Quattro Canti (Palermo)
Quattro Canti (deutsch: vier Ecken), genauer Quattro Canti di città[1], ist ein von der barocken Architektur der Quattro Canti eingerahmter Platz im historischen Zentrum von Palermo, der Hauptstadt Siziliens. Er liegt an der Kreuzung der zwei Verkehrsachsen Corso Vittorio Emanuele und der Via Maqueda und zählt zu den herausragenden Werken barocker Architektur in Palermo. Offiziell heißt er Piazza Vigliena nach dem spanischen Vizekönig Juan Fernandez Pacheco de Villena, der das Architektur-Ensemble erbauen ließ. Der Platz wird auch Teatro del Sole genannt, weil den ganzen Tag über das Sonnenlicht auf eine der Eckfassaden fällt.
Geschichte
Der Platz entstand bei einer Stadterweiterung nach Osten im 17. Jahrhundert. Der seit der Zeit der arabischen Herrschaft im 9. Jahrhundert als Hauptstraße Palermos dienende Cassaro (heute Corso Vittorio Emanuele), der vom Normannenpalast ausgeht, wurde nach Osten (genauer: Ostnordost) bis zum Meer verlängert und insgesamt verbreitert. Im Jahr 1608 ließ der spanische Vizekönig Maqueda im rechten Winkel dazu eine weitere große Straße, die Via Nuova (heute Via Maqueda), bauen. Die beiden Straßen teilen die Altstadt in die Stadtviertel Albergheria, Seralcadio (inoffiziell auch Capo genannt), La Loggia und Kalsa, die in etwa den heutigen mandamenti Palazzo Reale, Monte di Pietà, Castellammare und Tribunali entsprechen.
Der Schnittpunkt beider Straßen wurde zu einem achteckigen Platz mit geschwungenen Fassaden, Piazza Vigliena genannt, ausgebaut. Der Ausbau des Platzes dauerte von 1608 bis 1620. Der aus Florenz stammende Architekt Giulio Lasso errichtete an den vier Ecken der Kreuzung je einen Palast.
Beschreibung
Himmelsrichtung | Süd-Südwest | West-Nordwest | Nord-Nordost | Ost-Südost |
Bild | ||||
Stadtviertel | Albergheria | Seralcadio / Capo | La Loggia (Palermo) | Kalsa |
Mandamento | Palazzo Reale | Monte di Pietà | Castellammare | Tribunali |
Jahreszeit | Frühling | Sommer | Herbst | Winter |
Herrscher | Karl V. | Philipp II. | Philipp IV. | Philipp III. |
Schutzheilige | Cristina | Ninfa | Oliva | Agatha |
Die Fassaden der vier Paläste sind konkav geschwungen, dreigeteilt und mit Statuen und antiken Säulen verziert. In den Sockelnischen befinden sich Brunnen, deren Fontänen und Statuen die vier Jahreszeiten symbolisieren. Im mittleren Bereich stehen in zentralen Nischen die Statuen der spanischen Könige Karl V., Philipp II., Philipp III. und Philipp IV. Die Statuen im oberen Bereich stellen die vier Schutzheiligen der damaligen Stadtviertel dar: Agatha, Cristina, Ninfa und Oliva.
Die Brunnen und Skulpturen werden von Säulen eingerahmt, die von unten nach oben der Ordnung dorisch, ionisch und korinthisch folgen.
Hinter der Palastfassade an der Süd-Südwestecke liegt die Basilika San Giuseppe dei Teatini.
- Brunnen
- Allegorie
- Herrscher
- Wappen
Literatur
- Brigit Carnabuci: Sizilien. Griechische Tempel, römische Villen, normannische Dome und barocke Städte im Zentrum des Mittelmeeres (= DuMont Kunst-Reiseführer). 6., aktualisierte Auflage. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2011, ISBN 978-3-7701-4385-6.
- Cesare De Seta, Maria Antonietta Spadaro, Sergio Troisi: Palermo città d'arte. Guida ai monumenti di Palermo e Monreale. Ariete, Palermo 1998, S. 313–315.
Einzelnachweise
- zur Unterscheidung von den Quattro canti di campagna, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts entstanden und heute die Kreuzung von Via Ruggero Settimo und Via Mariano Stabile bilden, vgl.: Adriana Chirco, Mario Di Liberto: Via Ruggero Settimo ieri e oggi. D. Flaccovio, Palermo 2002, ISBN 88-7758-469-6, S. 12–13.