Rettung St. Gallen
Die Rettung St. Gallen ist als Organisation des Kantonsspitals St. Gallen und der Spitalregionen Rheintal Werdenberg Sarganserland und Fürstenland Toggenburg die zweitgrösste rettungsdienstliche Organisation der Schweiz.[2]
Rettung St. Gallen | |
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Rechtsform | |
Gründung | 2014 |
Sitz | Gossau SG |
Mitarbeiterzahl | 160[1] |
Website | www.rettung-sg.ch |
Jährlich leistet die Rettung St. Gallen 17'000 Primäreinsätze, 2500 Notarzteinsätze und rund 9000 Verlegungstransporte.[3] Sie deckt ein Versorgungsgebiet von 1780km2 ab, dies entspricht einem Grossteil des Kantons St. Gallen mit Ausnahme der Spitalregion Linth, welche seit April 2007 durch die überkantonale Regio 144 AG abgedeckt wird.[4][5]
Geschichte
Im Jahr 2014 gründeten die Unternehmen Kantonsspital St. Gallen und Spitalregion Fürstenland Toggenburg für ihre Rettungsdienste die gemeinsame Organisation Rettung St. Gallen. Wie von Beginn weg geplant wurde der Rettungsdienst der Spitalregion Rheintal-Werdenberg-Sarganserland im folgenden Jahr integriert. Auslöser war die Änderung im kantonalen Leistungsauftrag an die Spitalregionen, anstatt bisher 80% neu wie vom IVR gefordert 90 % der dringenden Einsätze innert 15 Minuten erreichen zu müssen. Durch den Zusammenschluss konnten die Zusammenarbeit vereinfacht und Stützpunkte nach Bedarf verschoben werden.[6] Im Jahr 2018 erreichte die Rettung St. Gallen in allen Regionen eine Hilfsfrist von 90 %.[3]
Als Notrufzentrale dient die Notrufzentrale des Kantons St. Gallen von Santiago Calatrava, welche nach einer 10-jährigen Planungs- und Bauphase als markanter Bau am südöstlichen Rand des Stiftsbezirks im Mai 1999 in Betrieb genommen wurde.[7] In der Notrufzentrale werden die Notrufe aus den drei Schweizer Kantonen St. Gallen, Appenzell und Kanton Glarus entgegengenommen.
Kooperationen
Sicherheitsverbund Wil, FWZSSG
Seit 2005 steht für den Notarztdienst (bis 2014 Anästhesiepflege) der Region Wil ein Fahrer des Sicherheitsverbundes zur Verfügung. Die Rettung St. Gallen stellt Fahrzeug und Ausrüstung zur Verfügung. Nach dem gleichen Modell wird seit November 2018 auch in St. Gallen das Notarzteinsatzfahrzeug durch Angehörige der Berufsfeuerwehr St. Gallen (FWZSSG) gefahren. Am Einsatzort unterstützen die Feuerwehrleute das Rettungsteam in assistierender Funktion.
Private Rettungsdienste
Im Oberen Toggenburg bestand seit 2006 eine enge Zusammenarbeit mit der ehemaligen Rettungsdienst Obertoggenburg AG, welche das Gebiet mehr als 50 Jahren versorgt hatte und einen Rettungswagen sowie ein Verlegungsfahrzeug betrieb.[8] Seit 2015 betreibt die VGS Schweiz AG als Kooperationspartner selbstständig den Stützpunkt Rheineck, seit 2020 ebenfalls den Stützpunkt Oberes Toggenburg und Tübach.[9]
Senioren Notruf Sawires AG
Seit 2015 besteht eine Kooperation mit der Senioren Notruf Sawires AG. Diese betreibt eine eigene Notrufzentrale, auf der die Hilfegesuche der Kunden ankommen. Im Einsatzgebiet der Rettung St. Gallen bilden dessen Teams das Einsatzteam des Dienstes.[10]
Firstresponder
Die meisten Feuerwehren im Kanton St. Gallen verfügen über eine Firstresponder Gruppe. Sie übernehmen die erweiterte Erste Hilfe bis die Rettung eintrifft. Diese Gruppen bestehen aus Feuerwehrleuten und Mitgliedern der Samaritervereine. (Die meistens in die Feuerwehr integriert sind). Zumeist fahren sie mit einem Einsatzfahrzeug der Feuerwehr an die Notfallstelle. Die Einsatzfahrzeuge sind mit der entsprechenden Ausrüstung wie einem Defibrillator und für das Atemwegsmanagement mit Larynxtuben ausgerüstet. Die Rettung St.Gallen bildet die Gruppen aus.[11] Pro Jahr führen die Firstresponder drei bis vier praktische Übungen unter der Leitung der Rettung St. Gallen durch. Dazu kommen Aus- und Fortbildungen die von der Abteilung «externe Schulungen der Rettung St.Gallen» durchgeführt werden.
Finanzen
Ähnlich wie die Spitalregionen muss die Rettung St. Gallen selbsttragend sein. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass die Kosten der Vorhalteleistung (und ein Grossteil der Katastrophenvorsorge) auf die Patienten abgewälzt wird, was Kritik des Preisüberwachers nach sich zog.[12] Seither wurde das Thema in der öffentlichen Wahrnehmung nicht weiter beachtet. Radio FM 1 bezeichnete die St. Galler Rettung als «Das teuerste ‹Taxi› der Schweiz»[13]. Die SRF-Sendung «Kassensturz» berichtete über «2500 Franken für 62 Kilometer - Horrende Preise für Ambulanzfahrt»[14]. Günter Bildstein von der Rettung St. Gallen erklärte, dass im Gegensatz zu anderen Kantonen die Rettung St. Gallen keine Subventionen erhielte. Natürlich müsse man sich schon über die Kosten wundern. Zum Vergleich: Ein Einsatz mit einem Rettungshubschrauber kostet zwischen 3000 und 5000 Franken[15][16].
Sim911
Entscheidungsbasis für die Zusammenlegung der früheren Rettungsdienste und Verschiebung der Standorte ist das Simulationsmodell «Sim911» der Fachhochschule St. Gallen.[17] Das Modell verwendet historische Daten aus den vergangenen Einsätzen über mehrere Jahre. Diese umfassen Einsatzort und -zeit, Dispositionsstrategie, Stützpunkte, Fahrzeuge und Dienstzeiten. Auf dieser Basis kann anschliessend die Veränderung simuliert werden, die das Eröffnen/Verschieben/Schliessen eines Stützpunktes oder das Verändern der Dienstzeiten auf die Einsatzzahlen ausmacht. Damit können risikofrei Aussagen über die Qualität von geplanten Massnahmen gemacht werden.
Die praktische Umsetzung der simulierten Massnahmen zeigte bei mehreren Schweizer Rettungsdiensten messbare Verbesserungen. So konnten ohne zusätzliche Einsatzmittel und entsprechende Mehrkosten die Hilfsfristen gesteigert werden, allein durch Umverteilung der Ressourcen. Die Fachhochschule St. Gallen hat zum Thema ein Übersichtsposter veröffentlicht.[18]
Weblinks
Einzelnachweise
- Professionelles Team. Rettung St. Gallen, abgerufen am 31. Mai 2020.
- Rettungsdienste in der Schweiz. (PDF) In: Obsan Bulletin 1/2017. Schweizerische Gesundheitsobservatorium, 2017, abgerufen am 30. Mai 2020 (Die Rettung St. Gallen wird zwar nicht explizit erwähnt, Anhand der Grafik mit den Einsatzzahlen lässt sich das aber ableiten.).
- Zahlen zur Rettung St. Gallen. (PDF) Rettung St. Gallen, abgerufen am 30. Mai 2020.
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Schriftliche Antwort der Regierung vom 9. Februar 2010)
- Organisation. Rettung St. Gallen, abgerufen am 30. Mai 2020.
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Schriftliche Antwort der Regierung vom 27. Januar 2015)
- Wachsames Auge am St. Galler Stift. In: Hochparterre: Zeitschrift für Architektur und Design. Heft 8, Band 12/1999.
- Christiana Sutter: 1300 Einsätze, 400 Notfälle. Tagblatt, 8. Juli 2014, abgerufen am 30. Mai 2020.
- Kooperationen. Rettung St.Gallen, abgerufen am 30. Mai 2020.
- Zusammenarbeit der Senioren Notruf Sawires AG mit der Rettung St. Gallen. Rettung St. Gallen, abgerufen am 30. Mai 2020.
- Sabine Camedda: Firstresponder sind als organisierte Ersthelfer schnell vor Ort – dies hilft dem Patienten und erleichtert die Arbeit des Rettungsdienstes. Tagblatt, 27. Dezember 2019, abgerufen am 30. Mai 2020.
- Simone Iseli: Gesamtschweizerischer Tarifvergleich 2014 im Bereich Bodenrettung. Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung, Dezember 2014, abgerufen am 30. Mai 2020.
- Fabienne Engbers: Das teuerste «Taxi» der Schweiz. FM1 Today, 28. Februar 2018, abgerufen am 30. Mai 2020.
- Marianne Kägi: 2500 Franken für 62 Kilometer - Horrende Preise für Ambulanzfahrt. SRF, 27. Februar 2018, abgerufen am 30. Mai 2020.
- Jürg Krebs: Eine Rega-Gönnerschaft ist keine Versicherung – jetzt zahlen die Eltern die Kosten für den toten Sohn. Aargauer Zeitung, 18. Juli 2018, abgerufen am 30. Mai 2020.
- Notfalltransporte: Wer trägt die Kosten für Rega oder Krankenwagen? AXA, abgerufen am 30. Mai 2020.
- Rettung St.Gallen – 2015. Hochschule für Angewandte Wissenschaft St. Gallen, abgerufen am 30. Mai 2020.
- Verbesserung von Hilfsfristen im Schweizer Rettungswesen mittels Simulationsmodell sim911. Hochschule für Angewandte Wissenschaft St. Gallen, abgerufen am 30. Mai 2020.