der Gerichtsberichte, Deutsche Richterzeitung 1927, S. 436.
  3. Robert Kuhn: Die Vertrauenskrise der Justiz, 1926-1928: der Kampf um die „Republikanisierung“ der Rechtspflege in der Weimarer Republik. Köln 1983, S. 255
  4. Martin Otto: Richter, Lutz (eigentlich Ludwig) Gebhard Hermann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 537 f. (Digitalisat).
  5. Rudolf Mothes Lebenserinnerungen Teil C (Band 4), PDF-Datei, S. 61f., abgerufen am 16. September 2010.

Werke (Auswahl)

  • Die sächsischen Bergschiedsgerichte, Leipzig 1914.
  • Familie Bewer vom Niederrhein, Düsseldorf 1930.
  • „Die Totschlagssühne in der Lex Frisionum“, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung, Band 13 (1892), S. 95.
  • „Zuständigkeit der Gewerbegerichte für Rechtsnachfolger der Arbeiter oder Arbeitgeber“, Deutsche Juristen-Zeitung, Jahrgang 9 (1904), Sp. 1109.
  • „Der Kampf um die Schwurgerichte“, Deutsche Richterzeitung 1927, S. 120.
  • „Örtliche Gerichtsunabhängigkeit und das kommende Reichsverwaltungsgericht“, Deutsche Richterzeitung 1927, 106.
  • „Politisierte Geschworene“, Deutsche Richterzeitung 1928, S. 180.
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