Richard Gorter
Richard Gorter, gebürtig Richard Kohn (* 20. Juni 1875[1] in München, Deutsches Reich; † 21. Januar 1943 in Kochel am See, Deutsches Reich), war ein deutscher Theaterschauspieler, Theaterregisseur, Theaterintendant und Bühnenautor.
Leben und Wirken
Richard Kohn, Sohn des Direktors einer Baufirma, wählte schon sehr frühzeitig das Pseudonym Gorter. Er erhielt seine künstlerische Ausbildung in seiner Heimatstadt München bei Wilhelm Schneider und spielte 1896 erste Theaterrollen. Sein Aufstieg begann mit dem Wechsel ins Charakterfach, das er ab 1902 am Theater in Liegnitz (Niederschlesien) ausfüllte. Es folgten Verpflichtungen u. a. an die Spielstätten von Görlitz, Stettin, Graz und Hannover. Noch vor dem Ersten Weltkrieg konnte Gorter als gastierender Künstler – man sah ihn mit Leopold Jessner an der Hamburger Volksbühne und mit Tilly und Frank Wedekind an den Münchner Kammerspielen[2] – auch erstmals Regie führen. Zu seinen frühen Theaterrollen zählen unter anderem der Osvald in Ibsens Gespenster, der Dusterer in Anzengrubers Volksstück Der Gwissenswurm, der Mephisto in Goethes Faust, der Graf Trast in Sudermanns Die Ehre und der Willy Janikow in Sodoms Ende aus der Feder desselben Autors sowie in mehreren Shakespeare-Rollen: Richard III., Hamlet sowie als Jago (in Othello) und als Shylock (in Der Kaufmann von Venedig).
1913 ging Richard Gorter an das Breslauer Lobe-Theater und übernahm zwei Jahre später die Leitung sowohl dieses als auch des Breslauer Thalia-Theaters. In dieser Doppelfunktion wurde er nebenbei ein Förderer des Schauspiel-Debütanten Heinz Rühmann, der unter Gorters Intendanz 1920 sein erstes Festengagement antrat. Gorters Spielplan sah neben Komödien und Klassikern vor allem Stücke des ihm aus früherer gemeinsamer Theatertätigkeit wohlbekannten Frank Wedekind vor, darunter Die Büchse der Pandora und Schloß Wetterstein. Nachweisbar elf Wedekind-Stücke in 155 Aufführungen konnte man unter Gorters Leitung in Breslau in den Jahren 1915 bis 1921 sehen.[2] Schließlich erreichte Gorter Berlin, wo er Ende der 1920er Jahre als Direktor des Neuen Theater am Zoo wirkte. Seit Beginn der 1930er Jahre war Gorter nicht mehr theateraktiv. Er zog sich an den oberbayerischen Kochelsee zurück und verfasste dort mehrere heitere Bühnenstücke, darunter Eine unmoralische Ehe, Durch die Zeitung und Affengesindel.
Literatur
- Heinrich Hagemann (Hrsg.): Fach-Lexikon der Deutschen Bühnen-Angehörigen. Pallas und Hagemanns Bühnen-Verlag, Berlin 1906, S. 53.
- Wilhelm Kosch: Deutsches Theater-Lexikon, Biographisches und bibliographisches Handbuch, erster Band, Klagenfurt und Wien 1953, S. 588
Einzelnachweise
- Hagemann nennt das Jahr 1876
- Franz Josef Görtz, Hans Sarkowicz: Heinz Rühmann: Der Schauspieler und sein Jahrhundert, S. 27. Verlag C. H. Beck, München 2001