Richard Corliss
Richard Nelson Corliss (* 6. März 1944 in Philadelphia, Pennsylvania; † 23. April 2015 in New York City, New York) war ein US-amerikanischer Filmkritiker und Autor.
Leben
Corliss studierte an der Saint Joseph’s University sowie Filmwissenschaften an der Columbia University. Er schrieb ab Mitte der 1960er-Jahre für verschiedene Magazine wie National Review und Maclean’s, ehe er dann von 1970 bis 1982 als Chefredakteur des Filmmagazins Film Comment angestellt war, das sich vor allem mit Filmkultur und Rezensionen von Kunstfilmen beschäftigte. Am längsten arbeitete er jedoch für das Time-Magazine, bei dem er von 1980 bis zu seinem Tod der Cheffilmkritiker war.[1] Neben seinen Filmkritiken schrieb er auch Personenprofile, Essays über Populärkultur sowie Kritiken zu Fernseh- und Theaterproduktionen.[2]
Corliss stand der Auteur-Theorie kritisch gegenüber und hob insbesondere die Bedeutung von Drehbuchautoren für die Schaffung eines Filmes hervor.[3] Der Filmgeschmack von Corliss umspannte sowohl Kunstfilme von Ingmar Bergman, Werner Herzog, Rainer Werner Fassbinder und aus dem asiatischen Raum als auch Actionfilme von Jackie Chan oder Pixar-Animationsfilme. Nachdem seine erste Kritik zu Krieg der Sterne noch negativ ausfiel, rezensierte er später weitere Werke von George Lucas und Steven Spielberg positiv. Eine Abneigung hegte er dagegen insbesondere gegen Filme wie Billy Elliot und Cinema Paradiso, die er als sentimentale und gefällige Publikumslieblinge betrachtete.[4] 1990 veröffentlichte er einen Essay, in dem er die „gehobene Filmkritik“ als gefährdet betrachtete, die nach mehr frage als nur danach, ob ein Kinofilm die Zeit und das Geld für einen Besuch wert sei.[5]
Neben seiner Tätigkeit als zeitgenössischer Filmkritiker veröffentlichte Corliss auch mehrere filmwissenschaftliche Bücher: Talking Pictures (1974), in dem er die Geschichte und Bedeutung amerikanischer Drehbuchautoren untersuchte; Greta Garbo (1974) über die Filmlegende; Lolita (1994), ein Buch über die gleichnamige Literaturverfilmung von Stanley Kubrick, und Mom in the Movies: The Iconic Screen Mothers You Love and a Few You Love to Hate (2014), in dem er sich mit der Darstellung von Müttern im Kino auseinandersetzte. Gemeinsam mit seinem Time-Kritikerkollegen Richard Schickel erstellte Corliss im Jahr 2005 die Time-Auswahl der besten 100 Filme von 1923 bis 2005.
Der bis in seine letzten Lebenswochen als Filmkritiker tätige Richard Corliss starb im April 2015 im Alter von 71 Jahren an einem schweren Schlaganfall.[6] Er war von 1969 bis zu seinem Tod mit Mary Yushak Corliss, einer langjährigen Filmkuratorin am Museum of Modern Art, verheiratet.[7]
Weblinks
- Richard Corliss in der Internet Movie Database (englisch)
- Nachruf auf Richard Corliss durch das Time-Magazine
Einzelnachweise
- Richard Corliss, TIME Movie Critic for 35 Years, Dies at 71. In: TIME.com. Abgerufen am 2. Juni 2020.
- Bruce Weber: Richard Corliss, 71, Longtime Film Critic for Time, Dies. In: The New York Times. 24. April 2015, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 2. Juni 2020]).
- Bruce Weber: Richard Corliss, 71, Longtime Film Critic for Time, Dies. In: The New York Times. 24. April 2015, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 2. Juni 2020]).
- Richard Corliss, TIME Movie Critic for 35 Years, Dies at 71. In: TIME.com. Abgerufen am 2. Juni 2020.
- Bruce Weber: Richard Corliss, 71, Longtime Film Critic for Time, Dies. In: The New York Times. 24. April 2015, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 2. Juni 2020]).
- Richard Corliss, TIME Movie Critic for 35 Years, Dies at 71. In: TIME.com. Abgerufen am 2. Juni 2020.
- Bruce Weber: Richard Corliss, 71, Longtime Film Critic for Time, Dies. In: The New York Times. 24. April 2015, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 2. Juni 2020]).