Rembetiko
Das[Anm. 1] oder (im Deutschen auch) der Rembetiko (auch Rebetiko,[Anm. 2] griechisch ρεμπέτικο, Mehrzahl Rembetika, Rebetika) ist ein griechischer Musikstil, der aus der Verbindung der Volksmusik Griechenlands und der osmanischen Musiktradition in den sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Städten Athen, Piräus und Thessaloniki bildenden Subkulturen hervorgegangen ist. Er steht im Gegensatz zu den Kantades, der westlich orientierten Volksmusik, wie sie sich auf den Ionischen Inseln und im Viertel Plaka in Athen etabliert hatte.
Beschreibung
Das Rembetiko wird oft auch als der „griechische Blues“ bezeichnet, weil die Texte ähnlich wie im Blues von den alltäglichen Sorgen und Erfahrungen der einfachen Leute handeln.
In den Anfängen ihrer Entstehung wurden Rembetika nur von den in Piräus lebenden Rembetes gespielt, meist Flüchtlingen, die im Jahr 1922, dem Jahr der sogenannten kleinasiatischen Katastrophe, aus Smyrna und anderen Orten Kleinasiens auf das griechische Festland vertrieben worden waren. Später entwickelte sich daraus eine der populärsten Musikformen Griechenlands. Das Rembetiko erlebte in den 1930er bis 1950er Jahren seine Blütezeit.
Hauptinstrumente sind Bouzouki, Gitarre, Baglamas, Geige und Akkordeon. Zu den bekanntesten Komponisten des Rembetiko gehören Markos Vamvakaris, Vassilis Tsitsanis und Manolis Chiotis.
Zum Rembetiko gehörte der orientalische improvisierte Gesangsstil Amanes (Plural: Amanedhes). Die wesentlichen Rhythmen und Tänze des Rembetiko sind Chasapiko, Chasaposervikos, Zeibekikos, Karsilamas, Aptalikos, Tsifteteli, Anatolitikos oder Bayo und Sirtos. Die tonale Grundlage bilden die Dromoi, die modalen Tonleitern der griechischen Popularmusik.
Im Dezember 2017 wurde das Rembetiko in die „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ aufgenommen.[1]
Bekannte Interpreten und Komponisten
- Giorgos Batis
- Sotiria Bellou
- Roza Eskenazy
- Stella Haskil
- Michalis Jenitsaris
- Glykeria Kotsoula
- Marika Ninou
- Poly Panou
- Vassilis Tsitsanis
- Markos Vamvakaris
Diskografie
- Fünf Griechen In Der Hölle - Rembetika-Lieder, 2 LP, Trikont - Unsere Stimme US-0071-72, München 1982
- Rembetika - Songs of the Greek Underground 1925–1947, 2 CD, Trikont Indigo Q293, 2001
Anmerkungen
- Als neutral dekliniertes Adjektiv zu τραγούδι, tragoúdi, „Lied“; auch im Griechischen Neutrum. Zum grammatischen Umgang im Deutschen vergleiche auch den untenstehend unter Literatur angegebenen Artikeltitel von Mikis Theodorakis.
- Im Neugriechischen wird μ + π meist als Laut b ausgesprochen, auch bei diesem Wort. Daher findet sich – besonders im englischen Sprachraum – die Transkription Rebetiko.
Literatur
- Stathis Gauntlett: Antiquity at the musical margins: rebetika, ‘ancient’ and modern, in: Byzantine and Modern Greek Studies Band 39, 2015, S. 98–116.
- Stathis Gauntlett: The Diaspora Sings Back: Rebetika Down Under, in: Dimitris Tziovas (Hrsg.): Greek Diaspora and Migration since 1700. Ashgate, 2009.
- Stathis Gauntlett: Between Orientalism and Occidentalism. The contribution of Asia Minor refugees to Greek popular song, and its reception, in: R. Hirschon (Hrsg.): Crossing the Aegean. An appraisal of the 1923 compulsory population exchange between Greece and Turkey. Oxford & New York, Berghahn 2003, 247–260.
- Stathis Gauntlett: Rebetika carmina Graeciae recentioris. A contribution to the definition of the term and the genre rebetiko tragoudi through detailed analysis of its verses and of the evolution of its performance. Denise Harvey 1985.
- Gail Holst: road to rembetika. Denise Harvey, 1975, ISBN 960-7120-07-8, Deutsche Ausgabe: Rembetika – Musik einer griechischen Subkultur. gerhardt verlag, Berlin 1979, ISBN 978-3-920372-30-3.
- Thede Kahl: Entstehung und Wandel einer städtischen Musikkultur Griechenlands – Die Rembetika. In: Horst-Dieter Blume, Cay Lienau: Annäherung an Griechenland. Choregia 1, Münster, S. 111–123.
- Panagiotis Kounades: Εις ανάμνησιν στιγμών ελκυστικών. Athen, Katarti, 2000.
- Elias Petropoulos: Rebetiko. Die Musik der städtischen Subkultur Griechenlands. Aus dem Französischen von Maximilien Vogel. Palmyra, Heidelberg 2002, ISBN 3-930378-46-9.
- Mikis Theodorakis: Über das Rebetiko. In: Mikis Theodorakis, Meine Stellung in der Musikszene. Herausgegeben und übersetzt von Asteris Kutulas und Peter Zacher, Leipzig: Reclam-Verlag, 1986, ISBN 3-379-00034-5.
- Ioannis Zelepos: Rebetiko. Die Karriere einer Subkultur. Romiosini Verlag Köln 2001.
Weblinks
- Asteris Kutulas: Mythos Rebetiko: Gedanken zu einer musikalischen Subkultur. asti-blog.de, 25. April 2008
- Stephan Orth: Griechischer Musikstil Rembetiko: Schunkel-Blues der Gangster. Spiegel Reise, 27. Juli 2011
Einzelnachweise
- Intangible Cultural Heritage – Rebetiko UNESCO, abgerufen am 17. Januar 2018.