Rollgeräusch
Als Rollgeräusch bezeichnet man allgemein das Geräusch, das beim Abrollen der Räder von Fahrzeugen auf der Straße oder Schiene entsteht. Genauere und eindeutigere Bezeichnungen für diese Außengeräusche sind Reifen-Fahrbahn-Geräusch und Rad-Schiene-Geräusch. Diese Bezeichnungen haben sich hauptsächlich bei Akustikern in der Fahrzeug-, Reifen- und Fahrbahnentwicklung vermehrt durchgesetzt. Für Straßenverkehrslärm und Schienenverkehrslärm als Umweltproblem wird jedoch weiterhin häufig der unspezifische Begriff Rollgeräusch verwendet, z. B. wird die Messung von Reifen-Fahrbahn-Geräuschen häufig als Rollgeräuschmessung bezeichnet.
In der Kraftfahrzeugentwicklung wird häufig auch das vom Reifen-Fahrbahn-Kontakt über Körperschall ins Fahrzeug eingeleitete Innengeräusch als Rollgeräusch bezeichnet[1][2] (der Begriff Reifen-Fahrbahn-Geräusch ist in diesem Zusammenhang nicht gebräuchlich). Hier stellen die durch die Fahrbahn erfolgenden niederfrequenten Kraftanregungen am Reifen den entscheidenden Entstehungsmechanismus dar. Diese erfolgen in erster Linie in Vertikalrichtung und werden über die Achsen und die Karosserie als Körperschall weitergeleitet. Zur isolierten Untersuchung dieser Anteile am Innengeräusch werden Trommelprüfstände mit Schlagleisten oder Fahrbahnprofilen[3], sowie servohydraulische Fahrzeugprüfstände[4] eingesetzt.
Lärmpegel, Ausgangssituation
- 96 dB(A)[5] bei heutigen Güterwagen (ohne Flüsterbremse, ohne gummigepufferte Reifen, ohne Radschallabsorber) bei 80 km/h und in 7,5 m Messabstand zum Güterwagen gemessen
Lärmgrenzwerte von Reifen
Lärmgrenzwerte ab 2012 nach EU-Verordnung Nr. 661/2009:
Reifenklasse | Nennbreite | Grenzwerte |
---|---|---|
C1a | <= 185 mm | 70 dB(A) |
C1b | > 185 … 215 mm | 71 dB(A) |
C1c | > 215 … 245 mm | 71 dB(A) |
C1d | > 245 … 275 mm | 72 dB(A) |
C1e | > 276 mm | 74 dB(A) |
C2 | — | 72 [73] dB(A) |
C3 | — | 73 [75] dB(A) |
- Werte in [ ] Klammern gelten für Traktionsreifen.
Lärmminderungspotential
Rollgeräusch bei Schienenfahrzeugen
- Ersatz von Grauguss-Bremssohlen durch K-Sohlen (Flüsterbremse), 8 bis 10 dB(A)[6]
- Radschallabsorber, 2 bis 8 dB(A)[6]
- optimierte Radform, 2 bis 6 dB(A)[6]
- gummigefederte Räder[7], 6 dB(A)[6]
- Einsatz komplett neu entwickelter Drehgestelle wie z. B. das LEILA-Drehgestell, bis zu 25 dB(A)[8]
- Lärm auslöschender Antischall, nahe der Lärmquelle ausgestrahlt
- optimierter Oberbau (Wagonkoffer), 2 bis 4 dB(A)[6]
- häufiges Schienenschleifen, 3 bis 5 dB(A)[6], (während des Schleifvorgangs wird jedoch kontraproduktiv zusätzlicher Lärm erzeugt)
Siehe auch
Quellen
- Hans-Hermann Braess; Ulrich Seiffert (Herausgeber): Vieweg Handbuch Kraftfahrzeugtechnik. Vieweg und Teubner; 5. Auflage, 2007; ISBN 978-3834802224.
- M. Riegel; J. Wiedemann: Bestimmung des Windgeräuschanteils im Vergleich zu Antriebs- und Rollgeräusch im Innenraum von Pkw. In: M. Bargende; J. Wiedemann, (Hrsg.): 5. Internationales Stuttgarter Symposium Kraftfahrwesen und Verbrennungsmotoren 18.-20. Februar 2003. Renningen: Expert-Verlag, 2003. ISBN 3-8169-2180-9.
- Wilhelm Dreyer; Peter Hoppe; Peter Friederich; Helmut Fuchs: Das neue Volkswagen-Akustikzentrum in Wolfsburg, Teil 1: Prüfstände. Automobiltechnische Zeitschrift, Jahrgang 105, Ausgabe 3, 2003.
- R. Ries; M. Helfer; U. Essers: Einsatz von servohydraulischen Fahrbahnsimulatoren bei der Untersuchung des Rollgeräusches in Pkw. In: Automobiltechnische Zeitschrift 95 (1993), Nr. 1, S. 42–45.
- http://www.forschungsinformationssystem.de/servlet/is/35928/
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- http://www.bochumer-verein.de/de-DE/produkte/gummigefederte_raeder/Seiten/default.aspx
- http://www.schienenlaerm.de/fileadmin/bvs/dateien/vernetzen/Bericht-Gumpp.pdf