Poincaré-Abbildung

Die Poincaré-Abbildung (auch Poincaré map, first return map, nach dem französischen Mathematiker Henri Poincaré) ist eine mathematische Methode zur Untersuchung des Flusses eines kontinuierlichen n-dimensionalen dynamischen Systems. Dazu betrachtet man die Schnittpunkte einer Trajektorie mit einer (n-1)-dimensionalen transversalen Hyperfläche , dem Poincaré-Schnitt. Die Poincaré-Abbildung ist die Abbildung die jedem dieser Schnittpunkte den jeweils nächsten zuordnet und ist somit ein (n-1)-dimensionales diskretes dynamisches System.

Illustration der Wiederkehr einer Trajektorie nach .

Beispiel

Poincaré-Schnitt für eine periodische Trajektorie

Betrachte die Differentialgleichung und bezeichne mit den Fluss, also die Lösung zur Anfangsbedingung . Angenommen, es gibt eine periodische Trajektorie, also eine Lösung , die bei startet und nach einer bestimmten Zeit wieder dorthin zurückkehrt, . Dann kann man eine Fläche wählen, die transversal zur Trajektorie ist und diese in schneidet. Alle Trajektorien, die in Punkten in der Nähe von starten, werden dann nach einer bestimmten Zeit wieder die Fläche schneiden. Es gibt also eine kleinste positive Zeit , für die gilt. Dann ist die Poincaré-Abbildung gegeben durch . Speziell für die periodische Trajektorie erhält man einen Fixpunkt: . Die Frage, ob die periodische Trajektorie stabil ist, ist nun äquivalent zur Frage, ob der entsprechende Fixpunkt der Poincaré-Abbildung stabil ist.

Anwendung

Die Poincaré-Abbildung i​st besonders z​ur Untersuchung d​er geometrischen Strukturen chaotischer Attraktoren geeignet, d​a die zeitliche Diskretisierung e​ine wesentliche Vereinfachung darstellt.[1]

In d​er Kardiologie findet d​ie Darstellung b​ei der Auswertung e​ines Langzeit-EKGs Verwendung. Durch Anwendung a​uf die Abstände zwischen d​en jeweiligen Herzschlägen k​ann auf Herzrhythmusstörungen w​ie Vorhofflimmern rückgeschlossen werden.

Eine weitere Anwendung findet s​ich in d​er Stressforschung: h​ier lassen s​ich aus d​en Poincaré-Abbildungen m​it den beiden orthogonal aufeinander stehenden Durchmessern SD1 u​nd SD2 d​ie parasympathischen u​nd sympathischen Einflüsse a​uf die Herzfrequenz ablesen (Herzfrequenzvariabilität).

Literatur

Einzelnachweise

  1. Manfred von Ardenne et al.: Effekte der Physik und ihre Anwendungen. Verlag Harry Deutsch, Frankfurt 2005. ISBN 3-8171-1682-9, S. 1130
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.