Richard Beymer
Richard Beymer (* 20. Februar 1938 in Avoca, Iowa als George Richard Beymer) ist ein US-amerikanischer Schauspieler und Filmemacher. Internationale Bekanntheit erreichte er als Tony im Filmklassiker West Side Story sowie als Benjamin Horne in der Fernsehserie Twin Peaks.
Leben
Gegen Ende der 1940er-Jahre zog er mit seinen Eltern nach Los Angeles, wo er kurz darauf für eine Kinder-Fernsehsendung auch erstmals vor der Kamera stand. Sein Filmdebüt folgte 1953 in Italien, in Vittorio De Sicas Film Rom, Station Termini. Nach einer Handvoll anderer Filme, unter anderem als Peter van Pels in Das Tagebuch der Anne Frank, folgte 1961 sein Durchbruch mit der Hauptrolle des Tony in West Side Story, die auch heute noch seine bekannteste Rolle ist. 1962 hatte er eine größere Rolle im Kriegsfilm Der längste Tag und erhielt eine Nominierung für den Golden Globe Award als Bester Nachwuchsdarsteller. Um diese Zeit datete er mit Sharon Tate, deren Filmkarriere begann, nachdem Beymer sie mit seinem Agenten bekannt gemacht hatte.
1963 schrieb er sich in New York an Lee Strasbergs Actors Studio ein, verließ New York aber bald darauf, um sich im amerikanischen Süden in der Bürgerrechtsbewegung zu engagieren. Über die Bemühungen, dort Schwarze als Wähler zu registrieren, drehte er 1964 den Dokumentarfilm A Regular Bouquet: Mississippi Summer, der später auch von PBS, dem öffentlichen amerikanischen Fernsehen, ausgestrahlt wurde. In den folgenden etwa 20 Jahren war er nur sporadisch als Schauspieler tätig. 1974 schrieb und produzierte er seinen Film The Innerview, einen psychedelischen Experimentalfilm, bei dem er außerdem auch als Regisseur, Kameramann, Komponist und Hauptdarsteller fungierte und den er auf verschiedenen Filmfestivals zeigte. Bei den Internationalen Mannheimer Filmwochen gewann der Film den Josef-von-Sternberg-Preis für den exzentrischsten Film.
In den 1980er-Jahren kehrte er zur Schauspielerei zurück und spielte Nebenrollen in verschiedenen Filmen und Fernsehserien. Am bekanntesten ist seine Rolle als Hotelbesitzer Benjamin Horne in David Lynchs Kult-Fernsehserie Twin Peaks. Auch in Star Trek: Deep Space Nine spielte er in drei Folgen mit. 2000 war er als Bob Parkinson neben Grace Zabriskie in Temístocles López Horror-Komödie Home – The Horror Story zu sehen.[1] Seit der Jahrtausendwende ist er jedoch kaum noch in neuen Filmen oder Serienfolgen zu sehen. Stattdessen widmete er sich der Bildhauerei, veröffentlichte 2007 die fiktionale Autobiografie Impostor[2] und drehte mehrere Dokumentarfilme, in denen sein Freund David Lynch im Zentrum steht. Für die Neuauflage von Twin Peaks stand er 2017 erstmals seit längerer Zeit wieder vor der Kamera.
Auszeichnungen
- 1962 nominiert für den Golden Globe Award als Bester Nachwuchsdarsteller für West Side Story
- 1962 nominiert für den Golden Globe Award als Bester Hauptdarsteller – Komödie oder Musical für West Side Story
- 1974 Josef-von-Sternberg-Preis der Internationalen Mannheimer Filmwochen für den exzentrischsten Film für Innerview
Filmografie (Auswahl)
Als Schauspieler (Auswahl)
- 1951: Vierzehn Stunden (Fourteen Hours)
- 1953: Rom, Station Termini (Stazione Termini)
- 1953: Ein Herz aus Gold (So Big)
- 1957: Johnny Tremain
- 1959: Das Tagebuch der Anne Frank (The Diary of Anne Frank)
- 1960: Der Spätzünder (High Time)
- 1961: West Side Story
- 1962: Dinosaurier bevorzugt (Bachelor Flat)
- 1962: Ein Fremder kam an (Fiver Fingers Exercise)
- 1962: Hemingways Abenteuer eines jungen Mannes (Hemingway's Adventures of a Young Man)
- 1962: Der längste Tag (The Longest Day)
- 1963: Die verlorene Rose (The Stripper)
- 1965: Die Leute von der Shiloh Ranch (The Virginian; Fernsehserie, 2 Folgen)
- 1966: Dr. Kildare (Fernsehserie, 3 Folgen)
- 1969: Der Henker des Teufels (Scream Free!)
- 1983: Gehetzt (Cross Country)
- 1984: Karussell der Puppen (Paper Dolls; Fernsehserie, 13 Folgen)
- 1987: Dallas (Fernsehserie, Folge Bedtime Stories)
- 1987–1996: Mord ist ihr Hobby (Murder, She Wrote; Fernsehserie, 6 Folgen)
- 1990–1991: Twin Peaks (Fernsehserie, 30 Folgen)
- 1992: Urlaubsflug auf die Insel des Grauens (Danger Island)
- 1993: Die Farbe des Blutes (Under Investigation)
- 1993: Star Trek: Deep Space Nine (Fernsehserie, 3 Folgen)
- 1994: My Girl 2 – Meine große Liebe (My Girl 2)
- 1994: Skandal in der Notaufnahme (State of Emergency, Fernsehfilm)
- 1996: Kevin Johnson – Ein Mann verschwindet (The Disappearance of Kevin Johnson)
- 1996: Schmerzen der Schönheit (A Face to Die For, Fernsehfilm)
- 1996: Akte X (The X-Files, Fernsehserie, eine Folge)
- 1997: Elvis und der Präsident (Elvis Meets Nixon, Fernsehfilm)
- 1996: Foxfire
- 2000: Home the Horror Story
- 2017: Twin Peaks (Fernsehserie, 6 Folgen)
Als Regisseur
- 1964: A Regular Bouquet: Mississippi Summer (Dokumentarfilm)
- 1973: The Innerview
- 2010: The Passing of a Saint (Dokumentarfilm)
- 2014: It’s a Beautiful World (Dokumentarfilm)
- 2016: Richard Beymer’s Before... the Big Bang (Dokumentarfilm)
- 2017: Ich hatte schlechte Milch in Dehradun (I Had Bad Milk in Dehradun, Dokumentarfilm)
- 2017: Hinter dem roten Vorhang (Behind the Red Curtain, Dokumentarfilm)
Weblinks
- Richard Beymer in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- Home: The Horror Story Hits iTunes, Right-Wingers Prepare to be Offended ... Again
- Felicia R. Lee: Right Out of Hollywood, a Witness to History. In: The New York Times. 18. Juni 2014, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 24. Januar 2018]).