Puch-Zweitakt-Doppelkolbenmotor
Der Puch-Zweitakt-Doppelkolbenmotor war ein gleichstromgespülter Zweitaktmotor, bei dem zwei Kolben in direkt beieinanderliegenden Zylindern den Brennraum gemeinsam haben und über ein geteiltes Pleuel auf eine Kurbelwellenkröpfung wirken. Wegen seiner technischen Eigenschaften und seines bescheidenen Kraftstoffverbrauches wurde er in Motorrädern verwendet. Die Puch-Werke in Graz stellten Motoren dieser Bauart von 1923 bis 1970 her.
Weitere wichtige Hersteller von Doppelkolbenmotoren waren Garelli in Italien und die Triumph-Werke Nürnberg.
Geschichte
Der italienische Ingenieur Giovanni Marcellino erfand und konstruierte in den 1920er-Jahren diesen Motor für Puch.[1][2] Er versuchte mit dessen Einbau in ein „Volksmotorrad“ das Grazer Unternehmen aus einer finanziellen Krise zu retten. Dies gelang dann sehr schnell: Der Doppelkolbenmotor wurde zum großen Erfolg. In erster Linie rüstete Puch während Jahrzehnten seine Motorräder mit einem Hubraum von 125 bis 500 Kubikzentimetern mit ihm aus. bis 1970 liefen in Graz Maschinen vom Typ Puch 250 SG(A), 250 SGS, 250 TF, 175 SV etc. mit Zweitakt-Doppelkolbenmotoren vom Band.
Prinzip
Beim Zweitaktmotor nach dem Puch-Doppelkolben-Prinzip wirkt jede Kurbelwellenkröpfung über ein gegabeltes oder geteiltes Pleuel und zwei Kolben in eigenen Zylindern auf einen Verbrennungsraum. Die beiden Kolben laufen nicht parallel, das heißt ein Kolben eilt beim Verdichten vor und beim Arbeitstakt nach.[1] Damit lässt sich das Öffnen und Schließen der Schlitze in den Zylinderwänden für den Ein- und Auslass zeitlich gut steuern (asymmetrisches Steuerdiagramm). Die Spülung im Zylinder war besser als bei anderen Zweitaktmotoren, es wurde nahezu kein Frischgas ausgestoßen. Das Ergebnis war ein geringerer Kraftstoffverbrauch. Die Motoren wurden ursprünglich längs in Motorräder eingebaut, der doppelte Zylinder wurde gleichmäßig vom Fahrtwind gekühlt. Bei der Puch 500 waren zwei Einheiten längs hintereinander eingebaut und die hinteren Zylinder schlechter gekühlt, was der Leistung Grenzen setzte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Einzylindermotoren auch quer eingebaut, was Kühlprobleme für den hinteren Teil mit sich brachte. Die Motoren liefen mehrere tausend Stunden ohne Reparatur und blieben sparsam; nachteilig war die Gefahr von Kolbenklemmern, wenn der Kraftstoff ausging.
Literatur
- Friedrich F. Ehn: Das große Puch-Buch. Die Puch-Zweiradproduktion von 1890–1987. 8. Auflage. Weishaupt, Gnas 2013, ISBN 978-3-900310-49-3.
Einzelnachweise
- Patent AT98567B: Zweizylindrige Zweitaktverbrennungskraftmaschine. Angemeldet am 17. Februar 1923, veröffentlicht am 25. November 1924, Anmelder: Puchwerke AG.
- Patent AT120661B: Drei- oder mehrzylindrige Zweitaktbrennkraftmaschine. Angemeldet am 17. Oktober 1929, veröffentlicht am 10. Januar 1931, Anmelder: Austro Daimler Puchwerke AG, Erfinder: Giovanni Marcellino.