Roland Kaehlbrandt
Roland Kaehlbrandt (* 25. Dezember 1953 in Celle) ist ein deutscher Stiftungsmanager, Sprachwissenschaftler und Sachbuchautor. Seit 2008 leitet er als Vorsitzender des Vorstands die Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main. Er ist Honorarprofessor für Sprache und Gesellschaft an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn.
Leben und Wirken
Nach dem Studium der Sozialpädagogik leitete Roland Kaehlbrandt zunächst ein Jugendheim der Evangelischen Kirchengemeinde in Köln. Anschließend studierte er Romanische und Germanische Philologie sowie Völkerkunde an der Universität zu Köln. Sein Studium verdiente er sich als Werkstudent, indem er an der Volkshochschule Französisch sowie Deutsch als Fremdsprache unterrichtete und als Prüfer für VHS-Sprachdiplome fungierte. Mit einem Stipendium konnte er 1979 für ein Jahr am DAAD-Romanistenprogramm an der Pariser Universität Sorbonne teilnehmen.
Nach dem Magister Artium erhielt Kaehlbrandt von 1983 bis 1985 ein Doktorandenstipendium des Landes Nordrhein-Westfalen. 1985 bis 1990 war er als DAAD-Lektor für deutsche Sprache an der Universität Paris III tätig. 1987 wurde er zum Direktor der Deutschen Stiftung Maison Heinrich Heine berufen, die er bis 1990 leitete. Sein Doktordiplom erhielt Kaehlbrandt 1989 von der Universität zu Köln mit einer linguistischen Dissertation. 1990 kehrte er nach Deutschland zurück und begleitete als Pressesprecher des Deutsch-Französischen Jugendwerks den Aufbau der deutsch-französischen Jugendarbeit in den neuen Bundesländern.
Seine Tätigkeit für Stiftungen setzte Kaehlbrandt 1993 fort, indem er als Kommunikationschef zur Bertelsmann Stiftung in Gütersloh wechselte und dort zugleich dem Geschäftsleitungskreis angehörte. Die operative Stiftungsarbeit, verbunden mit aktiver Kommunikation, prägte ihn. Nach sechs Jahren Stiftungsarbeit unter der Führung von Reinhard Mohn wechselte er als Geschäftsführer zur Hertie-Stiftung in Frankfurt am Main. An der operativen Neuausrichtung der Stiftung wirkte Kaehlbrandt durch die Entwicklung und den Aufbau mehrerer großer Projekte in den Bereichen Integration und Sprachkultur mit (Bundeswettbewerb Jugend debattiert, Start (Stipendium) für begabte Zuwandererkinder, Grundschulprogramm Deutsch & PC)[1].
Im Jahr 2005 wurde Kaehlbrandt in den Vorstand der neu errichteten Stiftung Polytechnische Gesellschaft in Frankfurt berufen, die die aufklärerische Tradition ihrer Muttergesellschaft und Stifterin, der 1816 gegründeten Bürgervereinigung Polytechnische Gesellschaft e. V., durch die Förderung von Bildung und Verantwortung mit Fokus auf Frankfurt am Main fortsetzt. Mit einem Vermögen von 421 Millionen Euro zählt die Stiftung zu den großen deutschen Privatstiftungen. Seit 2005 hat sie 18 sogenannte Leitprojekte in den Bereichen Familienbildung, Sprachbildung, kulturelle Bildung, Hinführung zu Naturwissenschaft und Technik sowie Bürgerkompetenz entwickelt, darunter neuartige Bildungsprojekte wie das Diesterweg-Stipendium für Kinder und Eltern oder den Großen Diktatwettbewerb[2]. Mehrere Projekte wurden mit Preisen ausgezeichnet[3][4][5] und verbreiteten sich über Frankfurt hinaus in Kooperationsstrukturen mit anderen Stiftungen und Kommunen[6]. Seit 2008 ist Kaehlbrandt Vorstandsvorsitzender der Stiftung.
Von 1997 bis 2006 war Kaehlbrandt Lehrbeauftragter für Stilistik und Rhetorik am Institut für Journalistik der Universität Dortmund und von 2007 bis 2016 akademischer Studienleiter des Intensivstudiums Stiftungsmanagement an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht. Seit September 2016 lehrt er als Honorarprofessor für Sprache und Gesellschaft an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter[7]. Zudem verfasste er mehrere Bücher über die deutsche Sprache[8][9][10].
Privates
Roland Kaehlbrandt wuchs in Köln auf; seine Vorfahren stammen aus Norddeutschland, seine Eltern aus dem Baltikum, unter ihnen sind Juristen, Kaufleute und evangelische Pfarrer. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Mitgliedschaften und Engagement
Im Rahmen seines ehrenamtlichen Engagements für den Bundesverband Deutscher Stiftungen leitete Kaehlbrandt von 2001 bis 2007 dessen Arbeitskreis Bildung. Von 2007 bis 2014 war er Mitglied des Vorstands sowie Vorsitzender der Jury des KOMPASS-Preises des Bundesverbands. Seit 2007 ist er Vorstandsvorsitzender der Initiative Frankfurter Stiftungen. Kaehlbrandt ist zudem Mitglied verschiedener Kuratorien (unter anderem Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Provadis-Hochschule der Industrie und Landesstiftung Miteinander in Hessen).
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Das Prinzip Verantwortung. Stiftungen als Impulsgeber und Begleiter gesellschaftlicher Veränderungen. In: die waage. Zeitschrift der Grünenthal GmbH. Band 35, Nr. 3 (= S. 88–133: Stiftungen), 1996, S. 97–103.
- Deutsch für Eliten. DVA, München 1999, ISBN 978-3-421-05186-8.
- Buntes Deutsches Bestiarium: Lexikon der unvermeidlichen Mitmenschen. DVA, München 2001, ISBN 978-3-421-05478-4.
- mit Walter Krämer: Plastikdeutsch – Ein Lexikon der Sprachverirrungen. Piper, München 2009, ISBN 978-3-492-25317-8.
- mit Walter Krämer: Lexikon der schönen Wörter. Piper, München 2011, ISBN 978-3-492-27318-3.
- Logbuch Deutsch. Wie wir sprechen, wie wir schreiben. Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-465-04255-6.
- Hallo! Was geht? Alles gut! Warum das Leben nicht zu kurz ist, um Deutsch zu lernen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 177, 1. August 2016, S. 9.
- „Ich will wachrütteln und motivieren.“ Der deutsche Linguist Roland Kaehlbrandt sieht Sprachbewusstsein als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. In: Neue Zürcher Zeitung, 5. Mai 2017, S. 52.
Auszeichnungen
- 2018: Officier de l’Ordre national du Mérite (Nationaler Verdienstorden Frankreichs)[11]
- 2017: Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main[12]
- 2016: Bundesverdienstkreuz am Bande[13]
- 2009: Hessischer Verdienstorden
Weblinks
Einzelnachweise
- Hans Riebsamen: Viele innovative Projekte. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 24. Dezember 2013.
- Hans Riebsamen: Für Frankfurt. 10 Jahre Stiftung Polytechnische Gesellschaft. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 22. November 2015.
- Julia Kilian: Hessischer Integrationspreis geht an vier Projekte. Meldung der Deutsche Presse-Agentur vom 7. November 2013.
- Hans Riebsamen: Kulturpreis für den DeutschSommer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. Oktober 2016.
- Thomas Remlein: Preis für den Deutsch-Sommer. In: Frankfurter Neue Presse vom 10. Oktober 2016.
- Stephan M. Hübner: Die Schlüsselfunktion der Familie. In: Polytechnik 1/2015, Seiten 16 bis 18.
- Alanus Hochschule: Neue Honorarprofessur für Sprache und Gesellschaft an der Alanus Hochschule. Pressemitteilung vom 15. September 2016.
- Alfred Grosser: Wege durch die Wortspielhölle. In: Frankfurter Rundschau vom 20. November 2015.
- Wolfgang Krischke: Rettet das Deutsche vor seiner Selbstdemontage. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28. November 2015.
- Justus Wenzel: Ein Weckruf von Roland Kaehlbrandt: Lassen wir die deutsche Sprache verkommen? In: Neue Zürcher Zeitung vom 22. Mai 2016.
- SPTG - Aktuelles. Abgerufen am 17. Mai 2018.
- Enrico Sauda: "Voll die Ehre" für Kaehlbrandt. In: Frankfurter Neue Presse vom 4. Mai 2017.
- Enrico Sauda: Aus Liebe zur Sprache. In: Frankfurter Neue Presse vom 30. April 2016.