Rottenburg (Adelsgeschlecht)

Rottenburg (auch Rottenburger) i​st der Name e​ines Tiroler Adelsgeschlechts, d​eren Stammsitz s​ich im unteren Inntal befand. Die Burg Rottenburg oberhalb v​on Buch i​n Tirol i​st heute e​ine vollständige Ruine. Ihre Ländereien d​ort erstreckten s​ich vom Aschbach i​n Volders b​is zum Ziller. Eine weitere Besitzung d​er Adelsfamilie w​ar die Burg Alt-Rettenberg, d​ie 1492 für d​ie Errichtung d​er Burg Neu-Rettenberg abgetragen wurde.[1]

Geschichte

Durch e​ine lange Reihe hindurch trugen d​ie erstgeborenen Söhne dieser Familie d​en Leitnamen Heinrich, w​as die Erstellung e​iner exakten Genealogie erschwert.[2] Dank e​iner erfolgreichen Familienpolitik verstanden e​s die Rottenburger, s​ich über d​as Inntal auszubreiten u​nd auch i​m Eisacktal, i​m Bozner Raum, i​m Überetsch, Südtiroler Unterland u​nd dem Trentino Besitzungen z​u erwerben. So erwarb e​in Heinrich v​on Rottenburg 1312 d​ie Burg i​n Entiklar m​it zugehöriger Gerichtsbarkeit u​nd 1348 zusätzlich d​ie dortige Propstei.[3] 1404 stiftete Heinrich VI. v​on Rottenburg e​in Hospital i​n Kaltern, i​n der Nähe seiner dortigen, h​eute weitgehend verbauten Burganlage (Rottenburger Platz).

Im Verlauf d​es 14. Jahrhunderts erlangten d​ie Rottenburger i​n der Grafschaft Tirol h​ohe politische Bedeutung u​nd stellten d​en Hofmeister a​uf Schloss Tirol s​owie den Hauptmann a​n der Etsch u​nd des Bistums Trient („Hainrich v​on Rotenburg, hofmaister a​uf Tirol v​nd haubtman a​n der Etsch v​nd des pistumbs z​e Triende“).[4] Auch d​ie Burg Friedberg i​m Bezirk Innsbruck gehörte z​u den Besitzungen Heinrichs v​on Rottenburg. Im Jahr 1407 k​am es z​u einem Bruch zwischen Graf Heinrich VI. u​nd dem Landesfürsten Herzog Friedrich v​on Tirol, i​n dessen Folge Heinrich 1411 d​ie Burganlagen a​n Friedrich abtreten musste.[1] Das Geschlecht d​er Rottenburger erlosch i​m April/Mai 1411 m​it dem Tod Heinrichs, d​er als letzter männlicher Erbe e​ine Tochter Barbara hinterließ, d​ie Breo (auch Bero I.) v​on Rechberg ehelichte.[5]

Die Grafen Heinrich I. u​nd Heinrich II. v​on Rottenburg u​nd ihre Familien spielen a​ls Dienstgeber d​er Heiligen Notburga i​n deren Legenden e​ine wichtige Rolle.[6] Um Graf Heinrich VI. v​on Rottenburg, e​inen politischen Gegner d​es Herzogs Friedrich IV. v​on Österreich, bildeten s​ich einige Legenden u​nd Sagen v​or dem Hintergrund d​es für d​as Spätmittelalter charakteristischen Konflikts Adel contra Landesfürst.[7]

Wichtige Familienmitglieder

  • Heinrich von Rottenburg der Ältere (* ?; † ?): Hofmeister der Grafen von Tirol; vollzog 1298 für seine zwei Gemahlinnen Ottilia und Margareth Stiftungen an Rupert von Thaur, dem Günstling der Grafen von Tirol.[8]
  • Heinrich von Rottenburg der Jüngere (* ?; † ?): erwarb Burg, Gericht und Propstei in Entiklar und tätigte 1313 eine weitere Stiftung an Rupert von Thaur.[9]
  • Heinrich V. von Rottenburg (* um 1343; † um 1400): nachgewiesen ab ca. 1363 bis 1400; Hofmeister und Hauptmann an der Etsch; baute durch Erwerbungen, Pfarrerhebungen etc. die Stellung seiner Familie wesentlich aus; 1386 Stiftung für das Kloster Stams.[9]
  • Heinrich VI. von Rottenburg (auch Heinrich der Letzte) (* ?; † ?): durch die Rottenburger Fehde bekannt; mit ihm starb die Familie in männlicher Linie aus.

Literatur

  • Claudia Feller: Das Rechnungsbuch Heinrichs von Rottenburg. Ein Zeugnis adeliger Herrschaft und Wirtschaftsführung im spätmittelalterlichen Tirol. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2010, ISBN 978-3-205-78397-8, S. 22–80. (online)

Einzelnachweise

  1. Ruine Rettenberg (Memento des Originals vom 13. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.silberregion-karwendel.com auf silberregion-karwendel.com, abgerufen am 13. Februar 2015.
  2. Rudolf Harb: Geschichte des Gerichtes und der Burg Rettenberg. In: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Jahrgang 62, 1982, S. 74 (zobodat.at [PDF], abgerufen am 13. Februar 2015).
  3. Geschichte zur Ruine Entiklar auf burgen-adi.at, abgerufen am 13. Februar 2015.
  4. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2005, ISBN 88-901870-0-X, S. 405, Nr. 856.
  5. Claudia Feller: Das Rechnungsbuch Heinrichs von Rottenburg. S. 74.
  6. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 26. Juni 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.notburga-museum.at
  7. Gottfried Kompatscher: Volk und Herrscher in der historischen Sage. Zur Mythisierung Friedrichs IV. von Österreich vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart. (Beiträge zur europäischen Ethnologie und Folklore. Reihe A, Texte und Untersuchungen 4). Frankfurt am Main [u. a.]: Lang 1995, S. 88–96.
  8. Franz Anton Sinnacher: Beiträge zur Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Brixen in Tirol. Weger, Brixen 1821–1834, S. 139–140. (online)
  9. Die Rottenburger. In: notburga-gemeinschaft.at. Abgerufen am 12. Februar 2017.
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