Raf Verhulst
Raf Verhulst, eigentlich Rafaël Verhulst (* 7. Februar 1866 in Wommelgem; † 24. März 1941 in Vaals) war ein flämischer Journalist, Schriftsteller und Lehrer nationalistischer Tendenz. Die letzten 20 Jahre seines Lebens verbrachte er in Deutschland. Er publizierte teils unter den Pseudonymen Antorf, Luc, Koen Ravestein, S.T. Rijder, Jan Terzake.
Leben und Wirkung
Nach einem Studium an der Katholischen Universität in Leuven ist Verhulst in Antwerpen als Angestellter beim Stadtrat, Lehrer am Konservatorium und Journalist tätig. 1904 findet er starke Beachtung mit seinem Theaterstück Jesus der Nazarener. Verhulst schreibt neben Dramen und Gedichten Pamphlete und Romane. Während des Ersten Weltkrieges gibt er „die Stimme des Aktivismus“ Het Vlaamsche Nieuws heraus. 1918 flieht er in die Niederlande. Der Abwesende wird wegen Kollaboration (mit den deutschen Besatzern) zum Tode verurteilt.[1] 1921 geht Verhulst nach Göttingen, wo er an einem neugegründeten Institut der Universität, das hinfort als Hort der flämischen Hoffnungen gilt, für 10 Jahre niederländische Sprache und Literatur unterrichtet.[2] Ab 1931 wohnt er bei Aachen. Er bleibt flämischer „Volkstumsaktivist“[3] und veröffentlicht entsprechende Artikel, setzt sich nach wie vor für ein deutsch-flämisches Bündnis ein. Zum 70. Geburtstag wird der inzwischen "glühende Bewunderer Hitlers"[4] im nationalsozialistischen Deutschland mit einem Sammelband geehrt, an dem sich u. a. auch die völkischen und nationalsozialistischen Publizisten Robert Paul Oszwald (Herausgeber), Franz Fromme, August Borms, Antoon Jacob und der diesem Spektrum zugehörige Maler Erich Klahn beteiligen.[5] In seinem Todesjahr (1941) bekommt er für den Roman Jan Coucke en Pieter Goethals den „in die deutsche Besatzungspolitik eingebundenen“ flandrischen Rembrandt-Preis.[6]
Schriften
- Langs groene hagen, 1899/1915.
- Jezus de Nazarener, Drama, 1904.
- Semini's kinderen, Drama, 1907.[7]
- Telamon en Myrtalee, Drama, 1909.
- Devant un verre de bière; La situation flamande vue dans un miroir wallon. Pour les Wallons de bonne foi, 1929.
- Belgien vor dem Weltgericht, 1929.
- Dr. August Borms, 1929.
- Cauchonie. Antwoord aan den Kardinaal. Het proces van 't gezag van de bischoppen, 1930.
- Naar een republiek Vlaanderen. Aan de Vlaamsche socialisten! Aan al de werklieden van Vlaanderen!, 1930.
- Jan Coucke en Pieter Goethals, Historischer Roman, 1938.
- De jeugd van Tijl Uilenspiegel, Roman für junge Leute, 1942 posthum, deutsche Ausgabe: Wolfshagen-Scharbeutz (Lübecker Bucht) 1955.[8]
Verhulst schrieb auch mindestens zwei Opern-Libretti
Literatur
- Karel van de Woestijne: Jesus de Nazarener en Rafael Verhulst, in: Ders. Verzameld werk. Deel 4. Beschouwingen over literatuur en kunst, 1949.
- Marnix Beyen: Held voor alle werk. De vele gedaanten van Tijl Uilenspiegel, Houtekiet, Antwerpen/Baarn 1998.
Einzelnachweise
- Burkhard Dietz, Helmut Gabel, Ulrich Tiedau: Griff nach dem Westen, Verlag Waxmann 2003, Teil II, S. 1080.
- dbnl / Herbert von Uffelen 2009, abgerufen am 18. März 2011.
- Dietz 2003.
- Detlev Schöttker, Kultureller Imperialismus. Charles de Costers belgisches Nationalepos "La légende d'Ulenspiegel" und seine Rezeption in Deutschland, in: Erich Klahns Ulenspiegel. Illustrationsfolgen zu Charles de Costers Roman, Wolfenbüttel 1986, S. 27–44, hier: S. 34.
- R. P. Oszwald (Hrsg.): Deutsch-niederländische Symphonie. Prof. Raf Verhulst zum 70. Geburtstag. Wolfshagen-Scharbeutz 1937, erweitert 1944, laut Dietz 2003; Claus Schuppenhauer, Auch Eulenspiegel hat Zeit und Ort. Notizen über Erich Klahn und die „niederdeutsche Idee“, in: Erich Klahns Ulenspiegel. Illustrationsfolgen zu Charles de Costers Roman, Wolfenbüttel 1986, S. 13–26, hier: S. 23.
- Dietz 2003.
- Laut Niederländischer Wikipedia, abgerufen am 18. März 2011, erhielt Verhulst für die beiden letztgenannten Dramen jeweils den belgischen Staatspreis für Flämische Bühnenkunst.
- Eine Rezension gibt Henner Reitmeier auf Seite 283 seines „Relaxikons“ Der Große Stockraus, Berlin 2009.
Weblinks
- Literatur von und über Raf Verhulst in der Deutschen Nationalbibliothek, abgerufen am 18. März 2011