Radolfzeller Münster

Das Radolfzeller Münster oder Münster Unserer Lieben Frau in Radolfzell am Bodensee ist eine dreischiffige, achtjochige Pfeilerbasilika aus der Spätgotik.

Radolfzeller Münster, 2016
Radolfzeller Münster, noch mit dem alten Turm. rechts die alte Schule (Österreichisches Schlösschen). Zeitgenössische Ansichtskarte, um 1900
Radolfzeller Münster, neuer Turm (1903), rechts die Gaststätte „Wallfisch-Halle“ der Brauerei „Sternen“, Gottmadingen; nach 1920 „Kaufhaus Kratt“. Zeitgenössische Ansichtskarte, um 1915
Historischer Orgelprospekt

Geschichte

Mit dem Bau des Radolfzeller Münsters wurde 1436 begonnen; von dem vermutlich romanischen Vorgängerbau und der Anlage von Bischof Radolt von Verona († 847) gibt es keine Reste. 1488 war der Bau vorläufig abgeschlossen und der Chor wurde geweiht.

In den Jahren 1510 bis 1516 wurde das Langhaus erhöht. Von 1550 bis 1552 wurden die Seitenschiffe eingewölbt, die 1554 mit gotischer Malerei verziert wurden (sichtbar im Joch beim hinteren Eingang vom Marktplatz her). Im Münster befindet sich das Epitaph des Ritters Wolf von Homburg aus dem Jahr 1567.

Bronzeepitaph des Ritters Wolf von Homburg

1713 bekam das Mittelschiff ein barockes Stichkappengewölbe. Aus der Barockzeit stammte auch ein neuer Hochaltar, der 1897 von einem neugotischen Altar von Josef Eberle ersetzt wurde. Das barocke Altarbild (Geburt Christi) von Joseph Glyckher befindet sich noch im Münster. Ebenfalls barock sind der Rosenkranzaltar von David Zürn (1648) und die Hausherrenkapelle (um 1750).

Die heutige Gestalt des Turmes stammt aus den Jahren 1902/1903. Mit einer Höhe von 82 m ist er der höchste Kirchturm am Bodensee.

Die bisher letzte Renovierung erfolgte in den Jahren 1982 bis 1998. Am 14. Oktober 2008 wurde zur Erhaltung des Münsters der Münsterbauverein Radolfzell gegründet.

Seit 1. Dezember 2009 erstrahlt das Münster nachts in neuem Licht, zu dem der französische Lichtkünstler Roland Jéol das Konzept entwickelt hat. Die Lichtkunst an diesem stadtprägenden Bauwerk ist Teil eines Lichtkonzepts für die ganze Innenstadt.

Ausstattung

Kreuzigungsgruppe

Papst Benedikt XVI. bei der Heiligen Messe am 25. September 2011 in Freiburg; oben die Kreuzigungsgruppe des Radolfzeller Münsters

Die Kreuzigungsgruppe, die sich aus den Figuren Christus am Kreuz, Muttergottes und Jünger Johannes zusammensetzt, ist ein Werk des Bildhauers Hans Schenck (* um 1580/1590 in Konstanz; † 1648). Er wirkte von Konstanz aus im ganzen westlichen Bodenseeraum. So wurde er auch nach Radolfzell berufen. Dafür gab ihm der Konstanzer Stadtrat ein auf 1622 datiertes Empfehlungsschreiben mit, das im Konstanzer Stadtarchiv erhalten ist. Damit dürfte jenes Jahr auch der Zeitraum sein, in dem Hans Schenck das Meisterwerk aus dem Radolfzeller Münster schuf.[1] Für eine Messe während des Papstbesuchs im Jahr 2011 wurde die Kreuzigungsgruppe nach Freiburg im Breisgau transportiert.[2]

Orgel

Die Orgel wurde 1997 von der Mönch Orgelbau (Überlingen) geschaffen. Das Instrument hat 39 klingende Register (2528 Pfeifen) auf drei Manualen und Pedal, die teilweise aus Vorgängerinstrumenten aus den Jahren 1903 (Wilhelm Schwarz, Überlingen) und 1954 stammen. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[3]

I Hauptwerk C–g3

1.Bourdon16′
2.Principal8′
3.Gamba8′
4.Flöte8′
5.Gedeckt8′
6.Octave4′
7.Rohrflöte4′
8.Superoctave2′
9.Mixtur IV2′
10.Cornett III-V8′
11.Trompete8′
12.Clairon4′
II Schwellwerk C–g3
13.Geigenprincipal8′
14.Salicional8′
15.Vox cœlestis8′
16.Liebl. Gedeckt8′
17.Fugara4′
18.Flaut travers4′
19.Nasard223
20.Octavin2′
21.Terz135
22.Mixtur IV223
23.Trompete harm.8′
24.Oboe8′
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
25.Bourdon8′
26.Flaut amabile8′
27.Principal4′
28.Blockflöte4′
29.Piccolo2′
30.Larigot113
31.Sifflet1′
32.Clarinette8′
Tremulant
Pedal C–f1
33.Principalbaß16′
34.Subbaß16′
35.Bourdon (Nr. 1)16′
36.Octavbaß8′
37.Violoncello8′
38.Tenoroctave4′
39.Posaune16′
40.Trompete8′
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P, II 16′/II, II 4′/P
  • Spielhilfen: Zwei Kollektivtritte

Glocken

Das Geläut im ehemals stählernen Glockenstuhl des Radolfzeller Münsters bestand aus sieben Glocken, die 1953 von der Glockengießerei Friedrich Wilhelm Schilling in Heidelberg gegossen wurden.[4] 2014 wurde der stählerne Glockenstuhl durch einen hölzernen ersetzt und das Geläut um zwei kleine Glocken der Gießerei Rüetschi in Aarau ergänzt.

Nr.Name
GussjahrGießer, GussortGewicht (kg)Schlagton
1Hausherren-Glocke1953Schilling, Heidelberg3900b0
2Radoltus-Glocke2200des1
3Kriegergedächtnis-Glocke1534es1
4Marien-Glocke1043f1
5Heimkehrer-Glocke870ges1
6Papst-Pius-Glocke587as1
7Kinder-Tauf-Glocke497b1
8Sebastian-Glocke2014Rüetschi, Aarau290des2
9Ulrika-Glocke210es2
Commons: Radolfzeller Münster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Georg Exner: Beim Papst-Besuch in der ersten Reihe. In: Südkurier. 10. September 2011.
  2. Joachim Röderer: Freiburg: Papstbesuch: Altarbühne für Papst Benedikt XVI. steht bereits. In: Badische Zeitung, 30. August 2011, Zugriff am 17. September 2011.
  3. Näheres zur Mönch-Orgel
  4. Internetpräsenz Glockeninspektion Erzbistum Freiburg

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