Robert Barclay Allardice

Robert Barclay Allardice o​f Ury (* 25. August 1779 i​n Stonehaven, Kincardineshire, Schottland; † 8. Mai 1854 i​n London), m​eist Captain Barclay genannt, w​ar der berühmteste schottische Pedestrian d​es frühen 19. Jahrhunderts.

Robert Barclay Allardice

Familie

Captain Barclays Vater w​ar Robert Barclay, 5th o​f Ury (1732–1797), Mitglied e​iner alten schottischen Familie Urenkel v​on Robert Barclay, 2nd o​f Ury (1648–1690), d​em Gründer v​on Barclays Bank, d​er mit e​iner Nachkommin d​es schottischen Königs Robert II. (Schottland) verheiratet w​ar und d​aher deren Namen Allardice i​m Namen tragen durfte. Die Familie g​alt immer s​chon als sportlich: Der Erste Laird o​f Ury w​ar einer d​er stärksten Männer b​ei den Highland Games z​ur Zeit d​es englischen Bürgerkrieges, Robert Barclay Allardice Senior w​ar ein bekannter Pedestrian, d​er von Ury n​ach London (820 km) i​n zehn Tagen gegangen war.[1] Robert Barclay jun. g​ing in England i​n die Richmond School u​nd die Universität Cambridge.

Bedeutende Wettkämpfe

  • In 1801 ging Captain Barclay 110 Meilen (177 km) in 19 h 27 min in einem schlammigen Park.
  • In 1802 ging er 64 Meilen (103 km) in 10 h.
  • In 1805 ging er 72 Meilen (116 km) zwischen Frühstück und Abendessen.
  • In 1806 ging er 100 Meilen (161 km) auf schlechten Straßen in 19 h.
  • In 1807 ging er 78 Meilen (125 km) auf hügeligen Straßen in 14 h.
  • Vom 1. Juni bis 12. Juli 1809 auf dem Newmarket Heath (beleuchteter Rundkurs von ½ Meile) ging er 1000 Meilen je eine pro Stunde für 1000 Guineas (=£1050). Seine durchschnittliche Geschwindigkeit nahm von 14:54 Minuten auf 21:04 Minuten pro Meile ab. Barclay nahm in der Zeit von 84,5 kg auf 70 kg ab. Zu den über 10.000 Zuschauern pro Tag zählte u. a. der Prince of Wales.[2]

Barclays Training

Da die Galenische Medizin mit der Säftelehre dominierte, stand vor Beginn der Trainingsperioden intensives Schwitzen (teils mit dem Konsum von Alkohol), um sich von Körpergiften zu befreien. Zusätzlich wurden regelmäßig Phosphate konsumiert. Das tägliche Training bestand meist aus 32–40 km: Vor dem Frühstück 800 m maximal, dann 10 km Gehen/Joggen. Frühstück: rohes Steak (oder Schaffleisch), trockenes Brot oder Zwieback, abgestandenes Bier ohne Kohlensäure. Nach dem Frühstück weitere 10 km Gehen/Joggen. Kein Mittagessen, 30 min Schlafen/Ruhen auf dem Rücken. Dann 6 km schnelles Gehen. 16 Uhr Dinner wie Frühstück. Nach dem Dinner 800 m maximal; dann 10 km Gehen/Joggen. 20 Uhr Nachtruhe.[3] Barclay trainierte unter dem erfahrenen Pedestrian aus Yorkshire John Smith sowie dem Boxer Will Ward, sodass er neben dem Ausdauertraining auch Krafttraining absolvierte.[4] Er war auch erfolgreich in Baumstammwerfen und im Hammerwurf. Er soll einen Mann (115 kg) mit einer Hand vom Boden auf einen Tisch gehoben haben.[5] Später versuchte er sich auch selbst als Trainer, indem er beide Trainingsprinzipien miteinander verband und sehr große Trainingsumfänge favorisierte.[6]

Militärische Karriere

Seit 1805 gehörte Captain Barclay d​em 23. Infanterieregiment an. 1806 z​um Captain u​nd 1814 z​um Major befördert, g​ing er n​ur zwei Monate n​ach der Beförderung i​n den militärischen Ruhestand. Nur fünf Tage n​ach seinen 1000 Meilen stieß e​r als Adjutant d​es Kommandanten Marquess o​f Huntly wieder z​u seinem Regiment u​nd nahm a​n der Schlacht v​on Walcheren g​egen Napoleon teil. Er versuchte a​uch das körperliche Training d​er Soldaten n​ach seinen Prinzipien z​u reorganisieren, u​m gegen d​ie überlegene Disziplin u​nd Fitness d​er napoleonischen Armeen anzukommen.[7]

Titelstreit

Captain Barclay beanspruchte den Titel des Earls von Airth, den er nach Auffassung seiner Anwälte in der weiblichen Linie hätte geerbt haben sollen. 1839 entschied das House of Lords gegen ihn. Hätte er den Titel bekommen, wäre er auch Erbe der Könige von Schottland gewesen. Ansprüche auf Erbe der Titel des Earl of Menteith und von Strathearn wurden dann von ihm dann nicht weiter verfolgt.[8] Dadurch dass Barclay einen solchen gesellschaftlichen Rang hatte, gewann der Pedestriantismus, eigentlich ein Sport für Arme, an gesellschaftlicher Bedeutung, sodass auch die Langstrecken der Leichtathletik fort an für Amateure von Interesse wurden. Barcelay starb 1854 drei Tage, nachdem er von einem Pferd getreten worden war. 2002 wurde er in die Scottish Sports Hall of Fame aufgenommen.[9]

Einzelnachweise

  1. Peter Radford: The Celebrated Captain Barclay: Sport, Money and Fame in Regency Britain. Headline, 2001, ISBN 978-0-7472-7222-9.
  2. theguardian.com
  3. Walter Thom: Pedestrianism. Chalmers and Company, Aberdeen 1813; library.la84.org (PDF)
  4. P. F. Radford: From oral tradition to printed record: British sports science in transition, 1805–7. In: Proceedings of the XIIth HISPA Congress (1987), S. 295–304.
  5. englishhistoryauthors.blogspot.de
  6. Arnd Krüger: Viele Wege führen nach Olympia. Die Veränderungen in den Trainingssystemen für Mittel- und Langstreckenläufer (1850–1997). In: N. Gissel (Hrsg.): Sportliche Leistung im Wandel. Czwalina, Hamburg 1998, S. 41–56.
  7. Sporting News, zit. n. Stephen Bates: 1815: Regency Britain in the year of Waterloo. Head of Zeus, London, 2015; books.google.de
  8. Allardice, Robert Barclay. In: Leslie Stephen (Hrsg.): Dictionary of National Biography. Band 1: Abbadie – Anne. MacMillan & Co, Smith, Elder & Co., New York City / London 1885, S. 298–299 (englisch, Volltext [Wikisource]).
  9. sshf.co.uk
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