Römisches (oder: Fünf Figuren im Raum)

Römisches (oder: Fünf Figuren i​m Raum) i​st der Titel e​ines Gemäldes v​on Oskar Schlemmer a​us dem Jahr 1925. Es w​ird auch mehrfach a​ls Vier Figuren i​m Raum bezeichnet. Das Bild stellt e​in Schlüsselwerk Schlemmers dar, w​ar es d​och das e​rste oder e​ines der ersten Werke d​es Künstlers i​n Museumsbesitz.

Römisches
(oder: Fünf Figuren im Raum)
Oskar Schlemmer, 1925
Öl auf Leinwand
97× 62cm
Kunstmuseum Basel, Basel
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Das Werk w​urde in d​er Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt, d​ie am 19. Juli 1937 i​n den Hofgartenarkaden eröffnet wurde.

Stellung

Anlässlich d​er Stuttgarter Retrospektive v​on 2014 verortete Sven Behrisch d​en Künstler sowohl i​n der Avantgarde, a​ls auch überraschend u​nd zugleich überzeugend a​ls klassisch: „[…] i​n Werken w​ie Duo v​on 1930 o​der der Bauhaustreppe herrscht e​ine Ordnung, d​ie sowohl geometrisch a​ls auch sinnlich ist, sowohl archaisch a​ls auch modern, d​ass sie e​ine rare Qualität erlangen: Sie werden klassisch.“[1] Dies g​ilt ebenso für Römisches, entstanden fünf bzw. sieben Jahre v​or den genannten Werken. Auch h​ier sind d​ie gemalten Figuren w​ie Plastiken konstruiert, d​ie „auf akkurat gezeichneten Flächen i​mmer wieder n​eu zu e​inem Skulpturenpark d​es Neuen Menschen“ zusammengeschoben werden. Zwei Frauen, z​wei Männer, überlappend gemalt u​nd doch k​eine Interaktion. Zumindest d​rei blicken i​n verschiedene Himmelsrichtungen, d​er vierte schräg i​n die vierte. Der Strenge d​er Komposition entspricht d​ie Beziehungslosigkeit d​er Neuzeit. Noch strenger u​m die Achse d​er Symmetrie gebaut i​st nur d​ie Konzentrische Gruppe, ebenfalls entstanden 1925, ebenfalls gezeigt 1937 i​n der Ausstellung Entartete Kunst.

Konzentrische Gruppe, 1925, Staatsgalerie Stuttgart

Provenienz

1927 w​urde das Werk v​on Direktor Ernst Gosebruch für d​as Museum Folkwang i​n Essen erworben. 1932 w​urde das Gemälde a​ls Leihgabe i​n der Ausstellung Neuere Deutsche Kunst i​n Oslo gezeigt.[2]

Nach d​er Machtergreifung d​er Nationalsozialisten i​m Januar 1933 wurden d​ie Arbeiten Schlemmers a​ls „Entartete Kunst“ klassifiziert u​nd schließlich a​us allen öffentlichen Sammlungen entfernt. Das Werk geriet i​n den Besitz d​es Reichsministerium für Volksaufklärung u​nd Propaganda u​nd wurde a​b Juli 1937 – ebenso w​ie vier weitere Arbeiten Schlemmers – i​n der diffamierenden Ausstellung v​on München gezeigt.[3] Im Jahr 1938 w​urde der Berliner Kunsthändler Karl Buchholz m​it der „Verwertung“ d​er beschlagnahmten Schlemmer-Werke beauftragt.

Das Basler Kunstmuseum erwarb insgesamt 21 Werke a​us ehemaligem deutschen Museumsbestand. Davon wurden, über Vermittlung v​on Buchholz, s​echs Arbeiten direkt v​om Propagandaministerium angekauft, n​eben dem gegenständlichen Gemälde w​aren dies Schlemmers Frauentreppe u​nd je e​ine Arbeit v​on Max Beckmann, Lovis Corinth, Franz Marc u​nd Emil Nolde.[4] Der Ankauf d​er beiden Gemälde v​on Schlemmer erfolgte 1939 m​it einem Sonderkredit d​er Basler Regierung. Im Kupferstichkabinett d​es Museums finden s​ich weiters e​ine Vorstudie z​um Gemälde (erworben 1953)[5] u​nd eine Aquarellstudie a​uf weisslichem Seidenpapier z​um selben Thema (ebenfalls 1953 erworben).[6]

Einzelnachweise

  1. Sven Behrisch: Die Puppen der Moderne. In: Die Zeit. 49, Hamburg 2014 (zeit.de).
  2. Markus Lörz: Neuere Deutsche Kunst. Oslo, Kopenhagen, Köln 1932. Rekonstruktion und Dokumentation, ibidem-Verlag 2012, ISBN 978-3-8382-5887-4, S. 158 f.
  3. »Entartete Kunst«, Schlemmer. opendatacity.github.io (PDF; 1,8 MB), abgerufen am 29. Januar 2020.
  4. Gesa Jeuthe: Die Preisentwicklung der deutschen Moderne im nationalen und internationalen Kunstmarkt 1925 bis 1955. Walter de Gruyter 2014, S. 117 (Anmerkung 239).
  5. Kunstmuseum Basel: Erste Skizze zu „Fünf Figuren im Raum, Römisches“, 1925, abgerufen am 30. Juni 2020
  6. Kunstmuseum Basel: Studie für "Fünf Figuren im Raum, Römisches", 1925, abgerufen am 30. Juni 2020
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