Rat der Gemeinden und Regionen Europas

Der Rat d​er Gemeinden u​nd Regionen Europas (RGRE) i​st ein gemeinnütziger Verband d​er nationalen Verbände d​er Gemeinden u​nd Regionen a​us über 30 europäischen Ländern.

Europäisches Logo
Internationales Logo

Daten

Der Rat der Gemeinden Europas wurde 1951 in Genf von einer Gruppe europäischer Bürgermeister gegründet. Er ist heute der größte Spitzenverband lokaler und regionaler Gebietskörperschaften Europas, seine Mitglieder sind über 50 nationale Verbände von Städten, Gemeinden und Regionen aus 37 Ländern. Zusammen repräsentieren diese Verbände rund 100.000 lokale und regionale Behörden. Das Budget des RGRE beträgt rund 2 Mio. €, von denen der größte Teil aus den Mitgliedsbeiträgen der nationalen Verbände stammt. Der Rest, etwa 10 %, besteht aus einem jährlichen Zuschuss von der EU-Kommission im Rahmen des Aktiven europäischen Bürgerschafts-Programms. Am 23. Oktober 2006 wurde die jetzige Satzung des RGRE vom Ausschuss in Sevilla angenommen.

Die RGRE-Archive werden im Historischen Archiv der EU beim Europäischen Hochschulinstitut in Florenz aufbewahrt. Präsident ist seit Dezember 2016 Stefano Bonaccini, mit einem Stab von etwa 20 Präsidiumsmitgliedern, der von Generalsekretär Frédéric Vallier geleitet wird.

Der RGRE i​st über Europa hinaus a​uch weltweit aktiv. Er bildet d​ie europäische Sektion d​er Weltorganisation d​er Städte u​nd Gemeinden, United Cities a​nd Local Governments (UCLG). Dieser Weltverband i​st heute d​er wichtigste Ansprechpartner d​er UNO, w​o immer s​ie sich m​it kommunalen Themen befasst o​der sie beeinflusst. Auf Anregung d​es RGRE u​nd der damaligen International Union o​f Local Authorities (Vorgängerin d​es heutigen Weltverbandes UCLG) h​at die UNO 1999 e​inen Beirat d​er Kommunen (UNACLA = United Nations Advisory Council o​f Local Authorities) eingerichtet, i​n dem d​ie Städte u​nd Gemeinden d​er Welt seither a​n kommunalrelevanten Beratungen d​er Vereinten Nationen beteiligt werden. Im Jahre 2004 akzeptierte d​ie UNO-Vollversammlung gemeinsam (mit d​er UN-Habitat-Abteilung) erarbeitete sogenannte „Leitlinien z​ur Dezentralisierung u​nd Stärkung d​er Kommunen“, m​it denen d​er Gedanke d​er kommunalen Selbstverwaltung gestärkt werden soll.

Die Aktivitäten des RGRE

Das wichtigste Ziel d​es RGRE i​st es, e​in vereintes u​nd starkes Europa z​u unterstützen, d​as sich a​uf die lokale u​nd regionale Selbstverwaltung u​nd die Demokratie stützt; e​in Europa, i​n dem Entscheidungen s​o bürgernah w​ie möglich u​nd unter Beachtung d​es Subsidiaritätsprinzips getroffen werden. Mit diesem Ziel konnten i​n den Verhandlungen d​es EU-Verfassungskonvents 2003/2004 erstmals d​ie Einbeziehung d​er regionalen u​nd lokalen Ebenen d​er Mitgliedstaaten u​nd die Stärkung d​es Subsidiaritätsgrundsatzes erreicht werden, d​ie dann m​it dem EU-Reform-Vertrag 2009 Vertragsrecht d​er EU wurden.

Die Verbandsarbeit d​eckt ein breites Themenspektrum ab: Öffentliche Dienstleistungen, Verkehr, Regionalpolitik, Umweltpolitik, Gleichstellung etc.

Mitwirkung an der europäischen Gesetzgebung
Die Rechtsetzung der EU – in Bereichen wie Umwelt, öffentliches Auftragswesen, Strukturfonds, staatliche Beihilfen und Wettbewerbsrecht – hat erhebliche Auswirkungen auf die lokalen und regionalen Gebietskörperschaften. Die Einflussnahme auf die europäische Rechtsetzung ist daher eine der Schlüsselaufgaben des RGRE. In enger Zusammenarbeit mit seinen Mitgliedsverbänden erarbeitet der RGRE Stellungnahmen, die zur Vertretung seiner Position gegenüber der Europäischen Kommission, insbesondere über seine Dialog- bzw. Konsultationsmechanismen und zur Interessensvertretung gegenüber dem Europäischen Parlament und dem Ministerrat dienen.
Gestaltung der Zukunft Europas
Der RGRE setzt sich für ein Europa ein, in dem das Subsidiaritätsprinzip und die lokale und regionale Selbstverwaltung geachtet wird. Ein Europa in dem sämtliche politischen Gestaltungsebenen (lokale, regionale, nationale, EU-Ebene) als Partner zusammenarbeiten. Der RGRE hat sich aktiv für eine europäische Verfassung eingesetzt, die die Bedeutung der Gemeinden, Städte und Regionen anerkennt; auch unterstützte er die lokalen und regionalen Gebietskörperschaften in den neuen Mitgliedsstaaten bei ihren Vorbereitungen auf den Beitritt zur Europäischen Union.
Informations- und Erfahrungsaustausch
Die lokalen und regionalen Gebietskörperschaften verfügen über viele Erfahrungen in ihren Zuständigkeitsbereichen (Ausbildung, wirtschaftliche Entwicklung, Umwelt, Verkehr etc.). Der RGRE unterstützt den Erfahrungsaustausch, um die Erkenntnisse und Fähigkeiten zwischen seinen Mitgliedern zu verbreiten. Zu diesem Zweck organisiert der RGRE Arbeitsgruppen, Seminare und Konferenzen, in deren Rahmen sich seine Mitglieder treffen und ihre Ansichten und Vorstellungen austauschen.
Unterstützung von Städtepartnerschaften
Der RGRE ist Urheber des Städtepartnerschaftskonzeptes, dem die Idee zugrunde lag, dass ein vereintes und friedliches Europa am besten von seiner Basis her aufgebaut werden kann, d. h. durch seine Bürger. Gegenwärtig gibt es über 26.000 Town-Twinning-Projekte (Städtepartnerschaften) in Europa und es bleibt ein Schwerpunkt des RGRE, diese einzigartige Bewegung weiter auszubauen – insbesondere durch die Koordinierung der Arbeit der Städtepartnerschaftsbeauftragen. Der RGRE arbeitet hier eng mit der Generaldirektion Bildung und Kultur der Europäischen Kommission sowie mit dem Europäischen Parlament zusammen, um die notwendige finanzielle und politische Unterstützung der Städtepartnerschaften abzusichern. In dieser Frage arbeitet der RGRE eng mit der GD Bildung und Kultur der Europäischen Kommission zusammen.
Stärkung der Gemeinden und Regionen auf globaler Ebene
Der RGRE bildet die europäische Sektion der Weltorganisation der lokalen Gebietskörperschaften, Vereinigte Städte und Lokale Gebietskörperschaften (UCLG – CGLU). Im Rahmen dieser Organisation fördert der Rat der Gemeinden und Regionen Europas die Demokratie und die lokale Selbstverwaltung sowie den Erfahrungsaustausch in der ganzen Welt. Er unterstützt auch den Nord-Süd-Dialog und die Entwicklung von Kompetenzen (capacity building).

Internationale Führungsebene des RGRE

Die Vorsitzende d​es RGRE a​uf europäischer Ebene i​st Annemarie Jorritsma, d​ie Bürgermeisterin v​on Almere, Niederlande. Ihre Vertreter s​ind die Bürgermeister v​on Venedig, Giorgio Orsoni, u​nd von Santander, Íñigo d​e la Serna.[1]

Deutsche Sektion

Der deutschen Sektion steht der Oberbürgermeister von Karlsruhe, Dr. Frank Mentrup, vor.[1] Die deutsche Sektion gibt seit 1981 die Zeitschrift Europa kommunal heraus, die seit 2008 jedoch nur noch in elektronischer Form erscheint und per E-Mail versendet wird.[2]

Literatur

  • Claudia Münch: Emanzipation der lokalen Ebene? Kommunen auf dem Weg nach Europa. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-531-14850-2, S. 222 f. (Vorschau bei Google Bücher).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Der RGRE stellt sich vor. In: RGRE.de.
  2. Europa kommunal im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.