Polyurie
Die Polyurie (von griechisch πολυουρία poliuría, deutsch ‚viel Harnen‘; deutsch auch Harnflut) ist die medizinische Bezeichnung für eine krankhaft erhöhte Urinausscheidung (vermehrte Diurese). Bei erwachsenen Menschen ist dies bei einer Harnmenge von wesentlich mehr als 2 Liter in 24 Stunden (normal 0,8 bis 1,5 Liter pro Tag) der Fall.
Klassifikation nach ICD-10 | |
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R35 | Polyurie |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Ursachen
- Diabetes mellitus: Bei einem schlecht eingestellten oder evtl. unentdeckten Diabetes mellitus kommt es auf Grund einer sog. osmotischen Diurese (Filtrationsdiurese) zur Polyurie mit Ausscheidung von Glukose (Glukosurie)
- Polyurische Phase nach einem akuten Nierenversagen
- Renaler und (früher auch hypophysär-diencephale Polyurie genannter) zentraler Diabetes insipidus (Wasserdiurese)
- Medikamente (Diuretika)
- Alkohol (hemmt zentral die ADH-Ausschüttung)
- evtl. bei chronischer Niereninsuffizienz mit Isosthenurie
- Nykturie (nächtliche Polyurie) bei Herzinsuffizienz (Ödemausschwemmung)
- Bartter-Syndrom
- Conn-Syndrom
Symptome
In der Regel findet sich neben der erhöhten Urinausscheidung (mehr als 2 l in 24 Stunden) auch ein dranghaft vermehrter Durst (Polydipsie) zum Ausgleich der Flüssigkeitsverluste. Häufig findet sich dennoch eine sog. Exsikkose (Austrocknung).
Diagnostik
- Suche nach oben genannten Grunderkrankungen
- Blutzucker
- Elektrolyte: Wichtig ist die Kontrolle der Elektrolyte, da es bei einer Polyurie zum Verlust v. a. von Natrium, Kalium und Calcium kommen kann
- Medikamenten- und Alkoholanamnese
- Hämatokrit
- Kreatinin
- Urin- und Blutosmolarität
Differentialdiagnose
Bei der psychogenen Polydipsie trinken Patienten auf Grund einer psychischen Erkrankung zu viel. Natürlich ist dann sekundär die Harnmenge erhöht. Bei der Pollakisurie ist die Miktionsfrequenz ohne Veränderung der Gesamtharnmenge erhöht.
Ältere Literatur
- Joachim Frey: Harnmengenänderungen. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin u. a. 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 905–910, und Hypophysär-diencephale Poly- und Oligurie: S. 917–919.