Puchow
Puchow ist ein Ortsteil der Gemeinde Kuckssee im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland).
Puchow Gemeinde Kuckssee | ||
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Höhe: | 60 m | |
Fläche: | 5,65 km² | |
Einwohner: | 143 (31. Dez. 2010) | |
Bevölkerungsdichte: | 25 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 2012 | |
Postleitzahl: | 17217 | |
Vorwahl: | 03962 | |
Lage von Puchow in Mecklenburg-Vorpommern | ||
Dorfstraße in Puchow |
Geografie
Der Ort liegt am Wokuhlsee und Zieskensee (auch Ziese genannt). Die starke Gletscherfaltung der letzten Eiszeit bestimmt die Landschaft, die sich nach Südosten hin weit und relativ flach zur Stadt Penzlin öffnet, während nach Nordwesten der große Carlsteiner Wald sich bis nach Wrodow erstreckt. An der Straße von Penzlin nach Lapitz erhebt sich an der Ziese ein Os – ein natürlicher Hügelkamm, der den Rest einer eiszeitlichen Sanddüne darstellt. Er reicht bis Rahnenfelde und ist mit Lärchen und Kiefern bewachsen. Die Einheimischen bezeichnen diese Erhebung seit jeher als Räuberberg. Nordöstlich von Ziese und Rahnenfelde liegt das Naturschutzgebiet Kuckssee und Lapitzer See, das sich fast nahtlos an das Vogelschutzgebiet des Malliner Sees anschließt.
Rahnenfelde ist ein Ortsteil von Puchow.
Ortsname
Der Name ist slawischen Ursprungs, worauf die Endung -ow hindeutet, und könnte sich vom altslawischen Lokator Pucha ableiten, also „Ort des Pucha“.[1]
Eine andere Ableitung wäre die Herkunft vom altslawischen „puh“ oder „puhl“ für „hohl“.[2]
Geschichte
1326 wurde das Dorf, eine Anzahl von Einzelhöfen, erstmals erwähnt; eine Urkunde bestätigt die Kirche.
In einer Urkunde vom 18. Juli 1501 wird Puchow als Bauerndorf benannt. Die Bauern waren dem Ritter Berend Maltzan, der auch „Böser Bernd“ genannt wurde, dienstpflichtig. Durch Verschuldung und Verpfändung gehörten 100 Jahre später die Bauernhöfe den Rittern. Pfandherren waren Anfang des 17. Jahrhunderts Hans Angermünde und der Pfarrer Lukas Schröder.
Um 1650/1659 brannte die Kirche ab. Eine ihrer Glocken von 1506 befindet sich in einem Glockenstuhl auf dem Friedhof. In dieser Zeit wurde erstmals ein Vorwerk Puchow mit 64 Einwohnern genannt, das mit dem Rittergut Klein Lukow verbunden war.
Im 17. und 18. Jahrhundert wechselte der Gutsbesitz häufig (u. a. Familie von der Lancken; kurzzeitig die Freiherren von Maltzahn – Penzlin). Einhundert Jahre danach, 1878, erwarb Ulrich Freiherr von Maltzan-Großenluckow (1846–1931) dann Puchow und Rahnenfelde. Er war mit der schlesischen Gutsbesitzerstochter Adelheid Birnbaum verheiratet und wählte 1880 Puchow zu seinem Hauptwohnsitz, fast alle Kinder des Ehepaares wurden hier geboren.[3] Maltzahn wollte sich nach dem späteren Antritt des Erbes von Großenluckow 1893 auf sein Stammgut konzentrieren und verkaufte Puchow wieder.[4] Für 1903 bis etwaig 1905 wurde der Landsyndikus Tiedemann aus Rostock zur Ausübung der dem öffentlichen Recht angehörenden gutsherrlichen Befugnisse in Puchow und Rahnenfelde bestellt.[5]
Von 1908 bis 1945 war das Gut, auf dem 1910 das Gutshaus erbaut wurde, im Besitz der Familie von Buengner, die aus Riga stammt.[6] Die Familie wurde 1898 in den Adelsstand erhoben und stellte zuvor Bürgermeister und Kaufleute im Baltikum und zuletzt Ärzte.[7] Erster Buengner auf Puchow mit Rahnenfelde sowie auf Gevezin war Dr. phil. Adolf Heinrich Buengner (1855–1917). Im März 1908 erhielt Buengner die mecklenburgische Staatsbürgerschaft.[8] Er trug den Beititel russischer Edelmann, blieb parallel Vorsitzender des Aufsichtsrats der Rigaer Commerzbank[9] und wurde unter anderem Mitglied der Dt. Dendrologischen Gesellschaft.[10] Den erste Belehnung mit Gevezin leistete Buengner sen. nach amtlicher Bestätigung Mitte Februar 1910.[11] Als Gutsbesitzer folgte ihm später sein Sohn Carl Robert Erich (1886–1963)[12], verheiratet mit Clara Louise von Schröder-Kl. Lukow.[13] Das Ehepaar hatte zwei Töchter und zwei Söhne. Für Gevezin erhielt Erich von Buengner 1917 vom Landesherrn einen Mutschein zur Bestätigung des alleinigen Besitzes, für Puchow und Rahnenfelde musste er gesondert einen Lehneid ableisten.[14] Hauptwohnsitz des Puchower Gutsbesitzers war größtenteils das 590 ha große Nachbargut Gevezin. Die Größe des Lehngutes Puchow umfasste 1921 genau 399 ha, Rahnenfelde mit 164 ha. Der Schwerpunkt lag auf der Milchviehwirtschaft.[15] Buengner jun. war vielseitig interessiert,[16] wie sein Vater Mitglied in vielen Fachverbänden, auch im Dt. Forstverein.[17] Er beschäftigte sich speziell in Puchow mit der Pferdezucht.[18] Mit seiner ganzen Familie trat er der Deutschen Adelsgenossenschaft bei, eines fast gleich geschalteten Standesverbandes hauptsächlich für den niederen Adel gegründet, später für ebenso für den Hochadel.[19] Bis kurz vor der großen Wirtschaftskrise blieben mit den 396 ha für Puchow und für Rahnenfelde 156 ha die Besitzgrößen stabil.[20]
Ab 1945 wurde das Gut durch die Bodenreform aufgesiedelt. Ab 1960 gab es im Dorf mit Rahnenfelde eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG). Nach 1945 bis 1990 war das Gutshaus Kulturakademie des Bezirkes Neubrandenburg.
Am 1. Januar 2012 gab die Gemeinde Puchow die Eigenständigkeit auf und fusionierte mit Krukow und Lapitz zur Gemeinde Kuckssee. Bis dahin war Helgrid Weden Bürgermeisterin von Puchow.[21]
Sehenswürdigkeiten
- Zweigeschossiges, 13-achsiges, unsaniertes Gutshaus von 1910[22] mit Sockelgeschoss, Mansarddach, barockisierenden Mittelrisalit mit Säulenvorbau und Altan sowie das Ensemble um das Gutshaus mit den beiden Torhäusern am Eingang, dem Verwalterhaus, den Wirtschaftsgebäuden und dem Gutspark.
- Ehemalige Dorfschule, heute Wohnhaus, Dorfstraße 26
Literatur
- Erich Kuck: Die Gemeinde Puchow und ihr Kulturhaus. in: Auf neuen Wegen, Bd. 65, Leipzig, 1964. http://d-nb.info/364239158
Weblinks
Einzelnachweise
- Paul Kühnel: Die slavischen Ortsnamen in Meklenburg. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Bd. 46, 1881, ISSN 0259-7772, S. 3–168, hier S. 112, (online).
- Hans Witte: Wendische Zu- und Familiennamen. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Bd. 71, 1906, S. 153–290, hier S. 241, Nr. 530, (online).
- Hans Friedrich v. Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser A (Uradel). In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbände, Dt. Adelsarchiv (Hrsg.): Gesamtreihe GHdA seit 1951. Band II, Nr. 13. C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1956, S. 313–314 (d-nb.info [abgerufen am 9. Juli 2021]).
- Die Maltza(h)n 1194 - 1945: Der Lebensweg einer ostdeutschen Adelsfamilie. In: Maltzahnscher Familienverein (Hrsg.): Familienchronik. Gütersloher Druckservice Reinhard Mohn, Köln 1979, S. 375 (d-nb.info [abgerufen am 9. Juli 2021]).
- Regierungsblatt für Mecklenburg-Schwerin. Eigenverlag, Schwerin 1905, S. 325 (google.de [abgerufen am 9. Juli 2021]).
- Verein „Historisches Gutsensemble Ludorf e. V.“ (Hrsg.): Gutsdörfer im Müritzkreis. Fotografien: Gerhild Meßner. Verein Historisches Gutsensemble Ludorf, Ludorf/Müritz 2004.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Dt. Adelsgenossenschaft, Teil B (Briefadel). In: Justus Perthes (Hrsg.): Standardwerk "Gotha", der Genealogie, bis 1942 publiziert. 31. Auflage. Justus Perthes, Gotha 1939, S. 81–82 (d-nb.info [abgerufen am 6. Juli 2021]).
- Regierungsblatt für Mecklenburg-Schwerin. Eigenverlag, Schwerin 1908, S. 64 (google.de [abgerufen am 9. Juli 2021]).
- Salings (Hrsg.): Salings Börsen-Papiere. Verlag für Börsen und Finanzliteratur, Berlin, Hamburg, Leipzig 1913, S. XXXIV–678 (google.de [abgerufen am 9. Juli 2021]).
- Fritz Graf von Schwerin-Wendisch Wilmersdorf (Hrsg.): Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. Eigenverlag, Wendisch (Märkisch) Wilmersdorf bei Thyrow 1929, S. 28 (google.de [abgerufen am 6. Juli 2021]).
- Großherzoglich Mecklenburg-Strelitzscher Offizieller Anzeiger für Gesetzgebung und Staatsverwaltung 1910. Nr. 10. Eigenverlag, Schwerin 23. Februar 1910, S. 60 (google.de [abgerufen am 9. Juli 2021]).
- Deutsches Geschlechterbuch. In: Gesamtreihe DGB. 14. Auflage. Band 205, Hamburger Geschlechterbuch (Bezug Ehefrau Schröder) "Adel und Bürgertum in Hamburg". C. A. Starke, Limburg a. d. Lahn 1997, S. 567 (google.de [abgerufen am 6. Juli 2021]).
- Walter v. Hueck: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser B (Briefadel) 1978. In: Dt. Adelsarchiv e. V. (Hrsg.): GHdA Gesamtreihe seit 1951. Band VII, Nr. 68. C. A. Starke, Limburg a. d. Lahn 1978, S. 409–412 (d-nb.info [abgerufen am 7. Juli 2021]).
- Regierungsblatt für Mecklenburg-Schwerin. Amtliche Beilage. Eigenverlag, Schwerin 1. November 1917, S. XV–921 (google.de [abgerufen am 9. Juli 2021]).
- Vollrath von Lützow, Joachim Becker: Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adressbuch von Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz: Verzeichnis sämtl. größerer u. mittlerer landwirtschaftl. Güter. In: Niekammer (Hrsg.): Standardwerk Landwirtschaftliches Adressbuch. 3. Auflage. Band IV. Reichenbach, Leipzig 1921, S. 134–135 (d-nb.info [abgerufen am 6. Juli 2021]).
- Illustrirte Zeitung. Band 134. Berlin 1910, S. 411 (google.de [abgerufen am 9. Juli 2021]).
- Jahresbericht des Deutschen Forstvereins 1939. In: Geschäftsleitung Dt. Forstverein (Hrsg.): Mitgliedsübersicht und Seminarangebote. Verlagsgesellschaft Abt. Der Deutsche Forstwirt, Berlin 1939, S. 216 (google.de [abgerufen am 6. Juli 2021]).
- Amtliche Beilage zum Regierungsblatt für Mecklenburg=Schwerin. Nr. 13. Schwerin 23. März 1932, S. 126 (google.de [abgerufen am 9. Juli 2021]).
- Deutsche Adelsgenossenschaft DAG (Hrsg.): Anschriftenbuch der Deutschen Adelsgenossenschaft: Liste des in der Deutschen Adelsgenossenschaft zusammengeschlossenen reinblütigen Deutsches Adels. 1940. Auflage. Landesabteilung Mecklenburg, Abt. 1. Schlieffen-Verlag, Berlin 1940, S. 193 (d-nb.info [abgerufen am 6. Juli 2021]).
- Ernst Seyfert, Hans Wehner: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band Mecklenburg, 1928. In: Niekammer (Hrsg.): Standardwerk-Letzte Ausgabe 1928. 4. Auflage. Band IV. Niekammer’s Adressbuch G.m.b.H., Leipzig 1928, S. 207 (g-h-h.de [abgerufen am 8. Juli 2021]).
- Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2012 StBA
- Ute Linhard, Elke Onnen, Alexander Schacht, Christel Sievert: Paul Korff. Ein Architektenleben. Hrsg.: Ulrike Volkhardt. Beitrag Alexander Schacht, Anmerkung 48: wm. von Albert Giesecke und Carl Wenzke, Berlin-Charlottenburg. Lukas Verlag für Kunst-und Geistesgeschichte, Berlin 2017, ISBN 978-3-86732-263-8, S. 76 (google.de [abgerufen am 9. Juli 2021]).