Rainer Wulff
Rainer Wulff (* 8. Februar 1943 in Hamburg) ist ein deutscher Journalist und Autor satirischer Texte. Zudem war er Stadionsprecher beim FC St. Pauli.
Leben
Er war 37 Jahre lang für den Norddeutschen Rundfunk (NDR) tätig, zuletzt als Chef vom Dienst. Schon während seines Studiums (Fächer: Deutsch und Geschichte)[1] arbeitete Wulff als Reporter im Kieler Landesstudio und war Mitglied der Landespressekonferenz. Außerdem war er Korrespondent und Freier Mitarbeiter diverser Zeitungen (u. a. Frankfurter Rundschau). 1972 wurde er vom NDR als Redakteur angestellt. In jenem Jahr erlebte er die Olympischen Spiele in Deutschland als Hörfunk-Reporter. Wenig später machte er Talkshows in Deutschlands Medienlandschaft publik: Wulff war Gastgeber der ersten öffentlichen Radio-Talkshow, die im NDR viele Jahre regelmäßig aus Kiel und Hamburg übertragen wurde.
Wulff konnte sich in dieser Zeit vor allem als Berichterstatter und Kommentator des Zeitgeschehens profilieren, u. a. auch in den tagesaktuellen Sendungen der NDR-Hauptabteilung Politik wie „Kurier am Mittag“ oder „Das Echo des Tages“. Er gehörte aber auch zum Team der Sendereihe „5 Uhr-Club“, die mit der Mischung von Rock- und Pop-Musik sowie Beiträgen über Politik, Schule, Ausbildung und Jugendkultur vor allem bei jungen Leuten schon bald Kultstatus erlangte.
1978 verlegte Wulff seinen Dienstsitz nach Hamburg, wo er zunächst im Jugendfunk, ab 1981 dann als Leiter der NDR-Magazinredaktion (Hauptabteilung Unterhaltung) tätig war, u. a. verantwortlich für tägliche Magazinsendungen und zusätzlich für Organisation und Moderation von live übertragenen Großveranstaltungen (z. B. der jährlichen NDR 2-Silvesterpartys mit bis zu 20.000 Besuchern).
1989 begann ein neues Kapitel: Wulff wechselte zum Kulturprogramm (NDR 3, heute: NDR Kultur) und wurde dort bald schon Chef vom Dienst. Außerdem leitete er die Opernredaktion. 1991 gründete er die Reihe „Start“, Liveübertragungen mit herausragenden jungen Künstlern aus den Musikhochschulen in Hamburg, Berlin, Lübeck, Hannover und Rostock, die er – gemeinsam mit Kerstin Janse – in 69 Folgen aus Hamburg, Lübeck, Hannover, Rostock und Berlin auch moderierte. Seine journalistischen und organisatorischen Erfahrungen gab Wulff als Dozent im Bereich Kulturmanagement an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg weiter.
Nach der Pensionierung im Jahr 2003 steht Wulff als Moderator bei Operngalas und Gesangswettbewerben auf der Bühne, u. a. in den Staatsopern Hamburg und Hannover, der Hamburger Laeiszhalle (Musikhalle), der Kieler Oper und bei den Eutiner Festspielen. Auch als Jurymitglied ist der Stimmenkenner bei nationalen und internationalen Gesangswettbewerben (u. a. in Wien, Dresden, Frankfurt a. M. und Berlin) seit Beginn der 1990er Jahre gefragt. Er war außerdem bis Ende 2019 Leiter und Organisator des Maritim Musikpreises, eines Wettbewerbs, der seit 2000 jeweils im Dezember im Rahmen der „Maritim Musikwoche“ in Timmendorfer Strand die besten internationalen Studierenden der Gesangsklassen der Musikhochschulen Hamburg, Lübeck und Rostock (seit 2014 auch Hannover, seit 2015 auch Bremen) mit hohen Geldpreisen und Engagements prämiert. Nach seinem Rücktritt aus Altersgründen ist die Zukunft dieses etablierten Wettbewerbs ungewiss. Wulff war und ist in kulturellen Gremien ehrenamtlich und beratend tätig.
Mit seinen satirischen Texten präsentiert sich Rainer Wulff bei Lesungen u. a. auf Kleinkunstbühnen im norddeutschen Raum. Im November 2014 veröffentlichte er sein erstes Hörbuch beim Hamburger Label Grand Hotel van Cleef.[2][3] "Trocken und immer auf den Punkt. Das Schlimmste an 'Vom Runden Ins Eckige' ist eigentlich, dass es irgendwann aufhört, da es ewig so weiter gehen könnte." (Deepground). "Dieses Hörbuch müsste die Polizei verbieten. Es zu hören ist viel gefährlicher, als am Steuer mit dem Handy zu telefonieren. Der Hörer könnte an mancher Stelle vor lauter Lachen die Kontrolle über sein Auto verlieren." (Lübecker Nachrichten)
Wulffs private Leidenschaft gehört dem FC St. Pauli,[4] zeitweise auch dem Hamburger SV: Das Hamburger Abendblatt schrieb im April 1985 über Wulff: „Beim Stichwort Freizeit fallen ihm sofort die Alster und das Volksparkstadion“.[1] Er war von 1986 bis 2017 ehrenamtlich Stadionsprecher beim FC St. Pauli, die "Stimme des Millerntors". Dabei ist er „im Laufe vieler Jahre zu einer Ikone des FC St. Pauli gereift, eine anerkannte und fast schon moralische Institution des Vereins“[5] und hat immer laut Welt am Sonntag „seinen von Modetrends unbeeinflussten Stil bewahrt“.[6] Weil ihm die unterschiedliche und oft falsche Aussprache von Spielernamen missfällt ("eine Frage des Respekts!"), hat Wulff seit der Spielzeit 2015/16 eine Liste kompliziert erscheinender Namen von Spielern der 1. und 2. Fußball-Bundesliga und deren korrekter Aussprache auf seine Website gestellt (www.statz-wulff.de), zum Teil verbunden mit einer Audio-Version. Diese Datei wird von ihm auch weiterhin regelmäßig aktualisiert.
Veröffentlichungen
- Rainer Wulff (mit Christoph Nagel, Thomas Nast und Liefka Würdemann): Vom Runden ins Eckige. Rainer Wulff live. Die Stimme vom Millerntor., Hörbuch, 3 CDs, Hamburg, Grand Hotel van Cleef 2014, ISBN 978-3945576014.
Weblinks
- Website von Rainer Wulff
- Blog des FC St. Pauli-Museums und seines Betreibervereins "1910 - Museum für den FC St. Pauli e.V." über Rainer Wulffs Hörbuchprojekt "Vom Runden ins Eckige"
- David Siems: "Früher war mehr Bier im Nacken" – Deutschlands ältester Stadionsprecher Rainer Wulff im Interview. In: 11 Freunde. 30. Mai 2013.
Einzelnachweise
- Menschlich gesehen: Freizeit und Freunde. In: Hamburger Abendblatt. 20. April 1985, abgerufen am 25. Januar 2022.
- str: Rainer Wulff: Die Stimme vom Millerntor ist jetzt auch Autor. In: Hamburger Abendblatt. 5. November 2014, abgerufen am 23. Dezember 2014.
- Rainer Wulff Live: Das Hörbuch. (Nicht mehr online verfügbar.) In: FC St. Pauli. 17. Oktober 2014, archiviert vom Original am 5. November 2014; abgerufen am 23. Dezember 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- David Siems: Der Lautsprecher vom Millerntor. In: Hamburger Morgenpost. 24. Mai 2013, abgerufen am 23. Dezember 2014.
- http://www.sport-online.de
- Werner Langmaack: Wulff ist seit 22 Jahren die Stimme des Millerntors. In: Die Welt. 7. Dezember 2008, abgerufen am 23. Dezember 2014.