Pogrom von Wąsosz
Während des Zweiten Weltkriegs wurden durch polnische Antisemiten beim Pogrom in Wąsosz am 5. Juli 1941 mindestens 70 Juden ermordet.
Am Samstag, dem 5. Juli 1941, kam eine Gruppe von etwa einem Dutzend Deutschen ins Dorf Wąsosz im Nordosten Polens und propagierte bei der polnischen Bevölkerung, die dort wohnenden Juden zu töten. Sie versprachen den Bewohnern, dass dies keine Konsequenzen haben werde. Die Einheimischen begannen in der darauf folgenden Nacht zu morden und töteten wahllos Juden mit Knüppeln und Messern.[1] Zeugen sagten aus, dass die Leichen mit eingeschlagenen Köpfen in Blutlachen auf den Straßen lagen. Anschließend raubten die Täter die Besitztümer der Juden. Schätzungen zufolge wurden zwischen 150 und 250 Menschen getötet, fast die gesamte jüdische Gemeinde von Wąsosz. Laut einem Bericht vom 14. Juli 1941 der deutschen Sicherheitsabteilung 221/B heißt es hingegen: „Nach dem russischen Rückzug trieb die polnische Bevölkerung von Wąsosz Juden in eine Scheune und tötete sie alle, bevor die deutschen Truppen in die Stadt einmarschierten.“[2]
An der Stelle, an der die Ermordeten begraben wurden, befindet sich ein Denkmal zu ihrem Gedenken in Form einer Mazewa (Grabstein), in die eine Menora und der Davidstern eingearbeitet sind. Die Inschrift auf dem Denkmal lautet: Hier liegt die Asche von 250 Juden, die 1941 brutal ermordet wurden. Ehre ihrem Andenken.
2015 war eine Exhumierung der jüdischen Opfer geplant, um die genaue Anzahl der Opfer und die Todesursachen zu ermitteln. Die Exhumierung wurde jedoch wegen des Protests von Rabbinern, die auf der Totenruhe bestanden, nicht durchgeführt. Daraufhin wurden 2016 die Untersuchungen eingestellt.[3]
1951 wurde Marian Rydzewski wegen Teilnahme am Pogrom vor ein kommunistisches Gericht gestellt und freigesprochen.[4] Die in Wąsosz begangenen Verbrechen wurden vom Instytut Pamięci Narodowej (polnisch Institut für Nationales Gedächtnis, IPN) unter der Leitung des Staatsanwalts Radosław Ignatiew untersucht, der zuvor die Gräueltaten beim Massaker von Jedwabne untersucht hatte. Während seines Urlaubs im Jahre 2015 wurde Ignatiew jedoch ohne Begründung abgelöst und durch Malgorzata Redos-Ciszewska ersetzt. Die Exhumierung wurde nicht durchgeführt und die Untersuchung 2016 eingestellt. Das IPN identifizierte keine weiteren Täter als die zwei polnischen Männer, die bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wegen ihrer Handlungen verurteilt worden waren.[3]
Einzelnachweise
- Elazar Barkan, Elizabeth A. Cole, Kai Struve: Shared History, Divided Memory: Jews and Others in Soviet-occupied Poland, 1939–1941. Leipziger Universitätsverlag, 2007, ISBN 978-3-86583-240-5, S. 350.
- Sara Bender: Not Only in Jedwabne: Accounts of the Annihilation of the Jewish Shtetlach in North-eastern Poland in the Summer of 1941. In: Holocaust Studies. 19, Nr. 1, 2013, S. 1–38. doi:10.1080/17504902.2013.11087369.
- Polish Institute Stops Investigation Into WWII Murder of 70 Jews, JPost (JTA), 14. März 2016. Abgerufen am 29. Februar 2020.
- Sara Grosvald: Antisemitism: An Annotated Bibliography, 2004, Volume 20. Walter de Gruyter, 14. Februar 2012, ISBN 978-3-11-094710-6, S. 180.