Rolf E. Vanloo
Rolf E. Vanloo (* 24. März 1899 als Martin Karl Edmund Schmidt in Minden, Westfalen; † nach 1941) war ein deutscher Drehbuchautor, Filmproduzent, Schriftsteller und Dramaturg.
Leben
Der gebürtige Westfale wurde nach seinem Schulabschluss (humanistische Ausbildung) eingezogen. Nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst versuchte er sich als Autor, ab 1920 auch für das Kino. Bereits eine seiner ersten Arbeiten, das Stück Florence oder Die Drei bei der Frau, wurde 1920 von Fritz Lang unter dem Titel Die Vier um die Frau (auch: Kämpfende Herzen) verfilmt.
Zunächst für die Produktionsfirma Decla-Bioscop AG aktiv, wechselte Vanloo 1922 als Dramaturg zur Phoebus und 1924 zur Produktionsfirma Joe Mays. Anschließend gründete Rolf Vanloo die Drehbuchfirma ‘European Scenario Company GmbH.’, der er als Geschäftsführer vorstand.
Nebenbei arbeitete er weiterhin als Drehbuchautor. Seine wichtigste Drehbuchmitarbeit lieferte er zu Mays realitätsorientiertem Polizistendrama Asphalt, dessen Vorlage Vanloo gleichfalls verfasst hatte. Gleich darauf belieferte er mit seinem Manuskript für Arthur Robisons IRA-Drama Die Nacht nach dem Verrat erstmals auch eine ausländische (britische) Inszenierung.
1932 entstand basierend auf seiner literarischen Vorlage der Film Hallo Hallo! Hier spricht Berlin!.
Während des Tonfilms schrieb Vanloo nur noch sporadisch Drehbücher, mit dem Manuskript zu Karl Hartls Science-Fictionfilm-Klassiker Gold mit Hans Albers in der Hauptrolle lieferte er seinen bedeutendsten Beitrag für den heimischen Tonfilm. 1936/37 schrieb Vanloo auch für zwei französische Produktionen. Zur selben Zeit reiste Vanloo auf Veranlassung von Propagandaminister Joseph Goebbels nach London, um den dort filmenden („Tatjana“) deutschen Hollywood-Star Marlene Dietrich für die Hauptrolle der Sängerin Mado Doucet in dem von Vanloo geschriebenen und produzierten Drama Tango Notturno zu gewinnen. Die Dietrich lehnte jedoch eine Rückkehr ins Deutschland Adolf Hitlers strikt ab, und der Film ging im darauffolgenden Jahr mit dem Stummfilmidol Pola Negri, einer weiteren Favoritin Hitlers[1], in Produktion.
Tango Notturno sollte Vanloos letzte Drehbuchbeteiligung bis Herbst 1939 bleiben. 1938 wurde seine Novelle Die Nacht der Entscheidung von Philipp Lothar Mayring und Harald G. Petersson zu einem Drehbuch verarbeitet und von Nunzio Malasomma umgesetzt, im Jahr darauf lieferte Vanloo lediglich die Idee zu Hans Schweikarts Komödie Fasching. Das Drehbuch dazu schrieb Jochen Huth.
Seit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ist Vanloo im Reich nicht mehr nachweisbar. Seine letzten Manuskripte wurden in römischen (Vom Schicksal verweht) und budapester Ateliers (Maske in Blau) umgesetzt. Nach Ende der Dreharbeiten (Oktober bis Dezember 1941) zu dem letztgenannten Film verschwand Rolf Vanloo komplett aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Wann und wo er verstarb ist nicht bekannt.[2]
Filmografie (als Drehbuchautor, Auswahl)
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Literatur
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 8: T – Z. David Tomlinson – Theo Zwierski. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 138 f.
Weblinks
- Rolf E. Vanloo in der Internet Movie Database (englisch)
Anmerkungen
- Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 15.
- Das Verschwinden Vanloos inmitten des Krieges bleibt mysteriös und ist derzeit nicht erklärbar. Ob er, der lange Zeit als Vertrauter Goebbels' galt, plötzlich in Ungnade gefallen war (und womöglich verhaftet wurde), oder ob er die Gelegenheit des Auslandaufenthaltes 1941 zur Flucht aus Europa oder in ein neutrales Land genutzt hat, kann derzeit nicht beantwortet werden. Dazu erklärt auf Nachfrage der Filmwissenschaftler Kay Weniger: Fakt ist, dass 1. Vanloos Reichsfilmkammerakte (Bundesarchiv Berlin) nach 1941 keinen Eintrag mehr aufweist. Dass 2. die Stadt Minden in ihrem Geburtenregister unter seinem Geburtsnamen keinen Sterbeeintrag führt und 3. dass der einstige Regimegünstling bereits 1944 nicht mehr auf der Liste der vom Propagandaministerium zugelassenen Filmautoren geführt wurde (s. Bogusław Drewniak: Der deutsche Film 1938–1945. Ein Gesamtüberblick. Droste, Düsseldorf 1987, ISBN 3-7700-0731-X, S. 142 f.). Dies alles spricht entweder für eine Kaltstellung bzw. Verhaftung oder eine Flucht Vanloos. Bei Tod, so der RFK bekannt, wäre dieser in dessen Akte bis April 1945 nachgetragen worden.