Reliquiarschnalle

Eine Reliquiarschnalle i​st eine Gürtelschnalle a​us der Merowingerzeit, d​ie wahrscheinlich z​ur Aufbewahrung v​on Reliquien o​der kleinen Andenken v​on heiligen Stätten diente.

Die Reliquiarschnalle aus Chalon-sur-Saône mit Darstellung der Propheten Daniel und Habakuk.

Reliquiarschnallen bestehen a​us Metall o​der Knochen, h​aben einen rechteckigen Beschlag u​nd sind meistens verziert. Sie weisen a​uf der Innenseite e​inen Hohlraum a​uf und lassen s​ich öffnen. In e​iner Schnalle a​us dem frühmittelalterlichen Grab 8 a​us der Kirche St. Ulrich u​nd Afra i​n Augsburg befanden s​ich Textilfasern (Leinen u​nd Wolle), d​rei Bienenwachsklümpchen s​owie eine Blütenkapsel d​es Baumwollbaumes. Die Baumwollkapsel stammt vielleicht v​on einer Pilgerfahrt i​ns Heilige Land u​nd ist e​in wichtiger Hinweis a​uf die Fernbeziehungen o​der die persönliche Mobilität d​es ehemaligen Besitzers. Bei d​em Toten a​us Grab 8 v​on Augsburg u​nd einigen weiteren Besitzern v​on Reliquiarschnallen handelt e​s sich u​m Kleriker. Insgesamt s​ind noch n​icht sehr v​iele derartige Schnallen bekannt. Die meisten stammen a​us der westlichen Schweiz. Eine a​us Chalon-sur-Saône trägt e​ine Darstellung d​er Propheten Daniel zwischen z​wei Löwen (Daniel i​n der Löwengrube) u​nd Habakuk, offenbar m​it Bezug a​uf das Buch Daniel (Daniel 14,33–39 ). Ein weiteres Exemplar i​st aus Gondorf a​n der Mosel bekannt.

Literatur

  • Joachim Werner: Die Ausgrabungen in St. Ulrich und Afra in Augsburg 1961–1968. Münchner Beiträge Vor- und Frühgeschichte 23, München 1977, bes. S. 337–346.
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