Rassismus in Südkorea
Rassismus in Südkorea wurde, insbesondere in den südkoreanischen Medien, als ein weit verbreitetes gesellschaftliches Problem anerkannt.[1]
Infolge einer Zunahme der Einwanderung nach Südkorea seit den 2000er Jahren nahmen offenere Äußerungen von Rassismus sowie Kritik an diesen Äußerungen zu.[1][2] Zeitungen haben häufig über die Diskriminierung von Einwanderern berichtet und sie kritisiert, z. B. in Form von Unterschreitung des Mindestlohns, Einbehaltung von Löhnen, unsicheren Arbeitsbedingungen, körperlichem Missbrauch oder allgemeiner Verunglimpfung.[1]
In einer World Values Survey 2010–2014 gaben 44,2 % der Südkoreaner an, dass sie keinen Ausländer als Nachbarn wollen.[2][3] Rassistische Einstellungen werden häufiger gegenüber Einwanderern aus anderen asiatischen Ländern und Afrika geäußert; aber weniger gegenüber weißen europäischen und amerikanischen Einwanderern, die gelegentlich so etwas wie eine „übermäßig freundliche Behandlung“ erhalten können.[1][4] Ähnliche Diskriminierungen wurden auch in Bezug auf gemischtrassige Kinder, chinesisch-koreanische und nordkoreanische Einwanderer gemeldet.[4]
Neuere Gesetze – insbesondere das Gesetz über die Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer (2004) und das Gesetz zur Förderung multikultureller Familien (2008) – haben die Situation der Einwanderer verbessert und ihre Menschen- und Arbeitsrechte wirksamer geschützt.[1] Im Jahr 2011 gab das südkoreanische Militär eine Regelung auf, die gemischtrassige Männer davon abhielt, sich zu verpflichten, und änderte den Eid der Anwerbung dahingehend, die koreanische Volkszugehörigkeit nicht auf die Staatsbürgerschaft zu beziehen.[4] Ebenso wurden ähnliche Konzepte aus dem Curriculum gestrichen.[4] Dies wurde zum Teil auf internationalen Druck zurückgeführt – insbesondere auf die Besorgnis des UN-Ausschusses für die Beseitigung der Rassendiskriminierung, der erklärt hat, dass anhaltendes ethnisch-zentriertes Denken in Südkorea „ein Hindernis für die Verwirklichung der Gleichbehandlung und des Respekts gegenüber Ausländern und Menschen verschiedener Rassen und Kulturen sein könnte“.[4] Stand November 2018 fehlte in Südkorea noch immer ein Antidiskriminierungsgesetz, das vom UN-Menschenrechtsausschuss im Jahr 2015 empfohlen wurde. Das Gesetz sei wegen „mangelnder öffentlicher Zustimmung“ ins Stocken geraten.[2] Die Nationale Menschenrechtskommission Koreas empfahl die Umsetzung eines Antidiskriminierungsgesetzes sowie einen rechtlichen und institutionellen Rahmen.[5] Nach Dr. Katharine H.S. Moon, Lehrstuhl für Koreastudien an der Brookings Institution in Washington würde Diskriminierung bisweilen häufig ungestraft bleiben.[6] Gleichzeitig bat Sven Schwersensky von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Südkorea darum, vorsichtig zu sein die südkoreanische Gesellschaft als intolerant zu bezeichnen.[6] Es gäbe unterschiedliche Faktoren, die in die Situation mit reinspielen. Er selbst habe nie Intoleranz empfunden und die südkoreanische Gesellschaft als gastfreundlich und aufgeschlossen wahrgenommen.[6]
Im Juli 2018 sorgte ein Massenprotest gegen jemenitische Flüchtlinge, die auf die Insel Jeju kamen, in Südkorea für Empörung.[7] Insbesondere gegen muslimische Flüchtlinge bestünden Vorurteile.[5] Unter anderem versuchte der Schauspieler Jung Woo-sung Aufmerksamkeit für die Lage der Flüchtlinge zu schaffen.[8][9]
Literatur
- Gi-Wook Shin: Ethnic Nationalism in Korea. Genealogy, Politics, and Legacy. Stanford University Press, Stanford 2006, ISBN 978-0-8047-5408-8 (307 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Gi-Wook Shin: Racist South Korea? Diverse but not tolerant of diversity. In: Rotem Kowner, Walter Demel (Hrsg.): Race and Racism in Modern East Asia: Western and Eastern Constructions. BRILL, 2012, ISBN 978-90-04-23729-2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Iain Watson: Multiculturalism in South Korea: A Critical Assessment. In: Journal of Contemporary Asia. Band 40, 2010, S. 337–346, doi:10.1080/00472331003600549 (Vorschau).
Einzelnachweise
- Park, Keumjae (2013), "Foreigners or multicultural citizens? Press media's construction of immigrants in South Korea", Ethnic and Racial Studies, 37 (9): 1565–1586, doi:10.1080/01419870.2012.758860
- Kim, Yugyun; Son, Inseo; Wie, Dainn; et al. (19. Juli 2016), "Don't ask for fair treatment? A gender analysis of ethnic discrimination, response to discrimination, and self-rated health among marriage migrants in South Korea", International Journal for Equity in Health, 15 (1), doi:10.1186/s12939-016-0396-7, pmid:27430432, Zitat: „The recent increased influx of immigrants in Korea has ignited racism among Korean natives, which is heightened by economic and cultural nationalism [6]. For example, more than 40 % of Koreans answered that they would not want a foreigner as their neighborhood, based on the recent World Values Survey (2010–2014) [9].“
- World Values Survey (2010-2014). In: World Values Survey Association. 18. April 2015. Abgerufen am 11. September 2016.
- Emma Campbell: The end of ethnic nationalism? Changing conceptions of national identity and belonging among young South Koreans. In: Nations & Nationalism. Band 21, Nr. 3, S. 483–502, doi:10.1111/nana.12120.
- Claire Lee: Human rights report says Korea has ‘serious racism problem’. In: The Korea Herald. 8. November 2018, abgerufen am 15. November 2018 (englisch).
- Shay Meinecke: South Korea's struggle with cultural diversity. In: Deutsche Welle. 24. Februar 2016, abgerufen am 29. Oktober 2018 (englisch).
- Se-Woong Koo: Opinion: South Korea’s Enduring Racism. In: The New York Times. 1. Juli 2018, abgerufen am 30. Oktober 2018 (englisch).
- [JEJU FORUM] Actor brings attention to refugees’ plight. In: Korea JoongAng Daily. 25. Juni 2018, abgerufen am 15. November 2018 (englisch).
- Dong Sun-hwa: Actor Jung Woo-sung reaffirms support for refugees. In: The Korea Times. 22. Oktober 2018, abgerufen am 15. November 2018 (englisch).