Quantum Walk

Im Bereich d​er Quanteninformatik i​st der Quantum Walk (auch Quantum Random Walk) d​as Analogon z​um klassischen Random Walk. Während b​eim klassischen Random Walk e​in Zustand d​urch eine Wahrscheinlichkeitsverteilung d​er möglichen Positionen beschrieben wird, w​ird er i​m Quantum Walk a​ls eine Superposition v​on Positionen beschrieben.

Ähnlich w​ie beim klassischen Random Walk unterscheidet m​an zwei Arten v​on Quantum Walks: d​en diskreten u​nd den kontinuierlichen.

Motivation

Quantum Walks s​ind motiviert d​urch den w​eit verbreiteten Einsatz v​on klassischen Random Walks i​m Design randomisierter Algorithmen. Sie s​ind ein Bestandteil mehrerer Quantenalgorithmen. Bei einigen Orakel-Problemen s​ind Quantum Walks exponentiell schneller a​ls jeder klassische Algorithmus.[1][2] Für v​iele praktische Probleme liefern Quantum Walks a​uch polynomielle Beschleunigungen gegenüber klassischen Algorithmen, z​um Beispiel für d​as Element-Distinctness-Problem (das Problem festzustellen, o​b eine Liste Duplikate enthält),[3] d​em Problem, z​u bestimmen, o​b ein Graph dreiecksfrei ist[4] u​nd bei d​er Evaluierung v​on NAND-Bäumen. Der wohlbekannte Grover-Algorithmus k​ann ebenfalls a​ls Quantum Walk betrachtet werden.

Beziehung zum klassischen Random Walk

Quantum Walks unterscheiden s​ich in i​hrem Verhalten deutlich v​on klassischen Random Walks. Insbesondere konvergieren s​ie nicht z​u einer Wahrscheinlichkeitsverteilung. Aufgrund d​es Einflusses v​on Quanteninterferenz können s​ie sich signifikant schneller o​der langsamer verteilen.

Kontinuierlicher Walk

Unter bestimmten Umständen können kontinuierliche Quantum Walks e​in Modell für universelle Quantenberechnungen liefern. Dies impliziert n​icht notwendigerweise Uniformität.[5]

Diskreter Walk

Wahrscheinlichkeitsverteilungen eindimensionaler diskreter Random Walks nach 50 Zeitschritten. Der Quantum Walk, erzeugt mit der Hadamard-Münze, ist in rot, der klassische Walk in blau eingezeichnet.

Ein diskreter Quantum Walk wird durch eine Münze und einen Verschiebungsoperator spezifiziert, die wiederholt angewendet werden. Das folgende Beispiel soll dies illustrieren.[6] Man stelle sich ein Partikel mit einem Spinfreiheitsgrad eines Spin--Teilchens auf einer Linie (einem eindimensionalem Modell) vor. Sein Zustand kann als Produkt eines Spinzustandes (Eigenzustände der z-Komponente des Spin-Operators mit Eigenwert („Spin hoch“) und („Spin runter“)) und einer Spinposition beschrieben werden. Bei dem Produkt dieser Zustände handelt es sich um das Kronecker-Produkt, welches die beiden Freiheitsgrade separiert. Der Raum der Spinzustände wird Münzraum genannt. Ein bedingter Sprung des Partikels auf der Linie wird durch folgenden Operator beschrieben: . Das Partikel springt bei Spin hoch also nach rechts und bei Spin runter nach links. Wendet man beispielsweise die bedingte Sprungoperation auf einem Initialzustand an, führt das zum Zustand . Rotiert man den Spin zuerst mithilfe einer unitären Transformation in , und wendet dann an, erhält man eine zufällige Bewegung auf der Linie. Als Transformation kann zum Beispiel die Hadamard-Münze gewählt werden: . Wenn der Spin zu diesem Zeitpunkt gemessen wird, erhält man entweder einen Spin hoch an der Stelle 1 oder einen Spin runter an der Stelle -1. Wiederholte Anwendung der Prozedur würde einem klassischen Walk entsprechen, zum Beispiel einem Galtonbrett. Die Idee des Quantum Walk ist allerdings, zwischen den Wiederholungen der Spin-Rotation und des bedingten Springens nicht zu messen (sodass kein Kollaps der Wellenfunktion stattfindet). Auf diese Weise bleibt die Quantenverschränkung erhalten (d. h. die nicht kollabierten Wellenfunktionen) und verschiedene Positionen können miteinander interferieren. Dies führt zu einer drastisch unterschiedlichen Wahrscheinlichkeitsverteilung im Vergleich zum klassischen Walk (Gaußverteilung), wie in der Abbildung rechts deutlich wird. Insbesondere ist erkennbar, dass die Verteilung nicht symmetrisch ist: Obwohl die Hadamard-Münze mit gleicher Wahrscheinlichkeit Spin hoch und Spin runter liefert, tendiert die Verteilung nach rechts, wenn initial ein Spin hoch vorliegt. Dieser Effekt lässt sich grob gesprochen dadurch erklären, dass die Hadamard-Münze mehr destruktive Interferenz für Positionen auf Wegen nach links als nach rechts liefert. Eine symmetrische Verteilung ist möglich mithilfe einer geeigneten Münze oder einem Initialzustand wie , da die Hadamard-Münze keine komplexen Zahlen einführt, sodass Spin hoch und Spin runter sich hier nicht verschränken.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. A. M. Childs, R. Cleve, E. Deotto, E. Farhi, S. Gutmann, and D. A. Spielman, Exponential algorithmic speedup by quantum walk, Proc. 35th ACM Symposium on Theory of Computing, pp. 59–68, 2003, quant-ph/0209131.
  2. A. M. Childs, L. J. Schulman, and U. V. Vazirani, Quantum algorithms for hidden nonlinear structures, Proc. 48th IEEE Symposium on Foundations of Computer Science, pp. 395–404, 2007, arxiv:0705.2784.
  3. Andris Ambainis, Quantum walk algorithm for element distinctness, SIAM J. Comput. 37 (2007), no. 1, 210–239, arxiv:quant-ph/0311001, preliminary version in FOCS 2004.
  4. F. Magniez, M. Santha, and M. Szegedy, Quantum algorithms for the triangle problem, Proc. 16th ACM-SIAM Symposium on Discrete Algorithms, pp. 1109–1117, 2005, arxiv:quant-ph/0310134.
  5. Andrew M. Childs: Universal Computation by Quantum Walk. arxiv:0806.1972
  6. Julia Kempe: Quantum random walks - an introductory overview. In: Contemporary Physics. 44, Nr. 4, 1. Juli 2003, ISSN 0010-7514, S. 307–327. arxiv:quant-ph/0303081. doi:10.1080/00107151031000110776.

Literatur

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