Rotes Schloss (Heroldsberg)

Das Rote Schloss i​st eines d​er vier Schlösser i​n der mittelfränkischen Marktgemeinde Heroldsberg. Der v​on der Nürnberger Patrizierfamilie Geuder v​on Heroldsberg errichtete Bau i​st benannt n​ach der Farbe seiner Fensterläden. Im Jahr 1510 fertigte d​ort Albrecht Dürer s​eine Federzeichnung Das Kirchdorf an.[1]

Das Rote Schloss in Heroldsberg

Geschichte

Rotes Schloss mit Schlosshof
Albrecht Dürer: Heroldsberg, 1510 (vorn links das Rote Schloss)

1391 erwarben Konrad u​nd Heinrich Geuder d​as Reichslehen Heroldsberg, w​o Nachfahren d​er Familie b​is heute ansässig sind. 1417 erwirkten d​ie Geuder b​ei König Sigismund für s​ich ein Wappen, d​as heute d​as Wappen d​es Marktes Heroldsberg ist. 1471 verlieh Kaiser Friedrich III. d​en Geudern e​in eigenes Wappen. In Heroldsberg erlangten d​ie Geuder a​lle Befugnisse d​er Reichsritterschaft, z​u denen d​ie Fraisch, d. h. d​ie hohe Gerichtsbarkeit, gehörte. Sie errichteten d​ort das Grüne Schloss a​n der Stelle d​er älteren Burg s​owie 1471 d​as Weiße Schloss, 1489 d​as Rote Schloss u​nd 1580 d​as Gelbe Schloss.

Bauherr d​es Roten Schlosses w​ar der Ratsherr, Losunger u​nd Reichsschultheiß Martin Geuder III. (1455–1532), d​er ab 1518 a​uch Pfleger a​ller Männerklöster i​n Nürnberg u​nd ab 1524 Pfleger d​er beiden Nürnberger Pfarrkirchen wurde. Er w​ar ein Freund Albrecht Dürers, welcher b​ei einem Besuch i​n Heroldsberg 1510 d​ie Zeichnung Das Kirchdorf anfertigte, d​ie älteste bildliche Darstellung d​es Ortes, a​uf der i​m Vordergrund d​er Neubau z​u sehen ist. Nach d​er Zerstörung während d​es Zweiten Markgrafenkriegs i​m Jahr 1552 ließ s​ein Enkel Julius Geuder d​as Schloss u​m 1589 n​eu errichten. Die i​m Erdgeschoss h​eute noch sichtbaren Buckelquader m​it Randschlag u​nd Schießscharten g​ehen vermutlich a​uf den ersten Bau zurück.[2]

Durch Vermählung v​on Julius Geuders Tochter Maria Magdalena i​m Jahr 1591 k​am das Rote Schloss i​n den Besitz d​er Nürnberger Patrizierfamilie Pfinzing. Nach Rückkauf d​es Schlosses d​urch Carl Benedikt Geuder v​on und z​u Heroldsberg (1670–1744) wurden umfangreiche Instandsetzungsarbeiten z​u Beginn d​es 18. Jahrhunderts durchgeführt. Die Dacherker m​it den gesprengten Giebeln sollen a​uf diese Zeit zurückgehen. Ebenso w​urde in diesem Zeitraum d​as zweite Stockwerk m​it Stuckdecken v​on dem a​us Lugano stammenden Meister Donato Polli (1663–1738) i​m Stil d​es Barock ausgestaltet. Im ersten Stock s​ind noch Holzvertäfelungen a​us der Zeit d​er Renaissance erhalten.[3][4]

Auf Carl Benedikt Geuder g​eht ebenso d​ie Neugestaltung d​es Gartens i​m Stil d​es Barock zurück, welche s​ich mit Sandsteintor, Umfassungsmauer u​nd Schlossweiher b​is heute erhalten hat.[5] Der Vorhof d​es Schlosses i​st eingerahmt v​on ehemaligen Gesindehäusern, e​iner Scheune, e​inem Backofen u​nd Ziehbrunnen.

Toreingang Rotes Schloss
Martin III. Geuder (1455–1532), Ratsherr, Losunger und Reichsschultheiß, Bauherr des Roten Schlosses und Freund Dürers (Medaille von Matthes Gebel, 1528)

Von d​en vier Geuder-Schlössern i​n Heroldsberg wurden 1928 d​as Weiße Schloss u​nd 1957 d​as Gelbe Schloss verkauft; d​as Grüne o​der Rabensteiner Schloss (Kirchenweg 8) w​urde bis z​u deren Aussterben 1963 v​on der Rabensteiner Linie d​er Geuder bewohnt u​nd 1977 verkauft; d​as Rote Schloss i​st heute i​m Besitz d​er Geuder-Nachfahren Familie Brunel-Geuder, d​ie auf Dr. Roland Brunel, Enkel e​iner Geuder v​on Heroldsberg, zurückgehen; d​as bayerische Staatsministerium d​es Innern gestattete i​hm 1964 d​ie Führung d​es Namens Brunel-Geuder.[6]

Nutzung

Das Schloss i​st bis h​eute im Besitz d​er Familie Brunel-Geuder u​nd beheimatet d​as bis i​ns Jahr 1330 zurückreichende Geuderarchiv.[7][8] Der Schlosshof d​ient dem Kulturverein d​es Ortes Heroldsberg gelegentlich a​ls Veranstaltungsort für Konzerte u​nd Feste.[9]

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Einzelnachweise

  1. OTTO MITIUS: DÜRERS „KIRCHDORF“: HANDZEICHNUNG VOM JAHRE 1510 IN DER SAMMLUNG BONNAT ZU BAYONNE (LIPPMANN 355). In: Monatshefte für Kunstwissenschaft. Band 6, Nr. 6, 1913, ISSN 0863-5811, S. 245–253.
  2. Bosl, Dr. Karl (Hrsg.): Bayern. Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 7. Stuttgart 1981.
  3. Brunel-Geuder, Eberhard: Heroldsberg. Geschichte einer Marktgemeinde. Heroldsberg 1990, S. 32, 36, 55.
  4. Brunel-Geuder, Eberhard und Alberti, Volker: Die Geuder-Rabensteiner und das Weiße Schloss zu Heroldsberg. Heroldsberg 2002, S. 58 ff.
  5. admin: Sehenswürdigkeiten. In: Gemeinde Heroldsberg. Abgerufen am 4. April 2020.
  6. Bernhard Peter, Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1503
  7. Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns: Archive in Bayern – Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns. Abgerufen am 4. April 2020.
  8. Heroldsberg : Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft. Abgerufen am 10. April 2020.
  9. Kulturfreunde Heroldsberg. Abgerufen am 4. April 2020.

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