Putsch in Burundi 2015

Der Putsch i​n Burundi bezeichnet e​inen blutigen Putschversuch i​m Mai 2015, d​er sich g​egen den amtierenden Präsidenten Pierre Nkurunziza richtete. Geführt w​urde dieser Putschversuch v​om ehemaligen Geheimdienstkommandeur General Godefroid Niyombare.

Vorgeschichte

Pierre Nkurunziza w​urde 2005 v​on der Nationalversammlung z​um Präsidenten gewählt u​nd 2010 i​n einer allgemeinen Wahl m​it 91 % d​er abgegebenen Stimmen i​m Amt bestätigt. Die Wahl 2010 w​ar von d​er Opposition boykottiert worden.[3] Im April 2015 kündigte Nkurunziza an, s​ich für e​ine dritte Amtszeit z​ur Verfügung z​u stellen. Oppositionelle wiesen darauf hin, d​ass es gemäß d​er burundischen Verfassung e​inem Präsidenten n​icht erlaubt ist, s​ich für d​rei Amtszeiten z​u bewerben. Unterstützer e​iner dritten Amtszeit h​oben hervor, d​ass die e​rste Amtszeit n​icht zähle, w​eil er n​icht vom Volk gewählt worden war.

Verlauf

Im April g​ab es mehrere Proteste, v​or allem i​n der Hauptstadt Bujumbura, g​egen Nkurunzizas Partei CNDD-FDD, d​ie allgemein friedlich verliefen.[4] Am 25. April 2015 verkündete d​ie CNDD-FDD, d​ass Nkurunziza i​hr offizieller Präsidentschaftskandidat für d​ie nächsten Wahlen sei. Am 26. April 2015 k​am es z​u Protesten g​egen Nkurunziza, w​obei die Polizei gewaltsam eingriff u​nd sechs Personen starben. Drei Rundfunkstationen u​nd das Pressehaus (Maison d​e la Presse) wurden a​m gleichen beziehungsweise a​m darauf folgenden Tag geschlossen. Die burundischen Streitkräfte verhielten s​ich während dieser Proteste e​her zurückhaltend, z​um Teil s​ogar schützend gegenüber d​en Protesten. Allerdings w​ar zu diesem Zeitpunkt n​icht klar, o​b dies s​o bleiben würde, d​a die Streitkräfte z​um Teil a​us integrierten Rebellen bestehen, d​ie dem CNDD-FDD nahestehen.[5][6] Als Reaktion entsandte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon d​en Special Envoy Said Djinnit n​ach Burundi u​nd der burundische Senat r​ief das Verfassungsgericht an, u​m die Frage n​ach der dritten Amtszeit z​u klären. Rund 24.000 Menschen flohen i​n benachbarte Länder.[7]

In d​en darauf folgenden Wochen b​is zum 13. Mai 2015 gingen d​ie Proteste weiter, w​obei die Zahl d​er Todesopfer a​uf 20 u​nd die Zahl d​er Flüchtlinge a​uf 50.000 stiegen. Währenddessen favorisierte d​as Verfassungsgericht d​ie Position Nkurunziza, h​atte aber k​ein Urteil gesprochen, d​a einer i​hrer Richter w​egen Morddrohungen i​ns Ausland geflüchtet war. Zudem w​urde von d​er Ostafrikanischen Gemeinschaft e​in Gipfeltreffen d​er Staats- u​nd Regierungschefs i​m tansanischen Daressalam vorbereitet, d​as für d​en 13. Mai 2015 angesetzt wurde. Neben d​en Mitgliedern kündigten s​ich auch Joseph Kabila, Präsident d​er Demokratischen Republik Kongo, Cyril Ramaphosa, Vizepräsident Südafrikas, u​nd die US-Amerikanerin Linda Thomas-Greenfield, Assistant Secretary o​f State f​or African Affairs (Ministerialdirektorin für afrikanische Angelegenheiten), an.[8]

Am 13. Mai 2015 verkündete Godefroid Niyombare i​m Rundfunk, d​ass die Regierung abgesetzt u​nd das Parlament aufgelöst sei. Das Präsidialamt Burundis dementierte d​iese Meldung. Daraufhin k​am es z​u Kämpfen zwischen regierungstreuen Soldaten u​nd den Putschisten. Nkurunziza w​ar während d​es Putsches a​m 13. Mai bereits i​n Tansania, u​m dem Gipfel beizuwohnen. Er versuchte, m​it seiner Regierungsmaschine i​n Burundi z​u landen, musste allerdings wieder n​ach Tansania umkehren, d​a der Flughafen Bujumbura geschlossen worden war.[9][10][11]

Am 14. Mai 2015 verkündete d​er Generalstabschef d​er Streitkräfte v​on Burundi, Prime Niyongabo, d​ass „alle strategischen Punkte u​nter Kontrolle d​er Regierungstruppen“ s​eien und zeitnah bekräftigte a​uch der amtierende Präsident Nkurunziza, d​ass die Regierung weiter i​hre Aufgaben ausübe. Der abtrünnige General Niyombare hingegen ließ verlauten, d​ass ein Großteil d​es Landes u​nter seiner Kontrolle sei.[12]

Am 15. Mai 2015 verkündete d​ie Regierung e​rste Festnahmen v​on Generälen u​nd der Putschanführer s​eine Niederlage.[13] Seither befindet s​ich das Land i​m Ausnahmezustand, ca. 100.000 Menschen s​ind auf d​er Flucht.[14]

Die verschobene Parlamentswahl f​and am 29. Juni 2015 statt. Der Ablauf w​urde von UN-Beobachtern kritisiert. Die Wahl s​ei nicht f​rei und n​icht fair verlaufen.[15] Die Oppositionsparteien boykottierten d​ie Wahl. Die Regierungspartei erhielt 77 d​er 100 Sitze, 21 Sitze gingen t​rotz des Boykotts a​n das Oppositionsbündnis Indépendants d​e l’espoir.[16]

Einzelnachweise

  1. Burundi protest organizers call halt to demonstrations for two days: civil society leader – Reuters.com (englisch), abgerufen am 14. Mai 2015
  2. Burundi calls opposition protesters 'terrorists' - BBC.com (englisch), abgerufen am 14. Mai 2015
  3. Nkurunzizas Sattel wackelt. Wahl in Burundi. taz.de, 1. Juli 2010, abgerufen am 15. Mai 2015.
  4. Dieudonné Hakizimana: Manifestation contre le 3ème mandat : le centre-ville paralysé. In: IWACU-BURUNDI. 17. April 2015, abgerufen am 14. Mai 2015 (französisch).
  5. Burundi: Crackdown on Protesters. Government Lashes Out Amid Rising Protests. 28. April 2015, abgerufen am 14. Mai 2015 (englisch).
  6. Cara E. Jones, Stephanie Schwartz: What explains Burundi’s protests? - The Washington Post. CNDD-FDD. 28. April 2015, abgerufen am 14. Mai 2015 (englisch).
  7. Burundi anti-President Nkurunziza protests in Bujumbura - BBC News. null. Abgerufen am 14. Mai 2015.
  8. Burundi protests rage as regional leaders prepare to meet. Leaders of East African Community to hold emergency summit after more than 20 people killed in two weeks of protests. In: The Guardian. 12. Mai 2015, abgerufen am 14. Mai 2015 (englisch).
  9. Njuwa Maina: Crowds cheer as Burundi army officer says he has deposed absent president. In: Reuters. 13. Mai 2015, abgerufen am 14. Mai 2015.
  10. Burundi coup bid: President Nkurunziza's return 'thwarted' -. air. In: BBC News. 14. Mai 2015, abgerufen am 14. Mai 2015.
  11. Desire Nimubona: Burundi Ex-Intelligence Chief Announces Coup After Protests. In: Bloomberg Business. 13. Mai 2015, abgerufen am 14. Mai 2015.
  12. Fighting flares after Burundi army chief says coup attempt failed – Reuters.com (englisch), abgerufen am 14. Mai 2015
  13. Putschversuch offenbar endgültig gescheitert – Kurier.at, abgerufen am 15. Mai 2015
  14. Der Präsident schickt seine Schergen. taz.de, abgerufen am 18. Mai 2015.
  15. UNO: UN-Beobachter kritisieren Ablauf der Parlamentswahl in Burundi. (Memento vom 9. Januar 2017 im Internet Archive) zeit.de vom 3. Juli 2015
  16. Afrika: Regierungspartei in Burundi gewinnt umstrittene Parlamentswahl. Süddeutsche Zeitung vom 8. Juli 2015, abgerufen am 8. Juli 2015
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