Richard Corboz
Richard Corboz (* 28. April 1887 in Romont; † 16. Juli 1965 in Lausanne) war ein Schweizer Politiker (Freisinnig-Demokratische Partei) und Staatsrat des Kantons Freiburg.
Leben und Wirken
Er war katholisch und hatte Bürgerrechte von Massonnens und Pont. Seine Eltern waren Jules Corboz, Likörhändler, und Madeleine geb. Liénard. 1911 heiratete er Berthe-Emilie Drexler aus Karlsruhe.
Nach dem Besuch der Primarschule in Romont und der Handelsabteilung des Kollegiums St. Michael setzte er seine kaufmännische Ausbildung in Basel fort. Von 1912 bis 1918 war er als Gemeinderat in Romont für Wasser und Strom verantwortlich. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er 1919 das Familiengeschäft Corboz & Fischlin.
Er leitete das Organisationskomitee für das kantonale Turnfest 1926 und für das kantonale Schützenfest 1927. 1936 leitete er zudem das Blasmusikfest. In Sportkreisen (Alpinismus, Ski) genoss er grosses Ansehen.
Der Freisinnige wurde 1936 auf einer dissidenten Liste, welche die Konservative Volkspartei gegen den offiziellen FDP-Kandidaten, den Bankkassier Léonard Rouvenaz, unterstützte, in den Staatsrat gewählt. Ein Wahlflugblatt behauptete, dass Corboz «vom christlichen Geist inspiriert» sei. Seine Devise lautete: «Für Gott und Vaterland.»
Laut den Konservativen war Rouvenaz «ein aggressiver, intoleranter Freisinniger und Freidenker», der mit den Sozialdemokraten sympathisierte. Um gegen die von den Konservativen gespielte Rolle zu protestieren, verweigerten die Freisinnigen Bernard Weck bei der Wahl zum Staatsratspräsidenten ihre Unterstützung, obwohl sich dieser für Rouvenaz ausgesprochen hatte. Der Freisinnige Wilhelm Bartsch prangerte den «Bruch des auf Zusammenarbeit beruhenden Systems» zwischen den beiden historischen Parteien an.
Von 1936 bis 1946 für das Militär und die Staatsbetriebe (Marsens und Humilimont) verantwortlich, leitete Corboz von 1946 bis 1951 die Direktion des Militärs, der Forste und der Staatsreben. Er präsidierte die Militärdirektorenkonferenz (1944–1951). 1942 war er Staatsratspräsident. Ihm war der Bau der Poyakaserne in Freiburg zu verdanken. Aufgrund von Unterschlagungen, die zwei Beamte verübt haben, wurde seine Verwaltung des Zeughauses durch die konservative Mehrheit stark kritisiert, und der Grosse Rat beschloss 1951 einen Antrag, die Einleitung eines zivilgerichtlichen Verfahren gegen ihn zu bewilligen. Der Grosse Rat genehmigte die Betreibung Corboz’ «für die Zahlung von 6278 Franken, die sich aus Leistungen ergaben, die ihm durch das Zeughaus und die Anstalten von Marsens erbracht wurden, vorausgesetzt, dass der Schuldner diese Schuld noch nicht beglichen hat». Das Bezirksgericht Saane befasste sich mit der Affäre. Was die Verwaltung der Anstalt von Marsens betraf ergab die vom Bundesrichter Louis Couchepin durchgeführte Untersuchung, dass ihm keine Straftat vorgeworfen werden konnte. Er weigerte sich zurückzutreten, da er sich keiner Schuld bewusst war. Als er nach seiner Beurlaubung im Januar 1950 im Mai in die Regierung zurückkehrte, entstand eine Malaise, was der Konservative Louis Barras im Grossen Rat mit folgenden Worten beklagte: «Seine Präsenz in der Regierung ist eine ständige Herausforderung der öffentlichen Meinung.»
1951 stellte er sich nicht mehr zur Wiederwahl und nahm seine geschäftlichen Tätigkeiten wieder auf. Im Militär war er 1910 und während des Aktivdiensts 1914–1918 als Fourier der Kavallerie tätig.
Nach seinem Tod schrieb La Gruyère, Corboz sei «höflich und geistig gewandt gewesen, doch stets eine Geisel der konservativen Mehrheit geblieben. […] Das Ende seines Mandats war durch gegen ihn lancierte Angriffe verdunkelt, die nicht alle gerechtfertigt waren.» Er wurde in Romont bestattet. Die Zeitungen publizierten lediglich kurze Nachrufe ohne Porträtfoto.
Literatur
- Jean-Marc Purro: Corboz, Richard. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.