Redundanz (Kommunikationstheorie)

Unter Redundanz (von lateinisch redundare im Überfluss vorhanden sein; Plural: Redundanzen) versteht man in der Sprachtheorie die mehrfache Nennung von Informationen, die für das Verständnis des Gesamtkontexts nicht notwendig sind. Sie stellt ein wichtiges Mittel der Rhetorik dar und wiederholt Inhalte, die von den einzelnen Zuhörern nicht sofort aufgenommen werden. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen der förderlichen Redundanz, deren Ziel es ist, das Bestehen des Informationsgehalts zu gewährleisten und der leeren Redundanz, bei der diese Absicht fehlt.

Redundante Beschilderung in Berlin.

Unter syntaktischer Redundanz versteht man dagegen beispielsweise ein transitives Verb, das ein kategorisches Objekt gedanklich impliziert.[1]

In der Kommunikationswissenschaft lässt sich – in Abgrenzung zu den informations- und sprachtheoretischen Redundanzbegriffen – Redundanz als Gegensatz zu Neuigkeit verstehen.

Die informationstheoretische Redundanz (1. Ordnung) bezieht sich auf Zeichen (Symbole 1. Ordnung).

Die sprachwissenschaftliche (grammatische) Redundanz (2. Ordnung) bezieht sich auf Wörter (Symbole 2. Ordnung).

Die kommunikationswissenschaftliche Redundanz (3. Ordnung) bezieht sich auf ganze Aussagen.[2]

Der kommunikationswissenschaftliche Redundanzbegriff leitet sich daher aus dem kommunikationswissenschaftlichen Informationsbegriff ab. Dieser definiert Information als Aussage mit Neuigkeitswert.

D. h., eine Information muss zwei Bedingungen erfüllen:

  1. sie muss eine Aussage enthalten, sie darf nicht nichtssagend (leer) sein;
  2. sie darf nicht schon Bekanntes wiederholen. In diesem Sinne definierte Harry Pross Information als Korrelat von Unkenntnis.[3]

Kommunikationswissenschaftlich betrachtet konstituiert sich Redundanz (in der Regel) bei den Rezipienten (Leser, Empfänger, Zuhörer usw.) einer Kommunikation, da nur sie entscheiden können, ob eine Information neu oder schon bekannt ist.

Durch Redundanz wird erreicht, dass eine Information sich bei den Rezipienten besser einprägt und von den Rezipienten auch im Falle einer Störung oder kurzen Ablenkung aufgenommen werden kann.

Es gibt einige rhetorische Figuren, die auf dem Prinzip der Redundanz beruhen:

In den Künsten, zum Beispiel der Lyrik, dient der Refrain als stilistisches Hilfsmittel.

Auch bei Unterscheidung sprachlicher Ebenen der Referenz können die hier zu lesenden Informationen eines Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn vom Empfänger als redundant rezipiert werden.

Beispiele:

  • förderliche Redundanz:
„Für Sie ist der rote Knopf am wichtigsten. Wie Sie sehen, gibt es hier auch einen grünen und einen blauen. Aber der rote Knopf ist für Sie am wichtigsten.“
  • leere Redundanz:
„Es wird viele Steuersenkungen, viele Strukturreformen, viele Verbesserungen geben.“
„Er kaufte sich ein offenes Cabriolet.“
„Die Gemengelage dabei ist verquickt.“ (Tagesspiegel vom 13. Dezember 2009 S. 10)
  • syntaktische Redundanz: „Ich schreibe“ (impliziert gedanklich einen Text/Buchstaben …)
  • sprachliche Redundanz: „D Rdndnz ntrlchr Sprchn st zmlch grß.“ Auch ohne Vokale noch verständlich.

Literatur

Einzelnachweise

  1. vgl. Bernd Pomino-Marschall: Redundanz. In: Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. 4. Auflage. Stuttgart / Weimar 2010, S. 552.
  2. Rudolf Stöber: Ohne Redundanz keine Anschlusskommunikation. Zum Verhältnis von Information und Kommunikation. In: Medien und Kommunikationswissenschaft. Jg. 59, Nr. 3, 2011, S. 307–323.
  3. Harry Pross: Kommunikationspolitik und neue Medien. In: Helga Reimann, Horst Reimann (Hrsg.): Information (= Das wissenschaftliche Taschenbuch. Abt. Soziologie. Band 26). München 1977, S. 21–36.
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