Rabatte (Landschaftsarchitektur)
Eine Rabatte ist ein meist längliches Beet mit Zierpflanzen zur landschaftlichen Gestaltung, etwa der Abtrennung von Wegen oder Rasenflächen. Man unterscheidet nach der Art der Pflanzung Gehölzrabatte und Staudenrabatte, es können jedoch auch einjährige Pflanzen, Blumenzwiebeln und eine Mischung aus Blumen und Gehölzen eingesetzt werden. Die Komposition der Pflanzung erfolgt nach landschaftsgestalterischen Gesichtspunkten.
Auch Inselbeete, die von allen Seiten einsehbar und selten rechteckig sind, werden manchmal unter den Rabatten eingeordnet[1].
Geschichte
Die Blumenrabatte entwickelte sich aus den Beeten des Nutzgartens, die zur einfachen Bearbeitung meist 1–1,3 m breit und auf beiden Seiten von Wegen eingefasst waren. Die Länge war beliebig und richtete sich nach der Gesamtgestaltung bzw. der Größe des Gartens. Die plate-bande der französischen Barockgärten sind frühe Formen solcher Rabatten. Sie konnten im Querschnitt flach, gerundet (dos d'âne) oder dreieckig (dos de carpe) sein. In den Niederlanden fanden sich solche Blumenrabatten etwa in den Gärten des Palastes von Het Loo[2]. Im Zuge der Tulpenmanie und der allgemeinen Begeisterung für Botanik in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts wurde besonderer Wert auf damals noch exotische Einzelpflanzen wie Tulpen, aber auch Kaiserkronen und andere Fritillarien, Krokusse, Windröschen, Gladiolen, Hyazinthen sowie Sonnenblumen und Studentenblumen gelegt. Sie standen einzeln in Rabatten, aber auch in parterres de piéces couplés, mit niedrigen Hecken eingefassten ornamentalen Beeten, umgeben von viel Erde. Im Gegensatz zu den französischen Broderien sollten hier die einzelnen Pflanzen wirken und hervorgehoben werden[3]. Dieses Schema wurde nach der glorreichen Revolution durch niederländische Gärtner in England aufgegriffen, unter anderem in Hampton Court[2].
Als sich Anfang des 18. Jahrhunderts der englische Landschaftsgarten durchsetzte, verschwanden Rabatten und Broderien aus dem unmittelbaren Umfeld des Herrenhauses. Das Blumenbeet, das Blumen für Gestecke im Haus lieferte, wurde oft in einiger Entfernung liegenden Wirtschaftsgarten angegliedert oder in den ummauerten Garten integriert[4]. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts kehrte es in veränderter Form in die Nähe des Hauses zurück. Arley Hall hatte 1846 eine der ersten doppelten Staudenrabatten[5]. Die Rabatten wurden nun dichter bepflanzt, meist mit Gruppen gleichartiger Pflanzen, und die Auswahl an Stauden hatte sich enorm vergrößert. Erde sollte nun nicht mehr sichtbar sein. Niedrige Pflanzen standen vorne, größere weiter hinten[6]. Allerdings kritisierte schon William Robinson dieses steife Schema und empfahl, auch einmal größere Pflanzen nach vorne zu setzen, damit das ganze "natürlicher" aussah.
Gertrude Jekyll, von Ruskin und William Turner beeinflusst, war eine der ersten, die eine Rabatte als Gesamtes betrachtete, sie entwickelte eine Farbabfolge von kühlen zu heißen und wieder zu kühleren Farbtönen nach dem Farbschema von Chevreul[7]. Die Pflanzung begann mit Pflanzen mit blauen Blüten, auf diese folgten graublaue und weiße Blüten, zartrosa und blassgelb, abgelöst von gelb, orange und Rot in der Mitte des Gartens. Weiter hinten wurden die Farben wieder blasser und endeten mit lila und violett. Auch die Blattfarben passten teilweise in diese Abfolge. Dieses Schema wurde in England bis ins letzte Jahrhundert mit wenigen Ausnahmen, wie Christopher Lloyd in Great Dixter, sklavisch befolgt und hat das Bild des englischen Gartens entscheidend geprägt. Pflanzengruppen sollten in geschwungenen Linien ("drifts) gesetzt werden und scheinbar natürlich ineinander übergehen[8]. Farbkontraste und kräftige Farben waren zu vermeiden[8], sie galten als vulgär. Oft wurden doppelte Rabatten entlang eines Rasenstreifens angelegt, die nach hinten durch Hecken begrenzt wurden. Diese konnten entweder gerade verlaufen oder Buchten und Bastionen bilden, wie in Arley Hall. Davor lag meist ein versteckter kleiner Pfad, damit die Gärtner pflanzen und jäten konnten[9]. Gerüste aus Haselgeflecht oder Draht sollten verhindern, dass die überdüngten Pflanzen umfielen. Damit konnten die Beete im Sommer kaum noch betreten werden, Unkräuter und Schädlinge wurden mit dem massiven Einsatz von Herbiziden und Pestiziden bekämpft. Idealerweise waren beide Rabatten identisch, was auf Grund unterschiedlicher Sonneneinstrahlung naturgemäß schwierig war.
Die Rabatten der englischen Gärten des frühen 20. Jahrhunderts wurden zunehmend hypertroph, es entwickelte sich ein regelrechter Wettstreit um die längste Blumenrabatte. Damit nahmen diese auch in der Breite deutlich zu. 2016 befand sich die längste "doppelte" Rabatte im Vereinigten Königreich mit 320 m in Kew Gardens[10].
Ort | Angelegt | Länge in m | Breite in m | Quelle |
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Botanic Gardens Belfast | - | 150 | ||
Dirleton Castle | 1920s | 215 | Guinness Buch der Rekorde | |
Great Dixter | 1912 | 60 | ||
Greenwich Park, Queen’s house | 1925 | 200 | https://www.royalparks.org.uk/parks/greenwich-park/things-to-see-and-do/gardens-and-landscapes/herbaceous-border | |
Hillier centenary Borders, Hampshire | 1964 | 250 | 9 | https://www.learningwithexperts.com/gardening/blog/the-centenary-border-at-the-sir-harold-hillier-gardens-hampshire-england |
Kew Gardens, Great Broad Walk Borders | 2016 | 320 | https://www.dailymail.co.uk/home/gardening/article-4772078/Britain-s-best-borders.html | |
Newby Hall, Yorkshire | 1920s | 172 | newbyhall.com | |
The Priory, Kemerton | 1950s | 90 | Buchan 2006, 100 | |
RHS Wisley | 2000 | 150 | 11 | |
Miserden | - | 100 | 5 |
Die englischen Stauden-Rabatten der edwardischen Zeit waren extrem arbeitsintensiv. Verwelkte Blüten mussten ständig entfernt, einjährige Pflanzen je nach Jahreszeit neu eingepflanzt und nicht winterharte Pflanzen wie Dahlien und Gladiolen im Herbst ausgegraben und eingelagert werden. Stauden wurden im Frühjahr angebunden oder in ein jährlich erneuertes Stützgitter aus Zweigen eingerüstet und regelmäßig alle paar Jahre geteilt. Im Herbst oder nach dem Abblühen wurden alle Pflanzen bis auf dem Erdboden zurückgeschnitten[11].
Nach dem Krieg setzte sich die gemischte Rabatte durch, die eine Vielzahl von Gehölzen enthielt und weniger arbeitsintensiv war. Dieser „vereinfachte Stil“ wurde vor allem von Lanning Roper und Penelope Hobhouse propagiert. Hier prägten Sträucher und Gehölze die Struktur der Rabatte, sie wurden zuerst gepflanzt.[11] Unter den Stauden wurden solche bevorzugt, die nicht so leicht umfielen, also nicht angebunden werden mussten. Im Pflanzenhandel wurden darum verstärkt Zwergformen gezüchtet.
Das Ende der Rabattenmode wurde mehrfach prophezeit, z. B. durch Constance Spry bereits 1937, die Wiesenbepflanzung für zeitgemäßer hielt[12], aber diese Gestaltungsform war für die Engländer fast eine Form der gartenbaulichen Besessenheit.[13] Erst in diesem Jahrhundert setzte sich, beeinflusst durch die sogenannte "Neue niederländische Schule", hier vor allem Piet Oudolf, auch in der Gestaltung von Rabatten ein wesentlich lockerer Stil durch, der mit den Farbschemata und der Anordnung der Pflanzen nach Höhe brach und vor allem auch Gräser mit einbezog.
Pavord[14] sieht die gemischte Rabatte als den modernen Gartentyp. Sie enthält Sträucher für Struktur, sowie Blumenzwiebeln und einjährige Pflanzen für mehr Farbe. Heutzutage ist die Unterscheidung zwischen gemischer- und reiner Staudenrabatte jedoch zunehmend weniger von Belang.
Anlage
Hintergrund
Normalerweise hat die Rabatte eine äußere Abgrenzung, wie eine Mauer, einen Zaun oder eine immergrüne Hecke. Besonders beliebt sind Eiben, da sie sich gut beschneiden lassen, zu einer glatten Wand, oder auch anderen architektonischen Elementen wie Bögen, Bastionen oder Zinnen. Kingsbury hält Eibenhecken besonders für Pastellfarben geeignet, während blaue und gelbe Blüten sowie grünes Laub am besten vor einer Ziegelmauer wirken, und Gräser auch bei einem offenen Hintergrund geeignet sind[15]. Hecken haben allerdings den Nachteil, dass sie Schatten werfen, Schutz für Schnecken bieten und den Blumen Wasser entziehen. Zum Schnitt muss vor der Hecke ein kleiner Pfad angelegt werden. Besonders Eibe kann zudem sehr düster wirken und wird mit der Zeit immer dicker und unförmiger.
Farben
Neben der von Jekyll propagierten Rabatte mit Farbverlauf sind auch einfarbige Rabatten beliebt, wie die "Red Border" in Hidcote, oder eine weiße Rabatte in Anlehnung an den weißen Garten in Sissinghurst. Berühmt waren die Farb-Rabatten der Popes in Hadspen House, die das gesamte Farbspektrum abdeckten[16]. Kingsbury hält auch gelbe Rabatten für möglich, während für blaue Rabatten nur wenige Pflanzen zur Verfügung stehen und rote Rabatten sehr düster wirken können[17], besonders, wenn auch Pflanzen mit roten Blättern eingesetzt werden. In Sissinghurst gibt es auch eine violette Rabatte, die aber wenig Nachahmer fand. Schwarze Rabatten sind ebenfalls schwer zu gestalten.
Literatur
- Jürgen Bouillon: Handbuch der Staudenverwendung. Aus dem Arbeitskreis Pflanzenverwendung im Bund deutscher Staudengärtner. Ulmer, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-8001-7777-6.
- Noël Kingsbury: Designing Borders. Cassels. London 2003.
- Norbert Kühn: Neue Staudenverwendung. Ulmer Eugen Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-80015970-3.
- Anna Pavord: The Border Book. Dorlington Kindersley, London 1994.
Einzelnachweise
- Anna Pavord: The Border Book. Dorlington Kindersley, London 1994, S. 57.
- Patrick Taylor (Hrsg.): The Oxford Companion to the Garden, Lemma "Border". Oxford University Press, Oxford 2006, ISBN 978-0-19-172754-2.
- Filippo Pizzoni: The Garden, a history in landscape and Art. Aurum Press, London 1999, S. 128.
- Penelope Hobhouse: Flower Gardens, a comprehensive Guide to over 700 flowering plants. Frances Lincoln, London 1991, S. 198.
- Ursula Buchan: The English Garden. Frances Lincoln, London 2006, S. 95.
- Anon., The Herbaceous Border: Planning. The Manchester Guardian, July 7, 1934
- Gertrude Jekyll: Colour schemes for Flower Gardens. Country Life, London 1919 (online).
- Beverley Lear: Colour in Gardens: A Question of Class or Gender? In: Chris Horrocks (Hrsg.): Cultures of Colour, Visual, Material, Textual. Berghahn Books, London, S. 80f.
- Penelope Hobhouse: Flower Gardens, a comprehensive Guide to over 700 flowering plants. Frances Lincoln, London 1991, S. 115.
- Henry, Elizabeth, Great Broad Walk Borders on show - Kew opens longest double herbaceous borders in the UK. Horticulture Week, 5. August 2016, 4
- Penelope Hobhouse: Flower Gardens, a comprehensive Guide to over 700 flowering plants. Frances Lincoln, London 1991, S. 114.
- Anon, The Herbaceous Border: Changes in Garden Planning. The Observer 4. Juli 1937, p. 22
- Tim Richardson: The English Garden in the 20th century. Aurum Press 2005, London, S. 80; zitiert nach Ursula Buchan: The English Garden. Frances Lincoln, London 2006, S. 118.
- Anna Pavord: The Border Book. Dorlington Kindersley, London 1994, S. 23.
- Noël Kingsbury: Designing Borders. Cassels, London 2003, S. 13.
- Sandra und Nori Pope: Colour in the Garden. Planting with Colour in the contemporary Garden. London, Conran Octopus. Deutsche Ausgabe: Gärten in Weiß, Gelb Rot oder Blau. Effektvolle Farbklänge für den eigenen Garten. Callwey 1999.
- Noël Kingsbury: Designing Borders. Cassels, London 2003, S. 18.